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Foto: Jochen Aumann (Archivbild)
Foto: Jochen Aumann (Archivbild)

An einem der gKU-Standorte im Landkreis Donau-Ries soll eine Kinderklinik entstehen. Diese Forderung stammt von der Kreis-CSU.

Nördlingen
13.12.2022

Wie realistisch ist eine Kinderklinik für Nordschwaben?

Von Verena Mörzl

Plus Die Kreis-CSU fordert, die Planungen für eine Kinderklinik im Landkreis Donau-Ries zu forcieren. Landrat und Ärztlicher Direktor des Stiftungskrankenhauses äußern sich dazu.

Wenn der Verwaltungsrat der Donau-Ries-Kliniken vor Weihnachten noch einmal tagt, wird wohl ein Thema auf der Agenda stehen, das bis zum Wochenende noch keines in Nordschwaben war. Die Kreis-CSU machte mit dem Vorstoß von sich reden, eine Kinderklinik im nördlichen Landkreis Donau-Ries zu etablieren. Doch wie realistisch ist die Forderung aus der Politik? 

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Antworten auf diese Frage liefern auf Nachfrage zum einen der Ärztliche Direktor am Nördlinger Krankenhaus, Professor Dr. Bernhard Kuch. Weitere Einschätzungen kommen zum anderen von Landrat Stefan Rößle, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrats des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU) ist, das die Kliniken betreibt. 

Ärztlicher Direktor zu Kinderklinik-Forderung: "Wir sind unterversorgt"

Professor Dr. Kuch sagt zum Kinderklinik-Vorstoß der CSU in der Region: "Eine Kinderklinik im Landkreis Donau-Ries wäre angebracht für die Versorgung der Bevölkerung". Grundsätzlich sei es in den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen so, dass in der kinderärztlichen Versorgung etwas fehle. "Wir sind tatsächlich unterversorgt", so Kuch. Im Ostalbkreis gebe es zwei Kinderkliniken, in der Stadt Augsburg zwei, in den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries jedoch keine. Dort sei zudem die ambulante Versorgung von Kindern nicht leicht.

Schwierig ist Kuch zufolge die Finanzierung einer Kinderklinik. In der Politik müsse zurecht darüber beraten werden, wie diese gestemmt werden könne. Eine Kinderklinik tatsächlich zu bauen, sei dann ein Kraftakt. Selbst bestehende Kinderkliniken hätten Probleme, Kinderärzte zu bekommen. Der Chefarzt für Innere Medizin und Kardiologie in Nördlingen sagt jedoch auch, dass sich im Landkreis Donau-Ries bereits gezeigt habe, dass die Krankenhauslandschaft nicht unattraktiv sei und Synergieeffekte geschaffen werden, von denen alle Kliniken profitieren würden. Sowohl das Krankenhaus in Nördlingen als auch das in Donauwörth müsste dann jedoch Betten schaffen, das sei nur mit einem Anbau möglich. 

Beide Standorte hätten Vorteile. Letztlich müssten Experten entscheiden, wo es am besten sei. Kuch geht davon aus, dass es am meisten Sinn ergeben würde, betrachte man den Einzugsbereich der Kliniken. So könnte herausgefunden werden, wo der größte Mangel bestehe. Dieser Vorgang müsse über den Landkreis hinaus stattfinden. 

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Landrat Rößle überrascht von Kinderklinik-Antrag

Für Landrat Stefan Rößle sei der Antrag der CSU/AL-JB-Fraktion in deren jüngsten Sitzung überraschend gekommen. Eine Debatte folgte. Rößle sagt im Gespräch mit der Redaktion, dass es wichtig sei, dass sich die Fraktionen mit den Problemen im Landkreis befassen würden und Lösungen suchten. Der Bedeutung dieses Antrags sei er sich auch bewusst, dennoch müsse man die Forderung realistisch betrachten. In der bisherigen Krankenhausplanung sei in keiner der drei Kliniken eine Pädiatrie vorgesehen gewesen. 

Bereits vor vielen Jahren habe es Überlegungen gegeben, "eine kinderärztliche Krankenhausversorgung aufzustellen", schildert Rößle. Aus dem Gesundheitsministerium in München sei jedoch eine klare Absage gekommen, da die Zahl der Geburten im Landkreis zu niedrig sei.

Allerdings sagt der Landrat auch, dass sich die Struktur ändern könnte, sollte eine Gesetzesänderung bezüglich der Fallpauschalen kommen. Darüber wird seit gut einer Woche bundesweit diskutiert, da Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Finanzierung der Krankenhäuser reformieren will. 

Grundsätzlich sagt Rößle, dass der Antrag durchaus "überlegenswert" sei, er wolle aber die Euphorie aus dem Thema nehmen. Der Verwaltungsrat des gKU treffe sich noch vor Weihnachten, die Kinderklinik-Forderung solle dort zumindest einmal angesprochen werden. 

Die Planung für eine Kinderklinik jetzt auf den Weg zu bringen, hängt nach Angaben der CSU auch mit der Krankheitswelle bei Kindern zusammen. Viele Kliniken schlagen Alarm, weil es zu wenige Plätze gibt. Mit der Kinderklinik erhofft sich die CSU auch, niedergelassene Ärzte für die Region zu finden. 

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