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Royals: "Same procedure": So bringt Charles III. den Bundestag zum Lachen

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"Same procedure": So bringt Charles III. den Bundestag zum Lachen

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    Zeit für fröhliche Momente: König Charles III. von Großbritannien spricht am zweiten Tag seiner Deutschlandreise im Bundestag.
    Zeit für fröhliche Momente: König Charles III. von Großbritannien spricht am zweiten Tag seiner Deutschlandreise im Bundestag. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

    Er wechselt zwischen Deutsch und Englisch, Vergangenheit und Zukunft, Humor und Ernst. Und gewinnt die Herzen der meisten Bundestagsabgeordneten. Mit dem britischen König Charles III. spricht am Donnerstag zum ersten Mal ein Monarch im Deutschen Bundestag, was vorab schon für Kritik der Linkspartei gesorgt hatte. Deren Abgeordnete stimmen auch nicht in den lauten Applaus mit ein, als der Besucher in deutscher Sprache sagt: "Es ist mir eine große Ehre, hier im Bundestag das Bekenntnis zur Freundschaft unserer Länder zu erneuern." 

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    Der britische König tritt noch vor seiner Krönung im Mai eine dreitägige Deutschlandreise an. Hier sind die Bilder.

    Zunächst geht der Gast aus London auf das Reichstagsgebäude ein, das selbst für die wechselvolle deutsch-britische Geschichte stehe: 1933 in Brand gesteckt, 1945 stark zerstört, sei es der britische Architekt Norman Foster gewesen, der nach der deutschen Wiedervereinigung mit der gläsernen Reichstagskuppel ein Symbol der Transparenz und der Rechenschaftspflicht der Politik geschaffen habe. Der Handel untereinander, der auf das Netzwerk der Hanse zurückreiche, habe beide Seiten wohlhabender gemacht, der kulturelle Austausch sei seit Jahrhunderten so vielfältig wie fruchtbar. Traditionsgemäß werde auch bei seiner Krönung im Mai die Musik des gebürtigen Deutschen Georg Friedrich Händel gespielt. William Turner, der berühmte britische Künstler, sei besonders für seine Gemälde von Landschaften am Rhein geschätzt, die wiederum, mithilfe des Reise-Pioniers Thomas Cook, zahlreiche Touristen von der Insel nach Deutschland gelockt hätten. Bei jungen Briten sei heute Berlin beliebtes Reiseziel. Nicht etwa in London, sondern in Weimar sei einst die erste Shakespeare-Gesellschaft gegründet worden. 

    Charles III. war bereits etwa 40 Mal in Deutschland

    Etwa 40 Mal war Charles bereits in Deutschland, so erzählt er, auch um verwandtschaftliche Beziehungen zu pflegen: Der Monarch hat eine ganze Reihe deutscher Vorfahren. Für Heiterkeit im hohen Haus sorgt er, als er aus "Dinner for One" zitiert: "Same procedure as every year." Dabei könnte der Sketch um den alkoholschwangeren 90. Geburtstag der Miss Sophie, deren Butler James die längst verstorbenen Freunde spielt, auch für die Missverständnisse zwischen beiden Kulturen stehen. In seiner Heimat weitgehend unbekannt, wird er in Deutschland seit 1972 an Silvester im Fernsehen gezeigt, als vermeintlicher Inbegriff britischen Humors. 

    Gerät die königliche Charme-Offensive bisweilen heiter, sie hat einen ernsten Hintergrund: Nach dem Brexit, dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union im Jahr 2020, ist das Land weiter um gute politische und wirtschaftliche Beziehungen mit den Ländern auf dem europäischen Festland bemüht. Noch vor seiner offiziellen Krönung Anfang Mai führt ihn seine erste Auslandsreise deshalb nicht in Commonwealth-Staaten wie Australien oder Neuseeland. Sondern auf den Kontinent, eine noch vor dem Deutschland-Besuch geplante Frankreich-Visite musste abgesagt werden, weil dort heftig gegen die geplanten Rentenreformen demonstriert wird.

    Charles' Rede im Bundestag kommt nicht überall gut an

    Schwere Themen spart der König nicht aus: Immer wieder von der deutschen in die englische Sprache und zurück wechselnd, würdigt er den Beitrag der Bundesrepublik zur Verteidigung der Ukraine, die zusammen mit Großbritannien deren größter europäischer Unterstützer sei. Auch im Kampf gegen den Klimawandel gebe es viele Gemeinsamkeiten, etwa beim Bau von Windkraftanlagen in der Nordsee. Olaf Scholz (SPD), ehemals Bürgermeister von Hamburg, freut sich sichtlich, als der royale Redner einstreut, dass er dort an diesem Freitag ein Energieprojekt besuchen werde. Der Bundeskanzler hatte den britischen König zuvor zu einem Gespräch getroffen. Dem Staatsbankett in Schloss Bellevue am Vorabend war Scholz ferngeblieben, was bei der britischen Presse teils für Irritationen sorgte. 

    Irritationen anderer Art hatte zuvor auch der Auftritt in der Herzkammer der deutschen Demokratie ausgelöst. Die Linkspartei nannte die Rede des britischen Königs Charles III. im Bundestag "hochgradig geschichtsvergessen und mit der Würde des Parlaments unvereinbar". Der stellvertretende Parteivorsitzende Ates Gürpinar sagte unserer Redaktion: „Einen König im Bundestag sprechen zu lassen, halte ich für absurd. Erinnern wir uns – Monarchien sind im Grunde Diktaturen mit mehr historischem Lametta.“ Der Rede des britischen Staatsoberhauptes im Plenarsaal werde er fernbleiben. 

    Auf die Kritik ging Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) indirekt ein, als sie Charles III. nicht nur als Oberhaupt eines befreundeten Staates, sondern auch als "Repräsentanten einer der ältesten Demokratien der Welt" begrüßte. Am Ende der Rede des britischen Königs, als die Abgeordneten des Bundestags minutenlang stehend applaudieren, erheben sich auch die Linken-Parlamentarier respektvoll von ihren Bänken.

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