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Religion: Corona-Krise bringt christliche Kirchen in Geldnot

Religion

Corona-Krise bringt christliche Kirchen in Geldnot

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    Ein Jesuskreuz und eine brennende Kerze in der römisch-katholischen Kathedralkirche Sankt Sebastian in Magdeburg.
    Ein Jesuskreuz und eine brennende Kerze in der römisch-katholischen Kathedralkirche Sankt Sebastian in Magdeburg. Foto: Ronny Hartmann, dpa

    Die Corona-Krise entwickelt sich für Kirchen zu einem schweren wirtschaftlichen Problem – ihr brechen massiv Kirchensteuereinnahmen weg. Ulrich Hemel, Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer, sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: "Es wird Heulen und Zähneknirschen geben, Verkauf und Schließung von Tagungsstätten, Krankenhäusern, Kindergärten und dergleichen – wenn es nicht ein intelligenteres Konzept gibt."

    Hemel geht davon aus, dass auf die Kirchen Einkommensverluste von mindestens 25 bis 30 Prozent zukommen. "Das ist wirklich erheblich, da bereits die Personalkosten von Kirchen bei ungefähr 70 Prozent liegen", sagte er und kritisierte: "Eine wirkliche Krisenstrategie ist aber nirgends erkennbar, eher ein fantasieloses 'Weiter wie bisher'." Hemel verweist auf das Beispiel Italien, wo Steuerzahler durch Ankreuzen bei der Steuererklärung entscheiden könnten, wem sie ihre Mittel zukommen lassen wollen. "Grundsätzlich spreche ich mich für die Abschaffung der Kirchensteuer aus – trotz vieler Bedenken und nötiger Umbauten."

    Kirchensteuer ist Haupteinnahmequelle der großen christlichen Kirchen

    Der katholische Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, geht von einer Verschärfung der Haushaltslage in seinem Bistum aus. Bereits vor der Corona-Krise hatte es mit einem Minus von rund 4,7 Millionen Euro im Wirtschaftsplan 2020 gerechnet. "Die Krise wird dieses Minus aber noch vergrößern. Die aktuelle Lage macht es jedoch erforderlich, die bestehende Schwerpunktsetzung unserer Aktivitäten zu überprüfen und gegebenenfalls einige Aufgaben neu zu gewichten", sagte Hanke unserer Redaktion.

    Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bayerischer Landesbischof, sagte: "Wir haben es in Bayern und zeitversetzt in der EKD mit massiven Kirchensteuerausfällen zu tun. Wir werden ebenso beherzt wie klug sparen müssen, auch da, wo es weh tut." Bedford-Strohm gibt sich dennoch optimistisch: "Auch mit weniger Geld gehen wir mit Zuversicht in die Zukunft."

    Die Kirchensteuer ist die Haupteinnahmequelle der großen christlichen Kirchen in Deutschland. Sie beschert ihnen nicht nur Milliarden-Einnahmen – im Jahr 2018 erhielt die katholische Kirche knapp 6,65 und die evangelische 5,8 Milliarden Euro –, sondern hat sie auch in eine finanzielle Abhängigkeit gebracht. Da die Kirchensteuer an Lohn- oder Einkommensteuer gekoppelt ist (in Bayern und Baden-Württemberg beträgt sie acht Prozent davon), steigt und fällt die finanzielle Leistungsfähigkeit der Kirchen in erheblichem Maße mit der Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Konjunktur.

    Die ausführliche Geschichte zum Thema Kirchensteuer lesen Sie hier.

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