In weiten Teilen Spaniens fallen in diesen Tagen die meisten Corona-Regeln, nur in einigen Regionen – darunter Mallorca – gelten weiterhin strenge Beschränkungen. Und das sorgt auf Mallorca zunehmend für Frust. Während in Spaniens Hauptstadt Madrid oder in Barcelona am Wochenende die Rückkehr zur Normalität und das Ende der nächtlichen Ausgangssperre gefeiert wurde, gab es auf der Urlaubsinsel gewalttätige Proteste.
In Palma de Mallorca lieferten sich Jugendliche Straßenschlachten mit der Polizei
Mallorca hält an Einschränkungen des öffentlichen Lebens und bürgerlicher Freiheiten fest, um die bevorstehende Sommerurlaubssaison nicht zu gefährden. Ein Kurs, der auf Widerstand stößt: Die wachsenden sozialen Spannungen auf der Insel entluden sich denn auch am Wochenende in der Inselhauptstadt Palma in einer Straßenschlacht wütender Jugendlicher mit der Polizei. Auf beiden Seiten gab es mehrere Verletzte. Die Beamten nahmen 16 Menschen fest. „Freiheit, Freiheit“, hatten hunderte Demonstranten skandiert. Als Flaschen und Steine gegen die Sicherheitskräfte flogen und Mobiliar zerstört wurde, griffen die Beamten ein. Nach einer Stunde war die Lage unter Kontrolle.
Die Ausgangssperre gilt auf Mallorca weiterhin
Auslöser der Gewalt war die nächtliche Ausgangssperre, die auf Mallorca und den balearischen Nachbarinseln seit Monaten von 23 Uhr bis 6 Uhr gilt – und die noch wenigstens bis Ende Mai in Kraft bleiben soll. Auch die Strände, an denen in früheren Zeiten abends gerne gefeiert wurde, bleiben von 21 Uhr an gesperrt. Mallorca gehört damit zu den spanischen Regionen mit den strengsten Coronaregeln. Dabei hat die Insel mit 23 Infektionsfällen pro 100.000 Einwohner eine der niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenzen Spaniens und ganz Europas. Die spanienweite wöchentliche Fallhäufigkeit liegt bei einem Wert von 84. Einen der höchsten Werte Spaniens weist dagegen ausgerechnet Madrid auf, wo es nun für Handel, Gastronomie und Nachtschwärmer praktisch keine Einschränkungen mehr gibt.
Viele Gastwirte auf Mallorca haben kein Verständnis für die Corona-Maßnahmen
Viele Gastwirte Mallorcas haben für die fortbestehenden Restriktionen auf der Ferieninsel daher kein Verständnis. Sie beklagen, dass sie weiterhin nicht in ihren Innenräumen die Tische decken und auch an der Theke nichts servieren dürfen. Nur gastronomische Außenterrassen dürfen sie bewirtschaften – seit dieser Woche immerhin bis 22.30 Uhr. Allerdings sind maximal vier Personen pro Tisch erlaubt. „Die Inselregierung stranguliert uns“, lautet ihr Vorwurf. Ihre Drohung: der Gerichtsweg. Doch auch wenn Mallorca nur langsam lockert, der Tourismus ist trotzdem wieder angelaufen. Allein im März kamen laut mallorquinischem Statistikinstitut 62.000 internationale Urlauber auf die Insel, darunter 44.000 Deutsche. Die Inselregierung hofft auf eine Hochsaison ohne größere Corona-Probleme.
Zudem sollen Urlauber mit einer kostenlosen Covid-19-Reiseversicherung gelockt werden, wie Tourismusminister Iago Negueruela ankündigte. Diese Covid-Police soll vor allem einen eventuell notwendigen Krankenrücktransport abdecken. Auch wer auf Mallorca während seines Aufenthalts in ein Quarantänehotel muss, solle für Extrakosten nicht herangezogen werden, sagte der Minister.
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