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Analyse: Kanzlerkandidatur: Söder und Laschet müssen sich entscheiden

Analyse

Kanzlerkandidatur: Söder und Laschet müssen sich entscheiden

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    Laschet oder Söder? Die K-Frage wird in der Union längts nicht mehr nur freundlich diskutiert.
    Laschet oder Söder? Die K-Frage wird in der Union längts nicht mehr nur freundlich diskutiert. Foto: Guido Kirchner, dpa (Archiv)

    Erinnern Sie sich noch an den Schulz-Zug? Nur ganz dunkel? Genau das ist das Problem. Vor vier Jahren brauste jener Zug scheinbar unaufhaltsam durch die Republik. Als Zielbahnhof hatten Lokführer Martin Schulz und seine SPD das Kanzleramt ausgegeben – und zwischendurch lagen sie auch ziemlich gut im Fahrplan. Doch je länger sie unterwegs waren, desto langsamer kamen sie voran.

    Einige falsch gestellte Weichen später tuckerte der Schulz-Zug schließlich als Bimmelbahn auf ein Abstellgleis der deutschen Geschichte. Gut möglich, dass die potenziellen Kanzlerkandidaten der Union in diesen Tagen an Martin Schulz denken. Jedenfalls schleichen Armin Laschet und Markus Söder seit Wochen um die Unionslokomotive herum – und drohen die Abfahrt zu verpassen.

    Der Streit zwischen CSU und CDU darf nicht zur Seifenoper werden

    Würde Deutschland nicht gerade mitten in der schwersten Krise der Nachkriegsgeschichte stecken, könnte man durchaus amüsiert verfolgen, wie sich die Chefs der Schwesterparteien gegenseitig belauern. Kein Wort, in dem nicht etwas Kleingedachtes mitschwingt. Keine Tat ohne Kalkül. Auf der einen Seite Armin Laschet, der unbedingt will, obwohl ihn die Wähler nicht unbedingt wollen. Auf der anderen Markus Söder, der zumindest will, dass jeder denkt, dass er könnte, wenn er denn wollte. Wunderbare Voraussetzung für eine Seifenoper in mehreren Akten.

    Zwischen Ostern und Pfingsten wollen Markus Söder (links) und Armin Laschet klären, wer Kanzlerkandidat von CDU und CSU bei der Bundestagswahl 2021 wird.
    Zwischen Ostern und Pfingsten wollen Markus Söder (links) und Armin Laschet klären, wer Kanzlerkandidat von CDU und CSU bei der Bundestagswahl 2021 wird. Foto: Sven Hoppe, dpa (Archiv)

    Doch den Menschen in Deutschland ist derzeit nicht nach Unterhaltung. Sie erwarten in der Pandemie klare Führung – gerade von Parteien wie CDU und CSU. Je länger die beiden Rivalen taktieren, je länger sie in verschiedene Richtungen ziehen, desto eher laufen sie Gefahr, dass die Wähler auf einen anderen Zug aufspringen.

    Auch die Grünen hadern noch: Robert Habeck oder Annalena Baerbock?

    Die SPD hat ihren Kandidaten längst benannt. Richtig Fahrt aufgenommen hat Olaf Scholz zwar noch nicht, aber zumindest kann er schon mal eine mögliche Route Richtung Regierung ausarbeiten. Die Grünen stehen wenigstens schon am Bahnsteig. Auch sie wollten sich ja möglichst viel Zeit lassen.

    Auch sie sind sich längst nicht einig, wer aus der Doppelspitze denn nun das Kommando übernehmen soll. Robert Habeck hat zwar die höheren Beliebtheitswerte, fällt in Interviews aber regelmäßig mit erstaunlichen Wissenslücken auf. Das Klein-Klein des politischen Alltags scheint nicht seine Welt zu sein. Im Wahlkampf könnte ihm das auf die Füße fallen. Deshalb würden viele Grüne lieber Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin sehen.

    Ein ewiges Hin und Her ramponiert auch den späteren Kanzlerkandidaten

    Am 19. April will die Parteispitze bekannt geben, wer für die Grünen an den Start geht. Viel mehr Zeit sollte sich die Union auch nicht mehr lassen. Denn das ewige Hin und Her, die gegenseitigen Sticheleien gehen nicht nur vielen Wählern auf die coronabedingt ohnehin dünnen Nerven. So ramponiert man auch den späteren Kanzlerkandidaten. Die Narben eines monatelangen internen Ringens werden bleiben – und das könnte dazu führen, dass sich im Wahlkampf dann nicht alle so richtig für den eigenen Mann ins Zeug legen.

    In Situationen wie diesen ziehen Politiker gerne jene Floskel aus dem Satzbausteine-Kasten, dass die Menschen im Land doch nun wirklich drängendere Probleme hätten, als Personalfragen zu diskutieren. Doch genau das ist ja der Grund, warum CDU und CSU diese wichtigste Personalfrage seit eineinhalb Jahrzehnten dringend beantworten müssen. Damit sich die Union, die in Krisenzeiten stets als Garant für Stabilität gegolten hat, endlich wieder voll auf die Bewältigung der Pandemie konzentrieren kann.

    Aktuelle Umfragen zeigen, dass eine nächste Bundesregierung ohne CDU und CSU nicht ausgeschlossen ist. Laschet und Söder laufen Gefahr, nach der Ära Merkel den Anschlusszug zu verpassen.

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