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Nordkorea: Von Diktator Kim Jong Un fehlt weiter jedes Lebenszeichen

Nordkorea

Von Diktator Kim Jong Un fehlt weiter jedes Lebenszeichen

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    Bilder einer alten Rede von Nordkoreas Diktator Kim Jong Un im südkoreanischen Fernsehen. Erholt sich der 36-Jährige von einer Herzoperation oder ist er in erstem Zustand?
    Bilder einer alten Rede von Nordkoreas Diktator Kim Jong Un im südkoreanischen Fernsehen. Erholt sich der 36-Jährige von einer Herzoperation oder ist er in erstem Zustand? Foto: Lee Jin-Man, dpa

    Er sei schon tot, sagen die einen. Eine schwere Operation habe er überstanden, mutmaßen die anderen. Weitere vermuten, Kim Jong Un, Staatschef von Nordkorea, sei an Covid-19 erkrankt. Seit Tagen häufen sich Gerüchte über den Gesundheitszustand des 36-jährigen Diktators, der seit zwei Wochen nicht mehr öffentlich gesehen wurde. Und im verfeindeten Bruderstaat Südkorea, der mit Nordkorea seit fast 70 Jahren formal im Kriegszustand verharrt, könnte man sich nun heimlich die Hände reiben. Immerhin hat Kim Jong Un auch Südkorea immer wieder mit Raketentests bedroht. Erst am 15. April, neben einem Jubiläumstag im Norden auch das Datum der Parlamentswahlen im Süden, jagte Nordkorea wieder eine Rakete in die Luft.

    Doch südlich der Grenze geht man mit der Sache anders um. Es scheint sogar, als würde die aktuelle Krisensituation, die vom fraglichen Zustand Kim Jong Uns bis zum möglichen Ausbruch des Coronavirus reicht, alte Probleme vergessen machen. „Wir werden die realistischsten und praktischsten Lösungen für eine Süd-Nord-Kooperation erörtern“, verkündete Südkoreas Präsident Moon Jae In mit Blick auf die Virusepidemie. „Das ist im Moment die dringendste Frage.“ Trotz der schwer bewaffneten Staatsgrenze fügte Moon hinzu: „Süden und Norden stellen einen gemeinsamen Lebensraum dar, der als Basis dient, von der aus wir uns auf eine Friedensgemeinschaft zubewegen.“

    Coronavirus: Über die Lage in Nordkorea herrscht Unklarheit

    Dabei deutet derzeit wenig auf einen gemeinsamen Lebensraum hin. Während sich nämlich Südkorea über die letzten Wochen zum weltweiten Vorbild im Krisenmanagement gemacht hat, wird über Nordkorea gerätselt. Kann es wirklich wahr sein, dass es dort noch keinen einzigen Infektionsfall gibt, wie es gegenüber der Weltgesundheitsorganisation bisher gemeldet wurde? Oder versucht das Regime um Kim Jong Un nur Stärke in einer Zeit zu demonstrieren, in der das Land eigentlich darniederliegt?

    Über die Lage in Nordkorea herrscht schon länger Unklarheit. Dass es keinen einzigen Infektionsfall gibt, wird zumindest dadurch glaubhafter, dass schon ab Ende Januar die Landesgrenzen zu China und kurz darauf auch zu Russland geschlossen wurden. Allerdings berichtete das südkoreanische Fachmedium Daily NK Anfang März mit Berufung auf eine anonyme Quelle, dass an die 200 Soldaten entlang der Grenze zu China Fiebersymptome gezeigt hätten. Sollte das Virus in Nordkorea grassieren, könnten die Folgen für das Land und sein schwaches Gesundheitssystem verheerend sein. Südkorea hat bereits die Lieferung von Millionen Masken und 20.000 Schutzanzügen angeboten.

    Unklar ist aber, ob das kommunistische Land politisch gelähmt ist. Vor einer Woche berichtete der US-amerikanische Sender CNN, Staatschef Kim Jong Un sei schwer krank. In Südkorea wird aber von offizieller Seite bezweifelt, dass Kim in einem bedrohlichen Zustand sei oder gar tot, wie ausländische Boulevardmedien spekulierten. Für beides gebe es keine Informationen der Geheimdienste, die von einer dramatischen Entwicklung Wind bekommen haben müssten.

    Das gut informierte Medium Daily NK berichtete, der Diktator erhole er sich von einem Eingriff am Herzen und sei am 12. April operiert worden. Es beruft sich auf einen Informanten innerhalb des Landes. Dieser nehme an, dass der Eingriff aufgrund mehrerer Faktoren nötig gewesen sein könnte – Kims Übergewicht, Rauchgewohnheiten und „Überarbeitung“ eingeschlossen.

    Kim Jong Uns Nachfolgerin? Spekulationen um Schwester Kim Yo Jong

    Am Wochenende zitierte der US-Sender Fox Newsden außenpolitischen Präsidentenberater Moon Chung In aus Südkorea mit den Worten, Kim sei „am Leben und es geht ihm gut“. Der Machthaber befinde sich seit dem 13. April in Wonsan. Dort wurde auch dessen 250 Meter langer Privatzug auf Satellitenbildern gesichtet.

    Gesicherte Erkenntnisse zur Lage in Nordkorea, das weitgehend von der Außenwelt isoliert ist, gibt es nicht, auch nicht über eine offizielle Nachfolgeregelung in Pjöngjang. Im Mittelpunkt der Spekulationen steht in Südkorea Kims jüngere Schwester Kim Yo Jong. Kims eigene Kinder – er soll drei haben – sind zu jung, um für eine Machtübernahme infrage zu kommen. Die Schwester, die Anfang 30 ist, gilt nicht nur als einflussreiche Beraterin. Mit ihr würde sichergestellt, dass die Macht weiter in der Hand der Kim-Dynastie liegt, die seit mehr als 70 Jahren über das Land herrscht. Mit der Festigung der Macht von Kim Jong Un stieg auch die Schwester in der Hierarchie auf. Inzwischen ist sie „Alternatives Mitglied“ im Politbüro des Zentralkomitees der Arbeiterpartei. Das Politbüro gilt als höchstes Vollzugsorgan innerhalb des Zentralkomitees. Möglich ist auch, dass im Todesfall die Macht zunächst von einem Zirkel einflussreicher Funktionäre und Militärs ausgeübt wird, bis Kim Jong Uns Kinder erwachsen seien. (mit dpa)

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