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Wahlkampf: Wahlkampf der Union: Die CSU leidet unter Armin Laschet

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Wahlkampf der Union: Die CSU leidet unter Armin Laschet

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    Armin Laschet, CDU-Kanzlerkandidat (rechts), und Markus Söder, CSU-Chef und Ministerpräsident von Bayern.
    Armin Laschet, CDU-Kanzlerkandidat (rechts), und Markus Söder, CSU-Chef und Ministerpräsident von Bayern. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    So darf man in der CSU nicht denken – und doch tun es offenbar gar nicht so wenige: Sollen doch im Bundestag, wenn es mit Armin Laschet als Kanzlerkandidat der Union nicht endlich bergauf geht, ruhig SPD, Grüne und FDP eine „Ampelkoalition“ bilden, dann ist der CSU, wenn im Herbst 2023 in Bayern gewählt wird, die absolute Mehrheit im Landtag wieder sicher. Die Partei müsste in Berlin keine schmerzlichen Kompromisse eingehen, könnte in der Opposition zeigen, was „CSU pur“ heißt, und sich ansonsten auf Bayern konzentrieren. Das Kalkül dahinter: Durchatmen, die eigene Machtbasis in Bayern festigen und dann mit Wucht durchstarten – ohne Rücksicht auf Koalitionen und ohne sich weiter mit der schwächelnden Schwesterpartei CDU rumärgern zu müssen. Einzige Voraussetzung, damit es auch so klappt: Die CSU müsste, um hinterher jede Schuld an einer möglichen Wahlniederlage der Union bei der Bundestagswahl von sich weisen zu können, in Bayern ein besonders gutes Ergebnis holen. Das heißt, sie müsste mit ihrem Wahlergebnis noch weiter vor der CDU liegen, als sie das üblicherweise ohnehin tut.

    Doch selbstverständlich sind derart abenteuerliche taktische Überlegungen in der CSU nicht annähernd mehrheitsfähig. Das wäre keine Strategie, das wäre ein „Hasardspiel“, sagt ein Mitglied aus dem Parteivorstand. Es wäre „hochgefährlich und mit Sicherheit falsch“. So sehr es die kleine Schwesterpartei auch wurmt, dass Laschet in diesem Wahlkampf aus ihrer Sicht „bisher nicht in die Gänge kommt“, so fest sind die maßgeblichen Damen und Herren an der Spitze der Partei in ihrer Überzeugung, dass CDU und CSU alles daran setzen müssen, den nächsten Kanzler zu stellen und die neue Bundesregierung zu führen.

    Wahlkampf mit Armin Laschet: CSU-Chef Markus Söder steckt in einem Dilemma

    Sogar Leute, die nicht zur engeren Fangemeinde von CSU-Chef Markus Söder gehören, sehen ihren Parteivorsitzenden in einem Dilemma. „Er kann es in der momentanen Situation fast nur falsch machen“, sagt eine langjährige politische Weggefährtin. Sobald er Kritik äußere, wie zuletzt mit dem Hinweis, die Union könne einen Wahlkampf nicht im „Schlafwagen“ gewinnen, heiße es gleich wieder, Söder trete gegen Laschet nach, weil er ihm die Kanzlerkandidatur nicht überlassen hatte. Zu ruhig sein allerdings dürfe Söder auch nicht, sonst könnte ihm unterstellt werden, er lasse Laschet in eine Niederlage laufen, nur um hinterher sagen zu können, dass er der bessere Kandidat gewesen wäre.

    CSU-Wahlkämpfer vor Ort berichten, dass sie durchaus noch gute Chancen sehen, den Trend wieder zugunsten der Union umzukehren. „Die Menschen sind uns gegenüber nicht unfreundlich, aber es ist keine Euphorie da“, sagt ein Kandidat aus Schwaben und bestätigt, dass es bei den Bürgerinnen und Bürgern „eine gewisse Skepsis gegenüber Armin Laschet gibt“. Mit den meisten Kandidaten seiner Partei sei er sich einig: „Wir brauchen auf alle Fälle noch eine Mobilisierung mit konkreten Themen und klaren Botschaften.“ Laschet verkaufe sich bisher „unter Wert“.

    Mehrere CSU-Leute berichten aber auch, dass aktuell kaum jemand aus den Reihen der Union zum CDU-Chef durchdringe. Es werde zwar viel telefoniert zwischen den Schwesterparteien, aber Laschet höre offenbar nicht einmal auf andere CDU-Ministerpräsidenten. Seine Antwort auf die Aufforderung, er solle „endlich mehr Gas geben“, sei immer wieder dieselbe: Er wolle, so Laschet, keinen Wahlkampf mit persönlichen Attacken führen. In der CSU versteht man das nicht. Dort heißt es, zwischen persönlichen Attacken und netten Interviews gebe es „noch viel Luft für richtigen Wahlkampf“.

    Auch die CSU überzeugt nicht alle Mitglieder mit ihren Inhalten

    Söders Auftreten gegenüber Laschet wird in der CSU mittlerweile als durchaus wohl dosiert beschrieben. Die Anmerkung mit dem Schlafwagen hätte es aus Sicht einiger Christsozialer zwar nicht gebraucht. Das sei eine Spur zu scharf gewesen. Aber dass Söder immer wieder darauf hinweise, was für die Union auf dem Spiel steht, sei richtig. Erst am Wochenende hatte Söder gesagt: „Es besteht jetzt die ganz große Gefahr, dass es eine Mehrheit jenseits der Union geben kann. Das muss jedem klar sein. Die Führung einer Bundesregierung durch die Union, was die Mehrheit will, die ist gefährdet.“

    Doch auch am CSU-Chef gibt es parteiintern Kritik. Klare inhaltliche Botschaften, so sagt ein alter Parteistratege, könnte die CSU auch selbst setzen. Dazu brauche es die Schwesterpartei nicht zwingend. Unter den Extra-Forderungen, die bei der Parteiklausur in Gmund am Tegernsee verabschiedet wurden, seien aber keine „begeisternden Inhalte“ gewesen.

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