Die Jugend von heute – eine selbstverliebte, in die sozialen Medien abgetauchte Generation ohne jeden Gemeinsinn? Dieses Klischee korrigiert jetzt eine neue Studie des Statistischen Bundesamtes, nach der die Menschen in Deutschland sich über alle Altersklassen hinweg ähnlich stark ehrenamtlich engagieren. Bei den Jüngeren sind es 36 Prozent, bei den älteren mal 37 und mal 38 Prozent – alles Werte, die den Politikern zu denken geben sollten, die sich für eine allgemeine Dienstpflicht stark machen. Die Bereitschaft, sich aus freien Stücken zu engagieren, ist in Deutschland offenbar deutlich ausgeprägter als angenommen.
So könnte freiwilliges Engagement künftig gefördert werden
Das heißt nicht, dass Gewerkschaften, Kirchen, Parteien oder Vereine keine Nachwuchssorgen hätten – die haben sie schon alleine wegen der sinkenden Geburtenzahlen und der Konkurrenz durch immer neue Alternativen und Initiativen vom Klimaschutz bis zum Kampf gegen Hass im Netz. Eine soziale Pflichtzeit aber, wie sie unter anderem der Bundespräsident vorschlägt, würde daran wenig ändern. Wer gezwungen ist, in einem Altenheim, einer Jugendherberge oder einem Umweltschutzprojekt zu arbeiten, würde dies in den seltensten Fällen engagiert, sondern im Zweifel widerwillig tun. Freiwilliges Engagement zu fördern, etwa durch eine kleine Aufwandsentschädigung oder das Anerkennen solcher Zeiten bei der Rente, stärkt das Gemeinwohl mehr als jeder staatliche Zwang.