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Foto: Sven Hoppe, dpa
Foto: Sven Hoppe, dpa

Passagiere stehen mit ihrem Gepäck vor der Sicherheitskontrolle am Flughafen München. Dort werden derzeit zahlreiche Flüge gestrichen.

Flugverkehr
14.07.2022

Das Reise-Chaos erreicht kurz vor den Sommerferien auch Bayern

Von Stefan Lange, Stephanie Sartor

Plus Warum die Lage kurz vor dem Sommerurlaub auch am Münchner Flughafen so angespannt ist und mit welchen Einschränkungen Reisende rechnen müssen.

Das Chaos an den Flughäfen, das man bisher vor allem vom Sommerferienbeginn in Nordrhein-Westfalen kannte, hat nun auch Bayern erreicht. Am Münchner Flughafen stapeln sich derzeit unzählige Koffer, Flugzeuge verspäten sich – und dann streicht die Lufthansa auch noch zahlreiche Verbindungen.

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Dass es zu Engpässen an Flughäfen komme, sei derzeit ein weltweites Phänomen, sagt Corinna Born, Sprecherin des Flughafens München. „Das Luftverkehrssystem ist sehr komplex, und so bauen sich schnell Verzögerungen und Verspätungen auf.“ Dass es aktuell an Bayerns größtem Flughafen mitunter chaotisch zugeht, sei mehr dieser generellen Entwicklung als einer Personalnot zuzuschreiben, sagt sie. „Wir sind personell eigentlich gut aufgestellt.“ Zwar habe man 13 Prozent des Personals während der Pandemie abgebaut – derzeit liege das Flugaufkommen aber auch erst bei etwa 75 Prozent im Vergleich zu 2019. „Wir können theoretisch alles gut abwickeln, aber nicht, wenn das weltweite System aus den Fugen gerät, Flieger später ankommen und später rausgehen.“ Mitunter habe man mehrere Flugzeuge, die gleichzeitig abgefertigt werden müssten – und dann wird es eng. Die Zuständigkeit für das Gepäck liege bei den Airlines. Dass derzeit Koffer zurückblieben, bestätigt Born. „Wenn die Koffer nicht zeitgerecht geladen werden können, dann warten die Piloten manchmal nicht den kompletten Ladevorgang ab.“

In München und Frankfurt streicht Lufthansa weitere 2000 Flüge

In München und Frankfurt streicht die Lufthansa nun weitere 2000 Flüge für den Sommer – Tausende mehr waren es bereits zuvor. Das mache man, um das „System zu entlasten“, sagt Lufthansa-Sprecherin Bettina Rittberger. Die gesamte Luftfahrtbranche leide unter Engpässen und Personalmangel. Streiks der Flugsicherheit und eine erhöhte Corona-Krankenquote hätten das System zusätzlich belastet, fährt Rittberger fort. Gleichzeitig habe es eine immens starke Zunahme des Verkehrsvolumens gegeben.

Von den Streichungen seien vor allem Flüge in den Verkehrsspitzen am Nachmittag und am Abend betroffen. „Ziel ist es, einen stabilen Flugplan anzubieten, tagesaktuelle Streichungen zu vermeiden und damit die Auswirkungen auf unsere Fluggäste so gering wie möglich zu halten“, sagt Rittberger. Betroffen seien vor allem innerdeutsche und innereuropäische Flüge. Ausgenommen seien die in der Ferienzeit gut ausgelasteten klassischen Urlaubsziele.

Bisher helfen an den Airports noch keine Gastarbeiter aus

In den vergangenen Wochen wurde immer wieder darüber diskutiert, ob Gastarbeiter aus der Türkei das Problem lösen könnten. Der Vorschlag von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), ausländischer Hilfskräfte anzuwerben, sei zwar das richtige Signal, komme aber viel zu spät, sagt der CSU-Europa-Politiker Markus Ferber. „Die hohe Nachfrage nach Flugreisen war keine Überraschung. Durch den Dornröschenschlaf der Ampel-Regierung sind jegliche Pläne zur Personalgewinnung für den Sommerurlaub 2022 zu spät.“

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Nach Angaben des Flughafenverbandes ADV würden bisher noch keine Arbeitskräfte aus der Türkei an deutschen Airports aushelfen. „Das Bundesverkehrsministerium hat die Verfahrensvoraussetzungen festgesetzt. Die privaten Bodenverkehrsdienstleister und die Flughafenbetreiber können somit ihren Bedarf – unter den vorgegebenen Bedingungen – an Mitarbeitern aus der Türkei ermitteln“, erklärt eine Sprecherin des Verbands.

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