Chaos an den Flughäfen: Der Staat ist keine Reiseversicherung

15.07.2022

Die chaotischen Zustände an den Flughäfen verderben derzeit vielen Urlaubern die Freude. Der Ärger darüber ist verständlich, aber der Ruf nach staatlichen Maßnahmen greift zu kurz.

Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen ist dieser Sommerurlaub so verdient wie schon lange nicht mehr. Die Ferienfreude wird vielen Reisenden gerade durch teils chaotische Zustände an den Flughäfen vermiest. Der Ärger darüber ist verständlich, es muss dringend Besserung her, auch das steht außer Frage. Die Rufe nach staatlichen Maßnahmen greifen indes zu kurz.

Im Frühjahr 2020 schickte die Bundesregierung nach dem Ausbruch der Pandemie 260 Charterflieger in alle Welt, um Touristen nach Hause zu holen. Die Maßnahme war nicht unumstritten, machte aber Sinn, weil viele Reisende vom Ausbruch des Virus‘ komplett überrascht wurden. Die Rückkehrer mussten zudem für die Kosten aufkommen. Eine ähnliche, millionenschwere Rettungsaktion zur Chaos-Behebung kann es nicht geben. Die Zustände an den deutschen Airports entwickelten sich schließlich nicht über Nacht, sie sind das Ergebnis einer längeren Entwicklung. Die beiden Hauptursachen für das Durcheinander haben schon die Vorgängerregierungen nicht in den Griff bekommen.

Für das Durcheinander an den Flughäfen gibt es zwei Hauptgründe

Da ist zum einen der Boom bei den Billigfliegern. Je mehr Maschinen in der Luft sind, desto mehr ist am Boden zu tun. Die Folgen beklagte 2005 bereits Bundesfinanzminister Hans Eichel. Der SPD-Politiker forderte eine Kerosinsteuer, um die seiner Ansicht nach zu billigen Billigflieger teurer zu machen. Die Steuer gibt es bis heute nicht. 

Die Debatte über den Fachkräftemangel, das zweite große Problem, reicht ebenfalls weit zurück. Zuletzt war es die Union, die 2019 ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz durch den Bundestag brachte, das den Mangel beheben sollte. Es wurde durch die Pandemie ausgebremst und konnte bis zum Regierungswechsel keine Wirkung entfalten.

Es gab also durchaus Versuche, die Probleme im Flugverkehr in den Griff zu bekommen. Allzu heftige Kritik am Staat scheint da unangebracht. Schon gar nicht kann eine Regierung, auch wenn sich das viele wünschen, als Vollkasko-Reiseversicherung fungieren und jedes Urlaubsrisiko ausbügeln.

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