
Baerbock zeigt Selbstironie und ein Vampir mit Doppelnamen seine Zähne


Bei der Verleihung des Karnevalsordens "Wider den tierischen Ernst" zeigen Annalena Baerbock und Marie-Agnes Strack-Zimmermann höchst unterschiedlich Humor. Nicht allen ist zum Lachen.
Nun ist Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nicht per se eine Stimmungskanone. Aber Humor ist ja immer dann am besten, wenn er nicht nur die anderen trifft. Insofern macht die Grünen-Politikerin durchaus etwas richtig, als sie den Karnevalsorden "Ritterin wider den tierischen Ernst" verliehen bekommt.
Denn sie zeigt, dass sie auch über sich selbst lachen kann. Man habe sie gewarnt, gibt Baerbock gleich am Anfang zu: "Annalena, nach dieser Woche, bitte, keine Witze über den Bundeskanzler. Und vor allem: keine Versprecher."
Guter Vorsatz, schließlich geistern seit Tagen Erzählungen durch das politische Berlin, die der Außenministerin und deren Chef eine veritable Beziehungskrise attestieren. Und dann war da ja noch die Sache mit dem Versprecher, als Baerbock bei einer Befragung in Straßburg kürzlich der fatale Satz herausrutschte: "We are fighting a war against Russia." Auf Deutsch: "Wir führen einen Krieg gegen Russland." Und der Kanzler musste nachher die diplomatischen Scherben zusammenkehren.
Annalena Baerbock will keine Witze über Olaf Scholz machen – und tut es dann doch
Jetzt, in der Büttenrede, sollte ihr nicht noch so ein Fauxpas unterlaufen. Also lieber kurzfassen? Baerbock geht einen anderen Weg und bricht gleich ihren Vorsatz, keine Scherze über Olaf Scholz zu machen, der zuletzt maximal wortkarg regierte: "Keine Versprecher macht man ja eigentlich nur, wenn man gar nichts sagt – und das können andere besser." Bevor das Eis zu dünn wird, biegt Baerbock sicherheitshalber aufs stabile Festland ab, Richtung Opposition – oder FDP.

Die Liberalen hatten in der Karnevalssitzung schon zuvor Marie-Agnes Strack-Zimmermann in die Bütt geschickt. Und die Verteidigungsexpertin machte ihrem Ruf, schonungslos auszusprechen, was andere nicht zu denken wagen, alle Ehre.
Bissig nimmt die FDP-Politikerin – als Vampir verkleidet – vor allem CDU-Chef Friedrich Merz auseinander. Zunächst einmal versucht es die Frau mit dem derzeit meistzitierten Doppelnamen noch mit Selbstironie. "Von Kopf bis Fuß ganz formidabel, ohne Zweifel ministrabel. In jeder Talkshow ein Gewinn, weil ich die Allergeilste bin", sagt sie in Anspielung darauf, dass ihr nicht nur politische Gegner eine gewisse mediale Überpräsenz nachsagen.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann wird bissig gegen Friedrich Merz
Dann aber geht es schnell anderen an den Kragen. Über Merz, der erst im dritten Anlauf CDU-Vorsitzender wurde, lästert sie: "Den wollte zweimal keiner haben, weil er nur schwerlich zu ertragen. Noch so ein alter weißer Mann, der glaubt, dass er es besser kann. Die Sitten, so moniert er voller Trauer, sind nicht mehr wie bei Adenauer."
Der Sauerländer nimmt es im Publikum sitzend eher süßsauer. Seine Stimmung wird nicht besser, als Strack-Zimmermann nachlegt: "Wer vor Krieg geflohen ist, verhöhnt er als Sozialtourist. Heißt ein Junge Ali und nicht Sascha, beschimpft er ihn als Grundschul-Pascha. Und alle Klima-Aktivisten sind für ihn nur noch Terroristen."
Dass die FDP-Frau direkt vom CDU-Chef zu Wladimir Putin überleitet, ist dann vielleicht doch eine Spur drüber. Aber, schwacher Trost: Neben dem „Flug-Zwerg“ Merz (Anspielung auf seinen Privatflieger), geraten auch der „Berg-Zwerg“ Markus Söder oder der „Kanzler-Zwerg“ Olaf Scholz ins Visier vom Vampir. Bitterböser und teils schlüpfriger Humor, über den nicht alle lachen können.
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Es ist Karneval und da muss man nicht jede Rede einer jeden Närrin oder eines jeden Narren kommentieren oder beleidigt sein.
Maskerade perfekt gelungen, aber Waffenlobbyisten und Kriegstreiber sind auch ohne Schminke zu erkennen. Den Auftritt kann man jedoch auch als "Popo-Lis-Mus" bewerten.
Die Büttenrede von Marie-Agnes Strack-Zimmermann war giftig, so wie sie halt in den Talkshows auch immer ist. Jens Klingbeils Rede war war vor allem so gut, weil sie mit Friedrich Merz sowohl den politischen Gegner als auch Wolfgang Kubicki und Frau Strack-
Zimmermann aufs Korn nahm, allesamt auffällig behutsam und auf den Koalitionsfrieden bedacht, eine Rede, die zeigt, dass er der
eigentliche Kopf der SPD ist und von allen Seiten den größten Beifall bekam, mit recht. Mit ihm als Kanzler wäre die größte Schwäche der SPD behoben, nämlich Scholz.