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Roadtrip nach Südfrankreich
13.06.2022

Bauernhofcamping-Tagebuch: Von alten Römern, interessanten Menschen und lustigen Tieren

Auch so kann Camping aussehen - mehr über Familien-Camping ohne Campingplatz lesen Sie in dierser Geschichte.
Foto: Lea Thies

Wer naturnaher, exklusiver und kostengünstiger campen möchte, steuert alternative Stellplätze an. Was es dabei zu beachten gibt und wen man da auf einem Roadtrip bis Südfrankreich alles trifft. Ein Logbuch ...

Camping ist wie Lakritze: Man liebt es oder man hasst es. Dazwischen gibt es eigentlich nichts. Seit der Corona-Pandemie steigt die Zahl der Camping-Fans rapide, was sich auch auf den Straßen und Campingplätzen bemerkbar macht. Es sind mehr Wohnmobile unterwegs - und weil die ohne Campingplatzinfrastruktur auskommen, steigt auch die Nachfrage für alternative, günstigere Stellplätze. Im Internet gibt es zahlreiche Apps, die Privatstellplätze auf Wiesen oder Bauernhöfen vermitteln. Aber wie funktioniert das Camping mit maximaler Freiheit eigentlich?

Wie wird man Abwasser ohne Campingplatz los?

Wir haben es mit Kind, Kegel und Wohnmobil mal ausprobiert. Die einzigen Konstanten der Reise: 1. Es geht gen Süden. 2. Campingplätze sind tabu. Aber wo wird man ohne Campingplatz dann eigentlich das ganze Abwasser los? Wo tankt man dann Frischwasser? Und wo gibt's Spannendes für Kinder am Wegesrand zu entdecken? Wir haben die Antworten gefunden.

Drei Profi-Tipps gleich für den Anfang

Tag 1 - Bad Waldsee-Augsburg-Mertingen: Wer sich ein Wohnmobil ausleiht, muss sich trotz der beeindruckenden Größe solch eines Gefährts erst einmal ins Klein-Klein begeben: Knöpfe drücken lernen. Wo geht die Heizung an? Wo das Warmwasser? Wo sieht man, wie viel Frisch- und wie viel gebrauchtes Wasser (Grauwasser) noch an Bord sind und wie es um die Batterien steht? Was bedeutet welches Piepen? Wie entsorgt man die Chemietoilette? …

Nach eineinhalb Stunden kennen wir uns aus – und wissen auch, wo Flüssigkeiten ins Wohnmobil rein und wieder rauskommen. Unser Einweiser von Hymer erzählt auch gleich die Geschichte vom Diesel im Wassertank, einem leitungstechnischen Totalschaden. Wetten, dass seine Worte bei jedem Tanken wie aus dem Off des Hinterkopfes auftauchen werden? Drei weitere Tipps brennen sich in unser Camper-Gedächtnis: 1. Fürs Chemietoilettenentleeren Einmalhandschuhe mitnehmen. 2. Die Chemietoilette mit Klopapier auszulegen hält sie sauberer. 3. In Mietfahrzeugen niemals das Leitungswasser trinken, denn man wisse ja nie, wie sauber der Vorgänger gearbeitet hat oder ob wie bei unserem Leih-Womo die Leitungen auch nach jedem Einsatz desinfiziert werden.

Für Sohnemann gibt es ein Camping-Job-Upgrade

Nach dem Kurs der Knöpfe in Bad Waldsee hat das Vorschulkind der Camper-Crew jedenfalls gleich einen Lieblingsschalter ausgesucht, für den es die nächsten Tage zuständig sein soll: das automatische Trittbrett an der Schiebetür, das piept, wenn man es vor dem Abfahren nicht eingezogen hat. Der Job ist ein Upgrade zum sonstigen Campingurlaub, in dem ja bekanntlich der Abwasch Kinderaufgabe ist. Da das Waschbecken im geliehenen Wohnmobil ist für eine solche Wasserorgie zu klein, die Wasservorräte zu wertvoll sind, ist Sohnemann ist nicht traurig drüber, dass die Großen den Abwasch übernehmen werden.

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Auch die haben nach wenigen Kilometern bereits eine Lieblingsfunktion gefunden, noch dazu eine, die ohne Knopf, vollautomatisch anspringt: Mit dem Tote-Winkel-Assistenten und der Rundum-Rückfahrkamera lässt sich das Riesengefährt zum Glück auch ohne Übung einfach manövrieren.

Schlaue Wohnmobile passen auf und piepen

Daheim in Augsburg ist das Wohnmobil in zwei Stunden gepackt: Alles wie sonst im Campingurlaub mit dem kleinen Wohnwagen - nur ein paar mehr Klamotten als üblicherweise - wir haben die nächsten Tage keine Zeit für Handwäsche oder Sockenrodeo in einem Waschsalon. Die kleine Nachbarstochter ist hin und weg vom Riesengefährt im Hof, schaut sich im Dachgeschoss um und protestiert, dass sie nicht mitkommen kann. Sie hat das Camping-Lakritze-Gen!

Als wir losfahren möchten, piept das Wohnmobil: Der Trittbrettexperte springt auf, drückt seinen Schalter - es piept weiter. Alle Fenster zu? Ja! Es piept weiter. Das Hubdach richtig eingerastet? Nein! Nochmal auf und zu. Kein Piepen mehr. Los!

Erste Station auf unserem Roadtrip: der Hof einer Freundin. Eigentlich wollten wir unterwegs auch noch ihr Pferd streicheln und füttern, aber das Packen dauerte zu lange. Also direkt zu ihr nach Hause nach Mertingen - wir nehmen den hübschen Weg über Kloster Holzen und Allmannshofen. Schade, dass er Bäcker gerade nicht auf hat, über dessen Brot Kollege Richard Mayr kürzlich in seiner Brotback-Titelgeschichte im Wochenend-Journal geschrieben hat.

Kreuzung bei Kloster Holzen im Wald.
Foto: Lea Thies

Wir entspannen beim weiteren Cruisen und genießen die neue Fast-Lkw-Perspektive. Wenig später wird's dann kurz aufregend: Die Hofeinfahrt ist eine Abiturprüfung für Neulinge im Womo-Cockpit, aber dank Kameras, Spiegel und den Handzeichen der Freunde ohne Kratzer gemeistert. Der erste tierische Camping-Nachbar: ein Storch. Zum Abendessen gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf Frankreich: Flammkuchen mit Spargel, dazu köstlicher japanischer Käsekuchen. Dank Kühlschrank an Bord, können wir ihn sogar mit auf den Trip nehmen.

Weil die Temperaturen in der Nacht unter zehn Grad fallen sollen, stellen wir die Heizung an. Wie war das nochmal mit den Knöpfen? Ein bisschen Gedrehe überm Kühlschrank - und dann gute Nacht. Ach ja: Könnten Campinggefährte reden, hätte sich unseres nachts mit dem Wohnwagen unserer Freundin unterhalten können, der nebenan im selbstgebauten Caravan-Port steht, über Reiseziele, die Crews, die Erlebnisse am Straßenrand, das Fernweh im Winter ... .

Unser erster tierischer Nachbar: Meister Adebar.
Foto: Lea Thies

Tag 2 - Mertingen-Augsburg-Itzelberger See: Zum Aufwachen ist es im Wohnmobil recht kühl. Man sollte die Auswahl der Temperatur auch mit Knopfdruck bestätigen. Nun: Learning by freezing. Kleiner Scherz, so schlimm ist es nicht, wir haben ja Decken an Bord, nehmen aber für die Hubdachschläfer noch welche zusätzlich mit. Nach dem Frühstück düsen wir noch einmal nach Augsburg. Der Vorteil beim Hof-Hopping: Wenn man nicht gleich Strecke macht, kann man auch länger mal ohne Probleme kurz umdrehen.

Unterwegs begegnen uns "Rennwürschdle"

Weil Camping ohne Campingplatz auch öffentliche Stellplätze beinhaltet, wollen wir einen nahe Heidenheim an der Brenz ausprobieren und steuern auf der Landstraße in Richtung Itzelberger See, den wir als Tipp im Stellplatzführer "99 Wohnmobilstellplätze unter 10 Euro in Deutschland" gefunden haben. Kaum passieren wir die Grenzen zu Baden-Württemberg, bekommt der Jüngste in der Camping-Crew Hunger.

Hier wurde ein Traum verwirklich.
Foto: Lea Thies

Wir könnten eine schnelle Feldküche am Wegesrand öffnen, doch kurz vor Nattheim taucht an der Straße die Imbissbude "Öxler's Rennwürschdle" auf. Kurz darauf erfahren wir die Geschichte zu dieser ungewöhnliche Tankstation für Menschen. Nadine Braulik erzählt: Der Chef verkauft ja eigentlich im eigenen Laden Motorräder, kocht aber gerne und hat sich mit diesem Imbiss während des Lockdowns seinen großen Traum erfüllt. Nun koche er Saucen vor, kümmere sich um die Zutaten seiner Gerichte. Ab und zu steht er auch selbst im Wagen und brutzelt oder serviert.

Mathias Öxler ist Imbisbetreiber aus Leidenschaft. Nadine Braulik assistiert ihm.
Foto: Lea Thies

Und was sind Rennwürschdle? Die Geschichte erzählt Mathias Öxler höchstselbst, als er in der Mittagspause kurz an seinen Imbiss kommt: "Früher haben wir bei den Motorradrennen immer Würstchen gegessen und vorher ausgemacht: Wer bringt die Rennwürschdle mit? Da war klar, wenn ich einen Imbiss aufmache, muss der so heißen." Die Rennwürschdle-Ausstattung von: Scharfe Wurst, Kraut, Sauce. Auch Currywurst fällt unter die Kategorie Rennwürschdle - endlich auch mal mit weißer Wurst. Dieses landläufig übliche Rotwurst-mit-Curryketchup-Verwuschten in Bayern versteht doch kein Mensch.

So sieht ein Rennwürschdle aus.
Foto: Lea Thies

Und erwarten über 120 Jahre Campingerfahrung

Am Nachmittag parken wir das Wohnmobil am Itzelberger See, auf Schotter und neben einem Meer aus Brennnesseln. Die Vorgänger-Camperin mit dem Illterisser Kennzeichen, die gerade ihren Platz räumt, vererbt uns kurz vor ihrer Abfahrt sogar noch ihr Strom-Restguthaben. Unsere neuen Nachbarn auf der Schwäbischen Alp sind Manfred, Brigitte und Balou aus Solingen. Sie haben gemeinsam über 120 Jahre Campingerfahrung, von der wir bestimmt auch noch profitieren werden.

Unser Stellplatz am Itzelberger See - und neben einem Brennnesselmeer.
Foto: Lea Thies

Aber erst einmal tauft das Kindergartenkind der Crew unser Wohnmobil auf den Namen Spock, dem vulkanischen Raumfahrer aus Star Treck. Weil ja auch unser Spock spitze Ohren hat - zumindest sehen die Ausbuchtungen, die den Heck-Schlafbereich ein bisschen breiter machen, mit etwas Fantasie so aus. Irgendwie ist unser Spock ja auch ein Raumschiff, weil er uns durch Zeit und Raum trägt. Und wir sind Raumfahrende.

Hund Balou schläft unter dem Nachbarwohnmobil, an dem auch ein Hunde-Warn-Aufkleber hängt: "Ich brauche fünf Sekunden zur Tür, und du?" Vermutlich ist er in einem Womo sogar noch schneller. Der Fußball, der ab und zu über den Schutter zu ihm rollt, interessiert ihn nicht. Wir entdecken aber eine praktische Neufunktion der Markisenausrollstange: Fußball-aus-Brennnessel-Hol-Stange.

Schild am Itzelberger See.
Foto: Lea Thies

Genug gekickt. Wir erkunden den Raum um den See, in den die Brenz fließt. Das Wasser ist klar und fast Blautopfblau. Zum Baden ist der See zu kalt, für einen Umrundungsspaziergang genau richtig. Auf halber Strecke gibt es ein Lokal mit Spielplatz und Minigolf - und frisch geräucherter Forelle, unser Abendessen. Unser Nachbar-Kiosk hilft uns mit einer Flasche Leitungswasser aus. Nachts gibt es ein Quak-Konzert.

Tag 3 - Itzelberger See-Aalen-Mainhardt: Stellplatzcampen ist schon eine sehr pragmatische Angelegenheit und vor allem bei Ü60-Campingfans beliebt. Wir wünschen es uns aber gemütlicher, grüner, natürlicher - mit mehr Platz, auch zum Fußballspielen. Das soll uns die nächste Station bieten, die wir ansteuern. Und mehr haarige Tiere. Vor der Abfahrt wollen wir noch Grauwasser ablassen, die Chemietoilette (Schwarzwasser) entleeren und Frischwasser tanken. Premiere an einer Stellplatzversorgungsstation.

Manfred gibt uns noch mehr Profi-Tipps

Manfred eilt uns zur Hilfe, als wir etwas ratlos auf die Entsorgungssäule schauen und erklärt alle Funktionen. "Man sollte immer einen Eimer dabei haben für das Grauwasser", sagt er und will uns seinen leihen. Omas alte riesige Edelstahl-Schüssel, die es irgendwie an Bord geschafft hat, tut es aber auch. Nächster Manfred-Tipp: "Mit dem Grauwasser kann man auch den Schwarzwassertank ausspülen, das spart Frischwasser." Zu spät. "Wir haben auch eine zweite Kassette für die Chemietoilette dabei, so kommen wir länger ohne Entsorgungsstation aus", verrät Manfred noch.

Erst einmal Geschichte tanken in Aalen: auf zum Limesmuseum

Als wir für einen Euro Frischwasser auffüllen möchten, leiht uns Manfred schnell seinen Adapter und zückt die Gießkanne, denn als unser Tank zu 50 Prozent voll ist, ist die Wasseruhr aber noch nicht abgelaufen. Schon wieder was gelernt: Camper helfen sich nicht nur beim Strom, man teilt auch Wasser, wenn etwas übrig ist. Erfahrungen natürlich auch.

Manfred und Brigitte könnten ein dickes Campingbuch schreiben, so viel haben sie schon gesehen, so viele Länder bereist. Rund die Hälfte des Jahres sind sie inzwischen unterwegs, genießen die Freiheit, hinfahren zu können, wohin sie wollen, täglich neue Menschen zu treffen und gleichzeitig immer das Zuhause dabei zu haben. Wir machen Platz für die neue Bekanntschaft der beiden und brechen auf nach Aalen, zum Limesmuseum.

Limesmuseum in Aalen.
Foto: Lea Thies

Weil das sich Kindergartenkind an Bord gerade für Römer interessiert, möchten wir mit ihm die berühmte Grenze erkunden. Camping hat ja indirekt auch was mit den Römern zu tun, leitet sich das Wort doch vom lateinischen Wort campus für "Feld" ab. Im Limesmuseum Aalen tanken wir erst einmal etwas Geschichtswissen, schauen uns den Limesverlauf auf Karten an ("Wo ist Augsburg, Mama?"), bestaunen Fundstücke. Filius ist schwer angetan von den ausgestellten beschlagenen Römersandalen, die in einem alten Brunnen die Jahrhunderte überstanden hatten. Der Pilot kauft im Museumsshop eine Mini-Fortuna-Figur als Glücksgöttin unserer Reise.

Camping-Glücksfall nahe dem Limes

Sie ist uns hold, denn der nächste Stellplatz, den wir finden, ist ein campingtechnischer Glücksfall: Durch die Landvergnügen-App gelangen wir über die "Idyllische Straße" (die heißt wirklich so!) auf den ebenfalls idyllischen Hof von Doris Braun, der in dem Weiler Riegenhof am Ortsrand von Mainhardt liegt. "Wir sind hier im Barbarenland", begrüßt sie uns lachend, als der kleine Römerfan sie nach dem Limes fragt und zeigt auch gleich den Einstieg zum Weg, der zu dem kleinen Nachbau eines Teils der einstigen Befestigungsanlage führt.

In Riegenhof bietet Dorin Braun besondere Stellplätze an.
Foto: Lea Thies

Erst aber parken wir Spock auf einer Wiese unter einem alten Birnenbaum und neben einem Tipi. Auf dem Nachbarcampus blöken die Kamerunschafe, während wie Stühle und Tische aufbauen, wird aus dem Römerfan wieder ein Fußballfan und kickt den neuen WM-Fußball durchs Gras.

Doris Braun bietet nicht nur Fremden eine Herberge, sie hat auch eine Hof-WG gegründet.
Foto: Lea Thies

Weil wir nicht sonst wie gefühlt fast alle Wohnmobilisten Fahrräder dabei haben, gehen wir die zehn Minuten zu Fuß zum Limes-Nachbau - und staunen, welch dicke Bretter dort wohl einst in den Boden gerammt wurden. Daneben dann noch ein Nachbau einer etwas jüngeren, ebenfalls beeindruckenden Grenzanlage: die Haller Landhege.

Erst der Limes, dann eine Hainbuchen-Dornen-Hecke

Diese 200 Kilometer lange Hainbuchen-Dornen-Hecke markierte bis 1802 die Rechtsgrenze der Reichsstadt Schwäbisch Hall. Auch Räuber schlüpften durch die Durchlässe - die Geschichten dreier Männer aus einer Räuberbande wird auf Stelltafeln erzählt und auch vom örtlichen Laientheater nachgespielt. Sie hat kein Happy End.

Limesnachbau am Ortseingang von Mainhardt.
Foto: Lea Thies

Zurück auf dem Riegenhof treffen wir wieder Doris und sie erzählt uns mehr über ihr Zuhause und die Projekte auf ihrem Hof: den Heilkräutergarten, den Gemeinschaftsacker, das Teekräuterfeld, den Hofladen, das Bruderkalbprojekt, die Bienenvölker, den Veranstaltungssaal, das Brotbacken. Die Gemeinderätin und "viereinhalbfache Großmutter" erzählt auch von der Hof-WG, von den Bewohnern, den zwei- und vierbeinigen, und wer sonst noch alles vorbeikommt - etwa drei bis vier Wohnmobile pro Woche.

Unser Stellplatz auf dem Riegenhof.
Foto: Lea Thies

Doris sagt: Die Camperschaft hat sich schon geändert

Weil sie keine Zeit für Urlaub habe, hole sie sich die Welt auf den Hof, sagt Doris. Daher mache sie etwa auch bei Landvergnügen mit oder auch bei der weltweiten Bewegung WWOOF (Willing Workers on Organic Farms), durch die Menschen auf Höfen mit ökologischem Landbau für Kost und Logis mitarbeiten können. Sogar eine junge Frau aus Japan habe schon einmal auf dem Riegenhof geholfen. "Da haben wir dann ganz viel Sushi gegessen", erinnert sich Doris. Sie freut sich, dass auf ihrem Hof immer etwas los ist und sie den Menschen die Natur und die Landwirtschaft näher bringen kann. Die Naturverbundenheit hätten alle Besucherinnen und Besucher gemein, auch solche, die eigentlich nur einen kostenlosen Stellplatz suchen. Davon gibt es seit der Corona-Pandemie mehr, hat Doris festgestellt.

Vor dem Abendessen setzen wir uns noch zu den Kamerunschafen ins Gehege und warten, dass sie sich streicheln lassen, nach dem Abendessen wir bis zum Sonnenuntergang gekickt.

Diese Kamerunschafe leben auf Doris Brauns Hof und sind dort die vierbeinigen Rasenmäher.
Foto: Lea Thies

Tag 4 - Mainhardt-Weil der Stadt-Bieselsberg: Ein Druck- und ein Drehknopf sorgen für das Lieblings-Morgengeräusch: "tststs - puff" klingt es leise durch das Wohnmobil, wenn die Gastflamme für die Cafétera anspringt. Dann ein Kaffee mit Blick ins unverbaute Grün, menschenleere Morgenstille - wunderbar. Das sucht man auf vielen Campingplätzen vergeblich. Gleich mal die Exklusivität ausnutzen und die Außendusche ausprobieren. Einfach den Schlauch des Badezimmerwasserhahns aus dem kleinen Fenster ziehen und Wasser Marsch. Die Wiese freut sich.

Der Limesturm-Nachbau auf dem Heidenhügel bei Mainhardt.
Foto: Lea Thies

Weil es beim Bauernhofcamping zum guten Ton gehört, auch etwas im Hofladen zu kaufen, und wir auch neues Brot brauchen, schauen wir uns in Doris' gut sortiertem "Lädle" um und kommen mit einer ganzen Kiste an Lebensmitteln und Mitbringseln zurück. Dann heißt es "Tschüss Doris" und ab ins Römerland, nach Bieselsberg im Nordschwarzwald - natürlich nicht, ohne vorher noch die beiden Limes-Wachturm-Nachbauten nördlich und südlich von Mainhardt zu besichtigen. Der Römer-Fan hätte sonst zurecht ein Riesentheater gemacht.

Ein Wohnmobilist erzählt in vier Minuten aus der großen, weiten Welt

Unsere Frischwasservorräte müssen aufgefüllt werden und wir steuern mithilfe der App Stellplatzradar einen öffentlichen Stellplatz mit Versorgungsstation an - in Weil der Stadt, dem Geburtsort des Astronomen Johannes Kepler. Jenem Mann, der das Keplersche Teleskop erfand und vor über 300 Jahren die nach ihm benannten Gesetze der Planetenbewegung entdeckte, ein Raumfahrer im Geiste quasi. Für einen Euro füllen wir unseren Frischwassertank, halten dabei Smalltalk mit einem Wohnmobilisten, dessen Gefährt mit LEO-Kennzeichen Spock richtig niedlich wirken lässt. Spanien, Griechenland, Saharastaub, halbes Jahr Homeoffice, altes Wohnmobil zum Neupreis weiterverkauft, Warten auf den Doppelachser ... Was halt so in fünf Minuten reinpasst.

Benjamin Sixt und Catherina Haessler versorgen ihre Gäste in Bieselsberg auch mit frischem Salat.
Foto: Lea Thies

In Bieselsberg begrüßt uns ein schwarzer Hahn, der etwas gelangweilt in einer Einfahrt neben der Dorfscheune sitzt und auf Spock glotzt. Fortuna hat wieder ein Herz für uns Bauernhofcamper: Benjamin Sixt und Catherina Haessler sind daheim, ihr einziger Womo-Stellplatz ist frei und auch nicht reserviert. Wir schiffen also Spock um die Scheune herum und können unser Camper-Glück fast nicht fassen: Unverbaute Aussicht auf das Tal, in dem Catherinas Schwarzwälder Pferde grasen, eine Wiese mit Lagerfeuerstelle.

"Legt einfach etwas in die Kasse"

Benni reicht uns eine Flasche gekühlten, selbstgemachten Apfelsecco und bietet uns an, für fünf Euro pro Erwachsenen Toilette und Dusche in der Dorfscheune zu benutzen, worüber sich der Fast-Zwei-Meter-Mann an Bord besonders freut. Strom für Spock gibt's auch noch. "Legt einfach etwas rein", sagt er und zeigt auf eine angeschraubte Kasse in der Scheune, "wollt ihr auch noch einen Salat haben?", fragt er.

Erst Salat, dann Lagerfeuer

Wir folgen ihm zu Hochbeet und dürfen sogar zwischen grünen und lilafarbenen Blättern wählen. Catherina taucht mit dem Kinderwagen auf und erweitert das Wohlfühlpaket ihrer Gäste: Lagerfeuer in der Feuerschale, Sternenhimmelgucken ("Habt ihr Decken?"), selbstgemachte Marmelade im Dorfscheunen-Schrank, Eier von ihren glücklichen Hühnern zum Frühstück - als hätten die Federtiere die Worte gehört, kommen sie angegackert. Aus den Büschen zum Nachbargrundstück tauchen die drei anderen Kinder der Familie auf. Dorfidylle pur.

Camping mit Lagerfeuer - perfekt!
Foto: Lea Thies

Catherina und Benni bringen etwas Leben in den Ort. Von der Gemeinde hatten sie die leer stehende Dorfscheune übernommen und zu einem Veranstaltungsort umgebaut. Hinter der Scheune stehen seit der Pandemie zwei Tiny-Ferienhäuser auf der Wiese, durch die vermehrt Gäste nach Bieselsberg kommen und auch durch Landvergnügen lockt immer wieder Fremde in das kleine Dorf der Gemeinde Schömberg. Das Paar findet die Idee des Bauernhofcampings gut, die Nähe zur Natur, die Einblicke in Hofbetriebe - Catherina und Benni möchten es auch mit der eigenen Familie mal ausprobieren, nach der Heuernte vielleicht.

Manche Gäste möchten nur kostenlos übrnachten

Dann sagen sie Ähnliches wie Doris Braun am Tag zuvor: Seit Corona würden die Gäste aber vermehrt vergessen, dass es sich in erster Linie um einen Genuss-Guide handele, nicht um einen günstigen Stellplatzführer. Es komme nun häufiger vor, dass sie nichts in die blaue Kasse legen oder wegen Kleinigkeiten groß diskutieren. Aber es gebe natürlich auch wunderbar schräge Erfahrungen: "Einmal war ein Pianist da, der Kinder und ein Klavier dabei hatte und dann auch gespielt hat", erzählen Catherina und Benni begeistert. Wer durchs Gästebuch in der Scheune blättert, dem springt ebenfalls Begeisterung entgegen.

Zum Abendessen holen wir unser Mini-Kerzen-Raquelette hervor, transformieren den Käse aus Doris' Hofladen und speisen in der Abendsonne mit Blick ins Tal. Nach einem kurzen Besuch bei den Pferden machen wir uns ein Lagerfeuer und warten, dass die Sonne endlich untergeht und wir Sterngucker werden können.

Tag 5 - Bieselsberg-Nyon: Die Sonne scheint uns auf den Frühstückstisch. Genauer: auf Rührei von glücklichen Hühnern steht - doch die Wetter-App kündigt schon eine Regenfront an. Um der zu entkommen, müssen wir heute Strecke machen - und entscheiden uns für die kürzere Route über die Schweiz. Der Plan: Abends auf einem französischen Hof auf Höhe Grenoble übernachten. Gut, dass wir Hörbücher für den Teenager und das Kindergartenkind dabei haben.

So sehen Eier von glücklichen Hühnern aus.
Foto: Lea Thies

Doch der Pfingstferienverkehr macht uns einen Strich durch die Rechnung und wir verlieren im Stau Zeit und bald ist klar: Bis 18/19 UIhr schaffen wir es nicht über die französische Grenze, später sollte man aber auf den meisten Höfen nicht aufkreuzen. An Bord kein schweizerisches Landvergnügen. Wir machen also das Beste aus unserem Verkehrs-Pech und entscheiden kurzerhand, Freunde in Nyon zu besuchen und noch einmal das Stellplatzcamping auszuprobieren.

Auf Nummer sicher gehen am Genfer See

Die Stellplatzradar-App empfiehlt uns einen Parkplatz nahe dem See, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Uefa-Gebäude - der jüngste Camper an Bord jubelt schon. Als wir Spock auf den Parkplatz steuern, stolziert ein Pfau vorbei - das ist aber auch das einzige Highlight der Asphaltwüste an der stark befahrenen Straße. Zu laut, zu viel Stein, zu unschön. Die Pilotin erspart ihrer Familie die Gruselgeschichten von Wohnmobilaufbrüchen auf öffentlichen Parkplätzen, von denen es im Internet einige gibt. Belebt schützt vor Einbruch nicht, die Erfahrung haben auch Jasmin und Jonas Mittag gemacht, die mit ihrer Familie einen Langzeittrip im Wohnmobil gemacht haben und mit "Family goes Camping" (Frech Verlag) ein gutes Buch über ihre Campingerfahrungen geschrieben haben. Sie wurden nachts im Großraum Bordeaux bestohlen. Keine Lust auf potenzielle ungebetene Gäste und böse Überraschungen am Morgen. Wir stellen uns lieber in den Hof unserer Freunde, auch mit viel Stein, aber dafür grüner und sicherer.

Nyon - klein und beschaulich am Genfer See. Das hätte unsere Camping-Aussicht sein können.
Foto: Lea Thies

Erst einmal aber fahren wir zum Seeufer, weil wir uns mit den Freunden in der Altstadt zum Dinner treffen wollen - Fahrräder wären jetzt mal wieder praktisch gewesen, die ganz engen Gassen sind mit einem Raumschiff nicht zu machen, Assistenzsysteme hin oder her. Tiefgaragen wegen der Höhe auch nicht. Doch der Parkplatzgott ist uns auch wohlgesonnen. Spock passt in eine etwas größere Parkbucht mit Seeblick - eigentlich auch ein schöner Stellplatz... Gilt ein aufgestelltes Wohnmobildach eigentlich schon als Camping? Wir wollen es nicht auf eine nächtliche Diskussion mit der Polizei anlegen und parken brav im Hof unserer Freunde - Spock ist heute also auch ein Gästezimmer auf Rädern. Als die Kinder schlafen, wechseln wir die App, checken schon einmal Höfe in Frankreich und greifen dabei auf den bereits in Deutschland bei der Hofsuche bewährten Trick zurück: Wir schauen uns das Grundstück mit Google Earth auch von oben an. Gut zur Grünbestimmung.

Tag 6 - Nyon-N85-Sainte Croix du Verdon: Heute kein "tststs - puff", weil Frühstück bei den Freunden. Und dann ab über die Grenze, auf die N 85, die Route Napoleon. Jene legendäre Strecke zwischen Grenoble und Antibes, die der berühmte Franzose mit seinen Getreuen in entgegengesetzte Richtung nahm, als er nach seiner Verbannung auf die Insel Elba im März 1815 nach Paris marschierte. Die Straße wurde aber erst vor fast 100 Jahren gebaut, eine teils sehr kurvige Strecke durch sagenhaft schöne Landschaften, etwa vorbei am Nationalpark Ecrins und auch an unzähligen Boulangerien, Brasserien, Patisserien. Das Wohnmobil schnurrt, ihm machen die Steigungen gar nichts aus.

Endlich in Frankreich - und ab auf die N85, die legendäre Route Napoleon.
Foto: Lea Thies

Wir möchten zu Eseln und landen bei Trüffelhunden

Wir möchten zu Madame Blondel und ihren Eseln, von ihr lernen, wie sie Seife herstellt. Die App-Bilder von dem Hof bei Forcalquier sehen idyllisch aus. Laut Führer sollen wir uns telefonisch anmelden – doch Madame sagt in den Hörer, dass sie am Abend nicht da sei. Wir müssen also eine neuen Hof-Alternative finden. Freiheit, die ich meine: App auf - Höfe in der Nähe spotten. Wenn schon keine Esel, wie wär's mit Trüffeln und Lavendel an einem See?

Auf der Route Napoleon gibt es spektakuläre Aussichten.
Foto: Lea Thies

Wir kurven durch Eichenwälder, vorbei an Lavendelfeldern, über Hügel und durch kleine Orte - und stehen kurz vor 18 Uhr am Tor des Maison du Lavandin in Sainte-Croix-du-Verdon. Trüffelhund Mika und seine Gang begrüßen uns schwanzwedelnd, Besitzerin Marie-France Bourjac zeigt auf die Wiese unter den Trüffeleichen – wo schon ein paar Wohnmobile stehen. Aber trotzdem schön und mit viel Platz. Die Jungen spielen Ball mit dem Bordercollie des Hofes (was der zum Leidwesen des Fußballfals der neue Champions-League-Ball nicht überlebt), die Pilotin geht Trüffeln und Lavendelseife kaufen.

Wohnmobil in der Provence oder Spock im Lavendelland.
Foto: Lea Thies

Für einen Abstecher zum nahen See ist es jetzt zu spät, aber für Trüffelnudeln muss immer Zeit sein. Und für ein Gespräch mit den Nachbarn auch: Die rechts sind mit ihrem Enkelsohn aus Sainte-Maxime an der Côte d’Azur gekommen, der Nachbarort einer unserer Lieblingscampingplätze. Der Neunjährige spielt mit unserem Teenager-Kindergartenkind-Duo Fußball - nein, sie sprechen Fußball, wer ihnen zuschaut, ahnt ziemlich schnell: Balltreten ist kein Spiel, es ist definitiv eine Sprache.

Aussicht beim Trüffelcampen.
Foto: Lea Thies

Tag 7 - Sainte Croix du Verdon-Mas Blanc des Alpilles:

Der Nachbarschaftsplausch geht nach dem Frühstück weiter: Ein Paar aus Heidenheim steht mit dem selbstausgebauten Feuerwehrfahrzeug hinter uns. Wie sich herausstellt ebenfalls France-Passion-Neulinge, aber im wahrsten Sinne des Wortes erfahrene freiheitsliebende Camper, die es sogar schon mal campend bis Marokko geschafft. Außerdem gehören sie auch zur Zwei-Chemietoiletten-Kassetten-Fraktion. Sie sind nach zwei Wochen in Frankreich auf der Heimreise und schenken unseren Jungs ein Memory gegen die Langeweile unterwegs - als Dankeschön bekommen sie eine Flasche Blütensirup made in Mainhardt.

Im Garten hinter dem Maison du Lavandin dürfen seit 2009 Wohnmobile parken.
Foto: Lea Thies

Der Lavendel-Mitbringselnachschub ist an Bord, noch ein schnelles Interview mit Gastgeberin Marie-France, aufs Foto möchte sie aber nicht: Sie und ihr Mann haben 1973 eine Lavendelfarm und seit 25 Jahren das Maison. Eigentlich hatten sie einen Campingplatz eröffnen wollen, weil es aber keine Genehmigung gab, bieten sie eine Fläche für France-Passion-Camping und verkaufen im Laden ihre Lavendelprodukte, eigenen Honig ihrer 100 Bienenvölker, von Mika gesuchte Trüffeln und auch selbstgepresstes Olivenöl.

Duften Infos folgt die Nasenkatastrophe

"Die meisten Gäste kaufen etwas. Im Sommer kommen viele Familien, die meisten Gäste sind aus Frankreich. Im Frühling reisen mehr Senioren an, 80 Prozent aus dem Ausland", sagt Marie-France. Australier seien schon da gewesen und auch schon mal ein Deutscher mit Traktor und Wohnwagen. Es gebe inzwischen sogar Stammgäste und auch Freundschaften, die sich aus dem Ein-Nacht-Campen entwickelt haben. Weil die eigentliche Lavendel-Farm ein paar Kilometer entfernt ist, zeigt Marie-France die Ernte und Lavendelölherstellung in einem Fotobuch. "Acht bis zehn Jahre stehen die Lavendelbüsche auf dem Feld, dann werden sie zu holzig und neu gepflanzt", erklärt die Expertin zum Abschied.

Camping-Albtraum am Lac Sainte-Croix.
Foto: Lea Thies

Nach dem Vergnügen folgt die Pflicht: An der Entsorgungsstation am Stellplatz über dem Lac de Sainte-Croix herrscht Hochbetrieb. Wohnmobile stehen dicht an dicht, fahren an und ab. Die Aussicht auf den See ist toll, der Platz schrecklich. Viel zu voll. Außerdem wabert eine Wolke Abwassergeruch zwischen den Wohnmobilen umher. Hier halten wir es keine Stunde aus und sind dank unserer Feuerwehrauto-Camping-Connection auch schneller wieder weg.

Abwasserentsorgung ist ein Männerjob

Die Heidenheimer und wir gründen nämlich spontan eine Frischwasser-Teil-Gemeinschaft, was einem Stuttgarter Wohnmobilisten nicht passt. "Da sind mehr in der Reihe", mault er. Aber interessant: In den allermeisten Fällen erledigen die Männer den Abwasserjob. Die Pilotin möchte an diesem scheinbar ungeschriebenen Campinggesetz auch lieber nicht rütteln und pocht daher nicht auf Gleichberechtigung. Wenn Männer schon mal Ritter sein dürfen ...

Eine der schönen Buchten am Lac Sainte-Croix.
Foto: Lea Thies

Unsere Ex-Nachbarn spazieren noch zum See hinunter, wir fahren weiter und genießen die Aussicht auf die Buchten mit dem türkisblauen Wasser, ideal für eine Abkühlung oder ein Picknick. Hier endet die Gorges du Verdon, eine der größten Schluchten Europas. Uns zieht es zu einem anderen Gewässer, daher fahren wir nach einer Pause im Örtchen Peynier bei Aix-en-Provence zum kleinen Weingut Mas de Carlet der Familie Dupuy im Örtchen Mas Blanc des Alpilles nahe Arles. Das App-Foto verspricht Camping zwischen Pferden und alten Bäumen. Schaut so aus, dass es eine Fortsetzung unseres Digital Detox geben wird. Mal abgesehen vom Hofspotten via App ist die Bildschirmzeit der Familie rapide gesunken. Es lebt sich gut ohne Dauer-W-Lan. Der Teenager an Bord hat jedenfalls keine Entzugserscheinungen.

Camping mit Pferden und Weinverkostung am Mas Carlet.
Foto: Lea Thies

Bekommen wir überhaupt einen Platz? Müssen wir weiter? Etwas Kribbeln ist bei jeder Anfahrt an Bord. Wieder Glück gehabt: Ein paar Wohnmobile sind schon da, als wir ankommen, aber Marie-Helene Dupuy öffnet für uns eine zweite Camping-Koppel. Dann gibt's eine Weinverkostung. 40.000 Flaschen Wein produziere der Familienbetrieb pro Jahr, erklärt die Seniorin. Inzwischen hätten ihr Sohn und die Schwiegertochter die Verantwortung auf dem Anwesen aus dem 15. Jahrhundert übernommen - die fünfte Generation der Dupuys. Die Sechste spielt schon im Garten.

Kunden brachten sie auf die France-Passion-Idee

Und das Camping? Gibt's hier seit 2009. Weinkunden brachten die Familie vor über zehn Jahren auf die Idee, auch Stellplätze anzubieten. Inzwischen gehören die Gäste zum Alltag dazu. "Mir fehlt richtig etwas, wenn mal keiner da ist", sagt Marie-Helene. Seit der Pandemie kämen mehr Menschen aus Paris und anderen Großstädten. "Alle suchen die Natur."

Das Mas Carlet wird in fünfter Generation von der Familie Dupuy bewirtschaftet. Links steht die 180 Jahre alte Platane.
Foto: Lea Thies

Neben uns steht ein Pärchen aus Irland, das mit seinem selbstumgebauten Kastenwagen eine dreimonatige Frankreich-Spanien-Tour macht und im Oktober heiraten will. Über den Hof tapst ein großer, weißer Hund, der sich abwechselnd vor die Wohnmobile legt und die Menschen beobachtet. Vielleicht fällt ja doch etwas ab? Der Figur nach zu urteilen, ist seine Erfolgsquote nicht schlecht. Bei uns bekommt er nur Streicheleinheiten und zieht noch vor dem Abendessen wieder Leine.

Ihr Schnauben weckt uns am nächsten Morgen.
Foto: Lea Thies

Tag 8 - Mas Blanc des Alpilles-Pont du Gard-Verieu: Wir werden vom Schnauben der vierbeinigen Rasenmäher hinter unserem Leih-Womo geweckt, laden Weinkisten ein, bestaunen noch die 180 Jahre alte Platane und düsen zum Pont du Gard. Die dreistöckige Aquäduktbrücke aus dem ersten Jahrhundert nach Christi Geburt ist eines der imposantesten noch erhaltenen Bauwerke aus der Römerzeit. Ein Mus-See für Römer-Fans. Wir nehmen Badesachen mit und springen kurz in den Fluss Gard. Schwimmen mit Aussicht. Letzte Station auf unserer Römertour, aber nicht letzte Station auf der Tour de Bauernhof.

Immer wieder schön: der Pont du Gard bei Nimes.
Foto: Lea Thies

In der Nähe der Schweizer Grenze machen wir noch einmal Halt, auf dem Hof von Dominique Guttin in Val de Virieu. Als wir abends ankommen, ist kein Zweibeiner zum Hallosagen da, nur der große, weiße Hofhund, der sich über eine Streicheleinheit freut.

Dieser Hund begrüßt uns in Val de Virieu und freut sich über Streicheleinheiten.
Foto: Lea Thies

Wir parken Spock auf der mit Schild ausgewiesenen leeren Wiese, neben einem kleinen Teich und einer Boules-Bahn und essen Abendbrot mit Blick aufs Tal und das Schloss von Virieu. Rinder schauen uns zu. Und plötzlich schnappt sich die freilaufende Ziege einen Salz-Kräcker. Schluss mit der Abendruhe. Sie will mehr, entert Spock und meckert herum, als wir sie wieder rausschieben.

Letzer Abend auf dem Hochplateau in Val-de-Virieu.
Foto: Lea Thies

Tag 9 - Virieu-Lausanne-Augsburg: Am nächsten Morgen steht die Ziege wieder glotzend vor unserem Wohnmobil. Keine Lust auf tierischen Terror beim Frühstück und gar Gemecker zum Kaffee. Wir brechen früher als geplant auf. Der Hofladen hat da leider noch nicht geöffnet. Schade.

Ist auf den Geschmack gekommen: unsere Nachbarin, die Ziege.
Foto: Lea Thies
Morgenstimmung am Berg - die Ziege hat sich gerade verzogen.
Foto: Lea Thies

Vielleicht bekommen wir am Schloss ja einen Sonnenkaffee oder wir machen einfach kurz "tststs - puff". Auf dem Weg dorthin nutzen wir noch spontan die Entsorgungsstation von Virieu, an der wir zufällig vorbeifahren. Bloß keinen unnötigen Ballast transportieren bei den Benzinpreisen.

Das Schloss von Val de Virieu.
Foto: Lea Thies

Das Schloss ist schön, die riesigen Bäume daneben sind fast noch spektakulärer. Kaffee gibt es dann aber doch erst in Lausanne. Langsam neigt sich der Hörbuch-Vorrat dem Ende zu. Zum Glück brummt Spock so beruhigend, dass die Jungs ein paar Stunden Autobahnzeit verschlafen. Um 18 Uhr rollen wir auf unseren Hof. Interessant: Wohnmobile verhalten sich wie Koffer - auspacken geht schneller aus einpacken.

Tag 10 - Augsburg-Bad Waldsee: Wir hätten alle gerne noch einmal auf Rädern übernachtet, aber das hätte unseren Putz-Rückbring-Zeitplan verhagelt. Morgens rücken wir Spock mit einer Flasche Spüli und einem Wassereimer aufs Furnier - scharfe Putzmittel haben in Wohnmobilen nichts verloren, hat uns vor zwei Jahren ein erfahrener Wohnmobilist gesagt.

Unsere Reise endet dann, wie sie angefangen hat - mit Knopfdrücken: Trittbrett reinfahren, Motorknopf aus. Aber wir sind wie die Ziege in Val de Virieu auf den Geschmack gekommen - nein, natürlich nicht den von Salzkräckern, den vom Bauernhofcamping. Ach ja, Lakritze mögen wir natürlich auch.

Hinweis: Das Wohnmobil wurde von der Firma Hymer gestellt.

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