Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Nationalmannschaft: Traber des Jahres Toni Kroos macht Schluss mit der Nationalmannschaft

Nationalmannschaft

Traber des Jahres Toni Kroos macht Schluss mit der Nationalmannschaft

    • |
    Die EM-Achtelfinal-Niederlage gegen England war das letzte Länderspiel für Toni Kroos.
    Die EM-Achtelfinal-Niederlage gegen England war das letzte Länderspiel für Toni Kroos. Foto: Frank Augstein, dpa

    Kein Text über Toni Kroos ohne zumindest einmal seine musikalische Vorliebe zu erwähnen. Nun denn:

    Kroos durfte wahlweise von sich als Querpass-Toni oder Traber des Jahres lesen (einen Titel, den er sich zeitweise mit Bastian Schweinsteiger teilte). Kroos nahm es bereits als junger Spieler mit einer Gelassenheit auf, die ihn vier Champions-League- und einen WM-Titel später immer noch auszeichnen sollten. Seit Freitag ist klar: Es wird keinen weiteren Sieg bei einer Weltmeisterschaft für Kroos geben. Der 106-malige Nationalspieler hat seinen Rücktritt verkündet. "Den Entschluss, nach diesem Turnier aufzuhören, hatte ich schon länger gefällt. Es war mir schon länger klar, dass ich für die WM 2022 in Katar nicht zur Verfügung stehe. Vor allem, weil ich für die nächsten Jahre die volle Konzentration auf meine Ziele mit Real Madrid richten möchte. Dazu werde ich mir von nun an ganz bewusst auch mal Pausen gönnen, die es als Nationalspieler seit elf Jahren nicht mehr gab", schrieb der 31-Jährige auf Instagram. Außerdem möchte er "auch mehr als Ehemann und Papa für meine Frau und meine drei Kinder da sein".

    Toni Kroos grätsche auf einmal gegen Paul Pogba

    Kroos hatte sich während der Europameisterschaft noch einmal von einer bisher eher unbekannten Seite gezeigt. Im ersten Spiel grätschte er in den Anfangsminuten Paul Pogba den Ball vom Fuß und absolvierte jene Defensivarbeit, die ihm in den vergangenen Jahren oft als Schwäche ausgelegt worden war. Auch im Achtelfinale gegen England hatte er seine stärksten Aktionen, wenn er beiläufig an der richtigen Stelle stand, um dem Gegner den Ball abzunehmen.

    Diese Beiläufigkeit war es aber auch, die Fans oft mit seiner Spielweise fremdeln ließ. Nie war ihm die Anstrengung des Spiels anzusehen. Wenn er nicht gerade Pogba wegflexte, behielt sein Arbeitsgewand meist seine ursprüngliche Farbe und blieb von Grasflecken verschont. Selbst kunstvolle Seitenverlagerungen über 50 Meter ließen kaum Mühe erahnen. Weil Kroos aber nur selten den entscheidenden Pass zu einem Tor spielte und noch viel seltener selbst einen Treffer erzielte, haftet ihm Zeit seiner Karriere der Vorwurf an, außer Sicherheitspässen keinerlei Einfluss auf das Spiel zu haben.

    Zinédine Zidane hat stets auf Toni Kroos gesetzt.
    Zinédine Zidane hat stets auf Toni Kroos gesetzt. Foto: Adam Davy, dpa

    Pep Guardiola sah das anders, Zinédine Zidane auch, genauso wie Carlo Ancelotti und Joachim Löw sowieso. Möglicherweise haben aber auch einfach die Fans mehr Ahnung von den Ansprüchen modernen Fußballs als die Trainer.

    Toni Kroos nahm die Kritik an seiner Spielweise zumindest wahr

    Kroos immerhin ließ in seinem Abschieds-Statement erahnen, dass ihn die Kritik der Anhänger nicht so kühl gelassen hat, wie es den Anschein hatte. "Danke an alle Fans und Unterstützer, die mich mit ihrem Applaus und Jubel getragen und unterstützt haben. Und Danke an alle Kritiker für ihre Extramotivation."

    Auf diese Motivation muss die Nationalmannschaft künftig verzichten. Allerdings galt die Position im zentralen Mittelfeld auch nicht mehr als reserviert für Kroos. Leon Goretzka und Joshua Kimmich gelten nach ihren Auftritten für den FC Bayern als Mittelfeld-Gespann der Zukunft. Mit Ilkay Gündogan, Kai Havertz, Florian Neuhaus und möglicherweise Thomas Müller gibt es etliche Spieler, die sich Hoffnungen machen, auf einer Position im Mittelfeld eingesetzt zu werden. Hansi Flick dürfte der Rücktritt von Kroos keine großen Sorgen machen. Der neue Bundestrainer bevorzugt einen Stil, in dem die Spielweise von Kroos tatsächlich nur schwer vorstellbar ist. Anders als das mitunter behäbig wirkende Spiel Real Madrids oder auch der Nationalmannschaft, bevorzugt Flick ein schnelles Vorrücken mit und ohne Ball.

    Kroos aber wird in Spanien weiterhin elegant das Spiel der bekanntesten Mannschaft der Welt dirigieren. Vergleiche mit der württembergischen Band Pur braucht er in Madrid nicht ertragen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden