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Fußball-WM 2018: Presseschau: Soll Joachim Löw gehen oder bleiben?

Fußball-WM 2018

Presseschau: Soll Joachim Löw gehen oder bleiben?

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    Bundestrainer Joachim Löw wird das WM-Aus in Ruhe analysieren.
    Bundestrainer Joachim Löw wird das WM-Aus in Ruhe analysieren. Foto: Ina Fassbender, dpa

    Im Fußball ist es manchmal ganz einfach: Spielt die Mannschaft schlecht, ist der Trainer schuld. Die deutsche Nationalmannschaft spielte eine schlechte WM. Bundestrainer Joachim Löw wird in der deutschen Presselandschaft dennoch eher pfleglich behandelt. Zwei starke Impulse arbeiten gegeneinander: Auf der einen Seite die großen Verdienste, die sich Löw um die deutsche Auswahl erworben hat. Der Kredit, den ein Weltmeistertitel mit sich bringt, ist groß. Auf der anderen Seite steht allerdings die historisch frühe WM-Pleite in Russland.

    Auch die Kommentatoren unserer Zeitung sind sich uneins

    Ein Blick in die großen deutschen Blätter ergibt kein einheitliches Bild, wenngleich die Kommentatoren tendenziell – meist gut versteckt in langen Analysen – einen Abschied Löws fordern. Sinnbildlich für diesen Zwiespalt steht auch unsere Zeitung. Sportchef Anton Schwankhart kam in seinem Leitartikel zu dem Urteil, dass es für Löw an der Zeit sei zu gehen. Ganz anders unser WM-Reporter Tilmann Mehl vor Ort, der noch am Abend der 0:2-Niederlage gegen Südkorea in Kasan kommentierte und eine weitere Chance für den Bundestrainer forderte. Zwei Experten, zwei Meinungen.

    Dieses Phänomen findet sich auch in der Freitagsausgabe der Bild, die erfahrungsgemäß sehr schnell mit dem Fallbeil zugange ist. Auf Seite 2 schreibt Franz Josef Wagner in seiner Kolumne „Post von Wagner“, dass er sich nicht vorstellen könne, wie Löw jetzt noch weitermachen solle. „Sie sind ein geschlagener Mann.“ Im Sportteil fordert ein Kollege hingegen, dass Löw sich bis Montag erklären solle und hofft, dass der Bundestrainer „Ja“ sagt zu seinem Job.

    War Löw zu lange "auf seinem fernen Planeten Jogi"?

    Die Süddeutsche Zeitung widmete der Personalie ebenfalls einen Leitartikel und kommt bezüglich Löws Zukunft zu folgendem Ergebnis: „Die Last des Scheiterns wiegt wohl zu schwer.“ DieBerliner Zeitung dagegen schreibt, dass es zu einfach sei, jetzt alles an Löw festzumachen, obwohl es so scheine, als habe der, „auf seinem fernen Planeten Jogi“, vieles von dem, was innerhalb der Mannschaft passierte, gar nicht mehr mitbekommen. Die Stuttgarter Zeitung kommentiert, dass der Bundestrainer einen Rücktritt zumindest ernsthaft in Erwägung ziehen solle. „Das Selbstbewusstsein des Weltmeister-Trainers tendierte zuletzt immer mehr in Richtung Selbstgefälligkeit.“

    Die Frankfurter Allgemeine sah in Russland einen der Realität entrückten Bundestrainer. „Ein Neuaufbau mit Löw erscheint deshalb kaum denkbar – trotz aller Verdienste, die er sich um den deutschen Fußball erworben hat.“ Die Welt formuliert ihre Meinung etwas verklausulierter. Die Niederlage sei aufregender als das Gewinnen. „Sie ist ein Abenteuer, in sich und an sich Neues zu entdecken. Es ist der existenzielle Befehl zu individueller Disruption. Go, Jogi, go.“

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