Panther-Trainer Kreutzer: "Unpopuläre Entscheidungen müssen erlaubt sein"
Plus Nach dem Klassenerhalt in der DEL basteln die Panther am Kader für die neue Saison. Trainer Kreutzer erklärt die bisherigen Planungen und sagt, wie es weiter gehen soll.
Christof Kreutzer hat bei den Augsburger Panthern den Auftrag, die Weichen auf Neuanfang zu stellen. Keine leichte Aufgabe nach dem Fast-Abstieg in der vergangenen Saison. Nur mit viel Glück blieb Augsburg erstklassig. Da die Entscheidung über den Klassenerhalt erst mehrere Wochen nach Saisonende fiel, waren die Planungen zunächst auch auf die DEL2 ausgerichtet. Das hat zur Konsequenz, dass ein Großteil der bisherigen Personalentscheidungen getätigt wurde, als man in der Führungsetage noch vom Abstieg ausging. Gegenüber unserer Redaktion hat sich Kreutzer, der aktuell als Trainer und Kaderplaner in Personalunion agiert, zu verschiedenen Themen rund um die Zusammenstellung der Mannschaft geäußert.
Die AEV-Ausgangssituation: Neun Ausländer sind im Kader möglich
"Man muss ehrlich sagen, dass wir alle davon ausgegangen sind, dass wir in der zweiten Liga spielen", sagt Kreutzer. Dass es nun anders gekommen ist sei schön und habe "positiven Stress" erzeugt. Die bisher gemachten Verpflichtungen könne man alle auch sehr gut für den Kader in der DEL, in der fast alle schon viel Erfahrung sammeln konnten, brauchen. Von den 18 deutschen Spielern, die im Moment unter Vertrag sind, wären 16 auch in der DEL2 für die Panther aufgelaufen. "Nur müssen wir eben ein bisschen umstrukturieren. Von jetzt auf gleich sind neun Ausländer möglich, in der DEL2 wären es nur vier gewesen. Jetzt hat man natürlich einen größeren Pool an ausländischen Spielern, als wir ihn für die zweite Liga gehabt hätten."
Die Torwartposition beim AEV: Das Duo Endras/Keller steht
Mit Markus Keller und Dennis Endras steht das Duo bereits fest - es ist das gleiche, wie schon in der vergangenen Saison. Vor allem die Bekanntgabe, dass Endras bleibt, hatte bei den Fans zu Kontroversen geführt. Für Kreutzer ist der Fall klar: "Dennis ist ein sehr guter Torhüter. Dass er letztes Jahr nicht so performt hat, zwischenzeitlich auch mal krank und angeschlagen war, das haben wir uns alle anders vorgestellt - am meisten er sich selbst. Jetzt ist er topfit. Er hat ganz klar gesagt, dass er angreifen will. Er will mit Augsburg etwas bewegen." Endras habe zu den Spielern gehört, die sich bereit erklärt hatten, auch in der zweiten Liga für die Panther zu spielen.
"Bevor wir wussten, in welcher Liga wir spielen, hatten wir ein persönliches Gespräch. Und es war voll überzeugend, dass er bereit ist, diesen Weg mitzugehen. Das ist sehr sehr wichtig." Klar sei laut Kreutzer aber auch, dass Endras sich mit Keller einen Konkurrenzkampf um die Nummer 1 liefern muss. Von Anfang an soll die Belastung auf die beiden Torhüter verteilt werden. "Markus Keller hat sehr gute Leistungen gebracht und es verdient, mehr Eiszeit zu bekommen. Dann wird sich sicher einer herauskristallisieren, der meine Nummer 1 ist und der wird dann auch einen höheren Anteil haben."
Die Abwehr der Augsburger Panther: Gesunde Konkurrenz
In der Defensive sind die Panther zumindest numerisch schon sehr gut aufgestellt. Sechs deutsche Verteidiger stehen unter Vertrag. Mit Mick Köhler wird in Kürze ein siebter dazu kommen. Darüber hinaus will Kreutzer, Stand heute, noch zwei ausländische Profis für die Abwehr verpflichten, "dann haben wir einen gesunden Konkurrenzkampf". Eine der beiden Kandidaten könnte David Warsofsky sein, an dem die Panther Interesse signalisiert haben.
Die Offensive beim AEV: Hier ändert sich noch einiges
Dort haben die Panther noch am meisten Handlungsbedarf. Matt Puempel machte am Freitag den Auftakt. Am Dienstag kam Jerome Flaake hinzu. Da Kreutzer zu Beginn acht Ausländer verpflichten will, blieben sechs für den Sturm. Darunter sollen laut dem AEV-Coach möglichst drei Center sein. In der DEL dürfen neun Ausländer eingesetzt und elf lizenziert werden, Kreutzer würde sich also auf dem Spielbericht erst einmal eine Position offenhalten, um kurzfristig reagieren zu können.
"Matt Puempel hat eine offizielle Einbürgerungszusicherung, weshalb es wir uns auch leisten können, eine Ausländerstelle erst einmal nicht zu besetzen." Der Stürmer habe von Anfang an signalisiert, dass er im Fall des Klassenerhalts in Augsburg bleiben wolle. "Es war klar, dass er nicht in die zweite Liga geht. Dafür hatte er zu viele gute Angebote. Aber er hat gesagt, bevor er irgendwo anders unterschreibt, wartet er erst einmal ab, was mit Augsburg passiert. Dass er sich schnell für uns und gegen viele Mitbewerber entschieden hat, hat mir gezeigt, was er für einen Charakter hat."
Die Personalie Drew LeBlanc
Kaum eine Entscheidung der vergangenen Jahre hat derart heftige Reaktionen hervorgerufen wie die Trennung von dem Spielmacher. Acht Jahre hatte der US-Amerikaner in Augsburg gespielt und ist nach Duanne Moeser der punktbeste Profi in der DEL-Historie der Panther. Trotzdem entschied Kreutzer, dem 33-Jährigen keinen neuen Vertrag mehr zu geben und sagt: "Es muss erlaubt sein, dass man nach so einer Saison Dinge verändert, zumal die davor ja auch schon nicht unbedingt genial war. Der Umbruch wird gefordert. Da ist dann aber auch mal eine Entscheidung dabei, die nicht populär ist. Das ist so. Aber diese Möglichkeit müssen wir als Augsburger Panther haben."
Kreutzer weist auch darauf hin, dass LeBlanc selbst Verständnis für die Entscheidung zur Neuausrichtung nach zuletzt erfolglosen Jahren geäußert habe und man sich im Guten trennte. "Augsburg hat verpasst, frischen Wind reinzubekommen. Jetzt haben wir die Situation, dass wir alles auf den Prüfstand stellen. Wir müssen hier was verändern und brauchen Spieler, die das auch verkörpern." Schade sei nur, dass LeBlanc als verdienter Spieler nicht richtig verabschiedet werden konnte, da der US-Amerikaner bereits seit Wochen wieder in seiner Heimat Minnesota weilt. "Der zeitliche Ablauf in der Entscheidungsfindung hat uns da aber leider keine Möglichkeit zu einer anderen Verabschiedung gegeben."
Der Zeitplan für die Augsburger Panther
Im Juli soll der Kader stehen, hofft Kreutzer. "Wenn wir die Richtigen finden, wollen wir das so schnell wie möglich festzurren. Wir sind aber eben nicht München oder Mannheim, wo Geld eine untergeordnete Rolle spielt." Jetzt gelte es, das Bestmögliche an Informationen über die Spieler zu sammeln. Das könne mitunter eine Weile dauern. "Bis wir fertig sind, werden schon noch zwei Monate vergehen. Ich muss mich dann ja darauf fokussieren, meine Ideen mit Namen zu füllen. Ich bin kein Freund davon, mitten in der Vorbereitung im August noch Spieler nachzuholen."
Das sei zwar nicht auszuschließen, soll aber vermieden werden. In Kürze wird Kreutzer zur Eishockey-WM nach Finnland und Lettland reisen. Zum einen natürlich, um sich den einen oder anderen Kandidaten anzuschauen. Vor allem aber um sich auszutauschen und sein großes Netzwerk zu pflegen.