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Kommentar: Audi-Chef Bram Schot eckt an - und tut dem Autobauer richtig gut

Kommentar

Audi-Chef Bram Schot eckt an - und tut dem Autobauer richtig gut

Stefan Stahl
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    Der Niederländer Bram Schot steht für einen neuen Stil bei Audi. Er duzt schon mal Mitarbeiter und will von den Beschäftigten auch wissen, wenn einmal etwas schiefläuft.
    Der Niederländer Bram Schot steht für einen neuen Stil bei Audi. Er duzt schon mal Mitarbeiter und will von den Beschäftigten auch wissen, wenn einmal etwas schiefläuft. Foto: Audi Presse

    Nach dem Diesel-Desaster lag Audi moralisch am Boden. Der frühere Vorstandschef Rupert Stadler musste in Untersuchungshaft und wird angeklagt. Schlimmeres kann einem Unternehmen kaum widerfahren. In der schwierigen Phase ist es ein Niederländer, der die Firma wieder aufrichtet - und zwar nach innen und außen.

    Bram Schot rüttelt an Tabus und eckt an - das tut Audi gut

    Bram Schot versucht einen Geist der Selbstkritik und des mutigen Auftretens bei Audi zu installieren. Jeder soll, um künftige Skandale zu vermeiden, seine Meinung sagen können. Hier hat der Audi-Boss schon Fortschritte erzielt. Dabei tritt der frühere Daimler-Manager bescheiden, eben ganz ohne Allüren früherer Vorstandschef und so nahbar auf.

    Schot traut sich aber auch, an früheren Tabus zu rütteln. Er spart Milliarden ein und warf zurecht die Frage auf, ob das Unternehmen nicht zu viele Manager habe. Der 58-Jährige eckt an. Auch das tut Audi gut, werden doch gefährliche Verkrustungen aufgebrochen, die durch den langen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens in der Ära „Stadler“ überdeckt wurden.

    Volkswagen dementiert die Gerüchte nicht - und macht Bram Schot zur "Lame Duck"

    Es spricht vieles dafür, Schot langfristig an den Audi-Spitzenjob zu binden. Doch leider scheint das Gegenteil der Fall zu sein: Immer wieder kommen - wie jetzt auch am Wochenende - Gerüchte auf, der Holländer sei nur eine Art „Lückenbüßer“ und werde im Frühjahr 2020 vom früheren BMW-Vorstand Markus Duesmann abgelöst.

    Was dabei bezeichnend ist: Diese Gerüchte werden seitens der Audi-Mutter Volkswagen nicht entscheidend dementiert, obwohl sich das angesichts der Leistungen von Schot gehören würde. Der Manager selbst hat auf die Frage unserer Redaktion, ob er ein Audi-Chef auf Abruf sei, auf der Auto-Messe IAA ausweichend geantwortet.

    So verstummen die Gerüchte um seine Zukunft nicht und die Gefahr ist groß, dass er zur „Lame Duck“ wird. Wie sollen die Betriebsräte einen Vorstandsvorsitzenden ernst nehmen, der in absehbarer Zeit abgelöst wird? Zumal wenn es um heikle Fragen wie Standort- und Personalpolitik geht.

    Bram Schot ist als Marketing-Experte gefragt, das Audi-Image wieder aufzubauen

    VW-Chef Herbert Diess, der früher selbst bei BMW war, scheint Duesmann für die Audi-Spitze zu favorisieren. Zumindest tritt er dem Eindruck nicht entgegen. Der 50-jährige Ex-BMW-Mann war früher auch mal bei Daimler und hat sich als Ingenieur Meriten etwa in der Motoren-Entwicklung verdient.

    Schot hingegen ist vor allem ein Vertriebs- und Marketing-Experte. Doch genau diese Eigenschaften sind bei Audi noch länger gefragt, gilt es doch das ramponierte Image des Unternehmens aufzubauen.

    Warum kann der Top-Manager Duesmann nicht eine führende Rolle auf VW-Konzernebene einnehmen? In dem Volkswagen-Riesenreich sind nach dem Diesel-Betrug viele und vor allem unbelastete Manager gefragt.

    Lesen Sie dazu auch: So äußerte sich Audi-Chef Bram Schot zu den Gerüchten um seine Nachfolge

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