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Kommentar: BMW, VW und Audi: Autos können keine Autos kaufen

Kommentar

BMW, VW und Audi: Autos können keine Autos kaufen

Stefan Stahl
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    BMW setzt die Produktion in der Corona-Krise vier Wochen lang aus.
    BMW setzt die Produktion in der Corona-Krise vier Wochen lang aus. Foto: Jan Woitas, dpa (Archiv)

    Die Chefs deutscher Auto-Konzerne sprechen derzeit wie Staatsmänner. In dieser Woche, in der sich digitale Pressekonferenz an Pressekonferenz reiht, dominiert das Wort „Verantwortung“ die Reden der Manager. Natürlich taucht bei VW und nun auch bei BMW der Begriff „Rendite“ auf, schließlich handelt es sich um Aktiengesellschaften. Doch es geht nicht um Rendite der Rendite willen, sondern um Gewinn als Basis für finanzielle Stabilität in einer Extrem-Situation.

    Kleine Betriebe brauchen staatliche Hilfen jetzt dringender als VW und BMW

    Nur mit milliardenschweren Finanzpolstern, wie sie Volkswagen und BMW erwirtschaftet haben, lassen sich die nächsten Wochen überstehen. Was dabei wohltuend ist: Die Auto-Giganten rufen nicht laut nach dem Staat, wohl wissend, dass nun kleinere Betriebe etwa aus der Gastronomie und dem Hotelbereich dringender Finanzspritzen brauchen, um nicht zu kollabieren. Die beruhigende Botschaft der für das Wohlergehen der deutschen Volkswirtschaft extrem wichtigen Auto-Konzerne lautet deshalb: Wir sind stark, wir stehen zu unseren Mitarbeitern und werden die Krise überwinden. Die BMW-Manager verweisen sogar von sich aus darauf, dass sie als einer der wenigen Konzerne gut durch die Finanzmarktkrise der Jahre 2008 und 2009 gekommen sind und zuversichtlich sind, das nun zu wiederholen.

    Es wird Selbstbewusstsein demonstriert, statt Mitleid zu erhaschen. Das war nicht immer so: Als Brüssel die Grenzwerte für den Ausstoß des Klimakillers CO2 verschärfte, war Jammern oberste Tugend gut verdienender Auto-Bosse. Sie mussten zu mehr Umweltbewusstsein gezwungen werden.

    Manager können in Corona-Krise moralische Bonuspunkte sammeln

    Dabei bietet die Corona-Krise für die Verantwortlichen eine enorme Chance: Wenn es ihnen gelingt, an ihren Belegschaften festzuhalten, sammeln sie auf der moralischen Rabattkarte jede Menge Bonuspunkte. Das können Unternehmen wie VW und Audi als Diesel-Sünder gut gebrauchen. BMW war hier, verglichen mit den Wolfsburgern und Ingolstädtern, ethisch ohnehin sauberer unterwegs.

    In der Krise bemühen sich die Konzern-Lenker, mit den Arbeitnehmervertretern den ohnehin bestehenden Dialog auf Augenhöhe zu verstärken. Das ist notwendig. Nur wenn die Betriebsräte auch mal ans Steuer dürfen, funktioniert Krisenmanagement. Nun gilt es, intelligent vorzugehen und - wie BMW das versucht - zunächst die Produktionsausfälle durch das Abräumen der Arbeitszeitkonten bei den Beschäftigten auszugleichen. Reicht das nicht mehr, muss Kurzarbeit greifen. So lassen sich Mitarbeiter für die Zeit nach der Krise halten. Das hat sich schon als Medikament im Zuge des Finanzmarktdesasters von 2008 und 2009 bewährt. Damals trat die deutsche Industrie gestärkt aus der Krise hervor. Wenn viele Unternehmen wie BMW bemüht sind, die Einkommens-Verluste ihrer Mitarbeiter als Konsequenz der Kurzarbeit deutlich zu begrenzen, federt das die gesamte Volkswirtschaft ab und nützt den Fahrzeugbauern selbst. Denn Autos können keine Autos kaufen.

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