Während sich russische Truppen auf dem Rückzug befinden, wird Deutschland wirtschaftlich mit den Auswirkungen des Ukraine-Konflikts (Live-Ticker) konfrontiert. Das politische Vorgehen mit drastischen Sanktionen gegen Russland scheint sich für die Länder des Westens zunehmend als Bumerang zu erweisen.
Nicht nur Verbraucher werden aufgrund erhitzter Märkte schon länger mit steigenden Energiepreisen konfrontiert. Infolge der zu erwartenden Auswirkungen im Falle eines Gas-Embargos aus Russland befindet sich auch der Industriesektor in der Bredouille. Zahlreiche deutsche Unternehmen warnen schon länger vor einem möglichen Stopp der Energie-Lieferungen.
Gas-Embargo für Deutschland? BASF warnt vor massivem Jobverlust
Die Notfall-Maßnahme der Bundesregierung ruft ins Gedächtnis, dass es nicht nur um ein vom Westen verhängtes Energie-Embargo gegen Russland geht: Vielmehr droht das Land von Präsident Wladimir Putin aufgrund der Ablehnung der G7-Staaten, die Brennstoffe aus Russland mit Rubel zu bezahlen, seinerseits mit einem Stopp der Gaslieferungen.
Mit BASF schlägt der weltgrößte Chemiekonzern Alarm und prognostiziert einen massiven Stellenabbau, der Tausende verlorene Jobs sowie Mehrkosten für den deutschen Steuerzahler zur Folge hat. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung nämlich berichtet, müsse der Konzern im Fall eines Embargos Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder gleich ganz entlassen.
So gäbe es zwei Szenarien, die bei BASF die genannten Konsequenzen auslösen:
- eine zeitnahe Reduzierung der Gaslieferungen
- ein kompletter Exportstopp in Richtung EU-Länder
BASF: Weniger Gas kostet in Deutschland Tausende Stellen und viel Geld
Beides hätte schwerwiegende Auswirkungen für den Industrieriesen BASF, das betreffe nicht nur den Hauptstandort in Ludwigshafen. Aufsichtsratsmitglied Michael Vassiliadis stellt folgende Rechnung auf: Wenn die Gasversorgung unter 50 Prozent sinkt, müssten rund 40.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit oder werden gleich ganz ihren Job verlieren. In beiden Fällen würden daraus enorme Mehrkosten für den deutschen Staat resultieren. Weltweit beschäftigt der Chemiekonzern knapp über 110.000 Mitarbeiter.
Mittel- bis langfristig drohen infolge von reduzierten Gaslieferungen zudem Auswirkungen bei der Herstellung von Medikamenten und Kunststoffen, weil angesichts verringerter Kapazitäten bestimmte Basischemikalien wegfallen würden.
Denn zumindest kurzfristig scheint fehlendes russisches Gasl hierzulande so gut wie gar nicht kompensiert werden zu können, ganz zu schweigen mit "grüner Energie".