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Kommentar: Deutschlands Hersteller müssen ein günstiges E-Auto anbieten

Kommentar

Deutschlands Hersteller müssen ein günstiges E-Auto anbieten

Michael Kerler
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    China exportiert inzwischen E-Autos nach Europa.
    China exportiert inzwischen E-Autos nach Europa. Foto: Tang Ke/SIPA Asia/ZUMA, dpa

    Ist die beste Zeit des Elektroautos schon vorbei, bevor sie begonnen hat? Die Luft entweicht derzeit spürbar. Der Absatz reiner E-Autos ist in Deutschland im ersten Quartal 2024 auf rund 81.000 gesunken. Ein herbes Minus von 14 Prozent. Und einer Umfrage zufolge können sich nur noch 17 Prozent der Bundesbürger vorstellen, ein E-Auto zu kaufen. Vor vier Jahren lag der Wert deutlich höher. Es ist leicht, diese Entwicklung damit zu erklären, dass die staatliche Kaufprämie Ende 2023 weggefallen ist. Allein der Bundesregierung die Schuld zu geben, wäre aber zu einfach. Der Einbruch zeigt, dass die derzeitigen E-Autos nicht überzeugend genug sind, im Zweifel kauft man sich lieber einen Verbrenner oder ein Hybridauto. Die Entwicklung ist fatal: Denn der Verkehr wird seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen. Wollen deutsche Hersteller nicht abgehängt werden, müssen sie günstigere E-Autos auf den Markt bringen. 

    Dass sich die Wende in der Mobilität aufhalten lässt, wird eine Illusion bleiben. CSU-Chef Markus Söder weckt falsche Erwartungen, wenn er sich dafür einsetzt, den EU-weiten Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor im Jahr 2035 wieder zu kippen. Mit steigender Klimaerwärmung wird der Druck zunehmen, CO₂ einzusparen. Will Deutschland bis 2045 klimaneutral werden, führt kein Weg daran vorbei, eines Tages aufzuhören, Benzin und Diesel auf Erdölbasis zu verbrennen. Andere klimafreundliche Brennstoffe wie E-Fuels oder pflanzenölbasierter Diesel sind bisher eine Nische, genauso wie Wasserstoff. 

    Chinesische Hersteller holen beim Thema E-Auto rasant auf

    Nach dem US-Autobauer Tesla machen nun aber auch chinesische Hersteller den deutschen Autobauern bei der Entwicklung neuer elektrischer Fahrzeuge Konkurrenz. China hat in den letzten Jahren einen Boom der Mobilität erlebt. Deutsche Autohersteller wie VW, Audi und Mercedes haben mit dem Verkauf moderner Verbrenner an die chinesische Mittelschicht gut verdient. Bei Elektroautos fällt ihnen dies ungleich schwerer. Der chinesische E-Auto-Hersteller BYD hat Volkswagen 2023 in China als meistverkaufte Automarke abgelöst. Die chinesischen E-Auto-Hersteller gewinnen an Innovationskraft und punkten immer stärker bei der Reichweite ihrer Fahrzeuge. Nun drängen sie nach Europa. Noch trauen die deutschen Autofahrer dem Angebot aus Fernost nicht ganz: Die Zahl der Neuzulassungen von BYD auf dem deutschen Markt lag im März bei 160 Fahrzeugen. Das ist praktisch nichts. 

    Die deutschen Hersteller müssen die Zeit nutzen, um viel stärker als bisher günstigere E-Autos auf den Markt zu bringen. Das größte Hindernis für den Kauf eines E-Autos ist für 77 Prozent der Deutschen der hohe Anschaffungspreis, das zeigt eine aktuelle Umfrage. Dementsprechend enttäuschend verläuft bisher der Absatz von Fahrzeugen wie dem elektrischen VW ID.3, der hierzulande auf eine Preisempfehlung von rund 40.000 Euro kommt. Es ist höchste Zeit für den Elektro-Volkswagen unter 25.000 Euro, wie ihn der Hersteller angekündigt hat. Damit ein überzeugendes Gesamtpaket für die Kunden daraus wird, muss parallel der Ausbau des Ladenetzes vorankommen. Und aus der Politik muss endlich ein verlässliches Signal kommen, wie die Mobilität in Zukunft aussehen soll. Richtungswechsel im Jahrestakt helfen hier nicht. 

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