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Kommentar: Die Intel-Absage an Penzing ist bedauernswert für Bayern

Kommentar

Die Intel-Absage an Penzing ist bedauernswert für Bayern

Michael Kerler
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    Intel will in Magdeburg eine Chipfabrik bauen. Bayern geht leer aus.
    Intel will in Magdeburg eine Chipfabrik bauen. Bayern geht leer aus. Foto: Thiago Prudencio, dpa

    Intel-Chef Pat Gelsinger liebt den großen Coup. Eben investiert er 20 Milliarden Dollar in eine Chip-Fabrik in Ohio, schon steckt er 17 Milliarden Euro in eine ebensolche Anlage in Europa. Dass den Zuschlag die Landeshauptstadt Magdeburg bekommen hat, dazu kann man Sachsen-Anhalt ohne Neid beglückwünschen. Umgekehrt ist es aus einem bayerischen Blickwinkel bedauernswert, dass Penzing bei Landsberg nicht zum Zuge kam.

    Sicher, eine Investition in der Größenordnung, um dies es geht, birgt Herausforderungen, betrachtet man das Projekt aus lokaler Sicht. Der Fachkräftemangel in Oberbayern und Schwaben ist bereits heute groß, Wohnen ist teuer, der Immobilienmarkt angespannt. Die Verkehrsdichte könnte abermals zunehmen, Flächenfraß greift um sich. (Hoffentlich findet Magdeburg eine andere Lösung für das Parken statt des Mega-Parkplatzes, der auf den Intel-Illustrationen zu sehen ist.) Ein kleiner Ort wie Penzing, eine Stadt wie Landsberg am Lech gerät hier an Grenzen.

    Zoomt man allerdings etwas weiter weg und wählt eine süddeutsche Perspektive, hätte die Ansiedlung zahlreiche Vorteile gebracht.

    Im Umfeld der Werke bietet der Zulieferer zahlreiche Jobs

    Dies liegt nicht nur an der großen Zahl von rund 3000 Arbeitsplätzen, die ab 2027 dauerhaft in der Intel-Fabrik entstehen sollen. Käme es zu einem weiteren Ausbau, könnten es noch mehr werden. Stärker noch wiegt, dass es sich bei der Halbleiter-Produktion um ein Gut handelt, das lange Zeit benötigt und nachgefragt werden wird. Während in Städten wie Augsburg mit Osram oder dem Rechner-Hersteller Fujitsu zahlreiche Stellen verloren gingen, hätte in räumlicher Nähe Neues, Zukunft sicherndes entstehen können.

    Dazu kommt, dass es bei den Stellen im Werk nicht bleibt. Von den großen Betriebe profitierten zahlreiche Zulieferer und Dienstleister im Umfeld, die meist nochmals ein Vielfaches an Arbeit bieten. Dies ist häufig auch die Basis für findige Start-Ups und Mittelständler, die als das Rückgrat der bundesdeutschen Wirtschaft gelten.

    Zu BMW, Siemens und anderen High-Tech-Unternehmen hätte Intel gut gepasst

    Letztlich steht die Fabrik nicht alleine im Raum, sondern ist in ein Netzwerk an anderen Organisationen eingebunden, die sich gegenseitig befruchten, voneinander lernen und profitieren. Es geht hier um andere Unternehmen, aber auch um Universitäten, Hochschulen, Forschungseinrichtungen. In München haben nicht nur Tech-Konzerne wie Microsoft Niederlassungen, hier finden sich im Maschinenbau oder der Fahrzeugindustrie zahlreiche Chip-Anwender. BMW hat bereits mit Intel kooperiert, Siemens ist führend darin, die Industrie in ein neues, intelligentes Zeitalter zu überführen. Industrie 4.0 lautet hier das Schlagwort.

    Die geplante Intel-Fabrik in Magdeburg.
    Die geplante Intel-Fabrik in Magdeburg. Foto: Intel Corporation

    Netzwerke wie diese sichern Zukunft. Es geht hier nicht nur um Produktion, sondern auch um Entwicklung und Anwendung. In letzter Zeit hat sich der Begriff "Ökosystem" dafür etabliert. In Kalifornien ist das "Silicon Valley" solch ein Ort. Intel-Chef Gelsinger stellt Magdeburg schon als "Silicon Junction" dar, als Knotenpunkt der Technik.

    Region zwischen Augsburg und Landsberg muss zweites Großprojekt begraben

    Penzing steht zwar nicht mit leeren Händen da: Auf dem ehemaligen Fliegerhorst siedelt sich ein ambitioniertes Filmstudio an, das ebenfalls expandieren will. Der große technische Schub hingegen geht an Magdeburg.

    Vor rund 20 Jahren hatte die Region zwischen Augsburg und Landsberg schon einmal auf ein großes Werk gehofft – von BMW. Nun ist zum zweiten Mal ein Großprojekt bedauernswerterweise in eine andere Himmelsrichtung abgebogen.

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