Bayerns Wirtschaftsmodell braucht ein Update
Exklusiv Der Standort Bayern ist gefährdet. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Was sich ändern muss und wo die heimischen Unternehmen die größten Zukunftschancen sehen.
Unternehmen wie BMW, Audi, Siemens, aber auch zahlreiche Mittelständler haben an der Erfolgsgeschichte des Freistaats mitgeschrieben. Die bayerische Wirtschaft sei so in den letzten 50 Jahren dynamischer gewachsen als der Bundesschnitt. Doch diese Entwicklung ist kein Selbstläufer mehr: "Das Geschäftsmodell Bayern ist gefährdet", heißt es in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, die unserer Redaktion vorab vorlag. "Zahlreiche Krisen, Veränderungen in der Weltwirtschaft sowie multiple strukturelle Herausforderungen stellen das Erfolgsmodell hart auf den Prüfstand", sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die die Studie in Auftrag gegeben hat. Die Untersuchung macht unter dem Titel "Re-Code Bayern" deutlich, wo die Unternehmen Hebel für neues Wachstum sehen.
Die Wachstumsaussichten sind der Studie zufolge trüb: Die Bruttowertschöpfung in Bayern könnte bis 2035 nur noch um knapp 1,4 Prozent pro Jahr wachsen. Im Zeitraum 2010 bis 2022 waren es noch vier Prozent. Damit dürfe man sich nicht zufriedengeben: "Bayern ist ein starker Standort, den wir für die Zukunft fit halten müssen", sagt Brossardt.
Umfrage unter 700 Firmen: Digitalisierung und Globalisierung sind klare Chancen
Die Studie untersucht die großen wirtschaftlichen Trends Digitalisierung, Globalisierung, Klimaschutz und demographischer Wandel, rund 700 bayerische Unternehmen wurden befragt. In einigen Entwicklungen sehen die Firmen Wachstumschancen: Für knapp zwei Drittel ist die Digitalisierung ein klares Chancenthema. "Die Digitalisierung hat große Potenziale, geht in Deutschland aber nur langsam voran", sagt Brossardt. Nötig seien deshalb klare Rahmenbedingungen, insbesondere für die Nutzung von künstlicher Intelligenz.
Auch durch die Globalisierung erwarten 40 Prozent der Unternehmen Impulse. Der Klimaschutz wird von den Firmen dagegen zurückhaltend bewertet. Und den demographischen Wandel bewerten fast alle Firmen negativ: Über 40 Prozent der Befragten sehen durch die Fachkräfteknappheit Risiken, nur rund acht Prozent entdecken darin Chancen.
Bertram Brossardt, vbw: "Mehr Tempo bei der Energiewende"
Befasst hat sich die Untersuchung auch mit den Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit. Die größten Risiken für Bayern sind demnach hohe Personalkosten, zu viel Bürokratie, Nachfolgeprobleme und internationale Wettbewerbsverzerrungen. "Für einen zukunftssicheren Wirtschaftsstandort Bayern ist mehr Tempo bei der Energiewende nötig", fügt Brossardt an.
Bayerns Wirtschaftsministerium zufolge steht die Wirtschaft im Freistaat im Bundesvergleich aber recht solide da: Während die deutsche Wirtschaft 2023 geschrumpft sei (-0,3 Prozent), habe Bayern ein leichtes Wachstum (0,3 Prozent) verzeichnet. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ist für 2024 optimistisch, dass die bayerische Wirtschaft die Herausforderungen bewältigt: "Die ersten bayerischen Konjunkturdaten für 2024 zeigen einen erfolgreichen Start ins Jahr, beispielsweise für die Exportwirtschaft, für die Industrieproduktion und bei den Handelsumsätzen", sagte er unserer Redaktion.
Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister: "Sehr gute Fachkräfte"
In Bayern lag die Wirtschaftsleistung mit 57.343 Euro pro Kopf deutlich über dem Bundesschnitt von 48.750 Euro. "Darauf bauen wir weiterhin auf!“, sagt Aiwanger mit Blick auf dieses Jahr. „Die Stärken der bayerischen Unternehmen liegen in ihrer Innovationskraft", ist er überzeugt. "Der Standort Bayern bildet hierfür mit seinen exzellenten Hochschulen sehr gute Fachkräfte aus, das zeigt sich beispielsweise auch an der Investition des Apple-Konzerns in München, der 2023 eine Milliarde Euro in sein Chip-Design-Zentrum investiert hat."
Schwerpunkt der Wirtschaftspolitik seien Forschung und Entwicklung, mehr Geld für Bildung und Weiterbildung, Automatisierung, Digitalisierung und der zügige Einsatz der KI.
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Der IWF hat Deutschlands Wachstumsaussichten auf 0,2% herabgestuft. Vorgeschlagene Maßnahmen der IWF-Experten:
- mehr Zuwanderung
- bessere Anreize für Frauen, eine Erwerbsarbeit aufzunehmen
- mehr öffentliche Investitionen
- Lockerung der Schuldenbremse
Mit welchen Parteien wäre solch eine Politik in Deutschland möglich?
Spoiler: An der SPD und an den Grünen liegt es nicht.
Neu ist die Erkenntnis nicht, dass es in Bayern seit 2019 abwaerts geht:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1297587/umfrage/wert-exporte-und-importe-in-bayern/#:~:text=Im%20Jahr%202022%20betrug%20der,rund%20250%2C6%20Milliarden%20Euro.
(2019 war auch Aiwangers erstes volles Jahr als Wirtschaftsminister).
In Deutschland ist die Bilanz immer noch positiv:
https://www.dashboard-deutschland.de/indicator/data_aussenhandelsbilanz
Auch das Gruen/Schwarze Baden-Wuerttemberg hat eine positive Bilanz:
https://www.ihk.de/stuttgart/fuer-unternehmen/international/statistiken-publikationen-aussenwirtschaft/ranking-aussenhandelspartner-baden-wuerttemberg-675954#:~:text=Trotz%20des%20r%C3%BCckl%C3%A4ufigen%20Handelsvolumens%20erzielte,die%20baden%2Dw%C3%BCrttembergischen%20Export%C3%BCbersch%C3%BCsse%20darstellte.
Da muss es wohl Bundeslaender geben, die Bayern mehr als kompensieren.
@KLAUS A.
Auch wenn es bundesweit ebenfalls Probleme geben mag, in Bayern ist das doch eine andere Nummer.
Die aufgeführten Probleme sind nicht nur in Bayern sondern in der gesamten deutschen Wirtschaft sehen. Es wäre daher kurzsichtig nur von der Bayerischen Landesregierung auf Abhilfe zu hoffen.
Es wäre noch kurzsichtiger, von der derzeitigen Ampel Wirtschaftskompetenz zu erwarten. Es geht nicht um persönliches Grünenbashing, auch die Klientel für die diese Politik gemacht werden soll, lehnt die Konzepte ab. Nachhaltiges Wirtschaften darf sich nicht alleine auf die Umwelt beschränken, irgendwo stehen Unternehmer unter dem Zwang, Gewinne zu erwirtschaften. Das muss durch Effizenz erreicht werden, nicht durch Subventionen, die die Staatsverschuldung weiter ankurbeln.