Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Währung: Schweden in der Krise: Führt das Land den Euro ein?

Währung

Schweden in der Krise: Führt das Land den Euro ein?

    • |
    Die Schwedische Krone verliert derzeit massiv an Wert.
    Die Schwedische Krone verliert derzeit massiv an Wert. Foto: Fredrik Sandberg, dpa

    „Die Krone erreicht die Albtraumsgrenze.” Mit dieser Nachricht schlug das schwedische Wirtschaftsmagazin Affärs Världen Alarm. Gemeint war, dass Anfang dieser Woche zwölf Schwedische Kronen für einen Euro gehandelt wurden. Anfang 2021 musste man im Vergleich dazu nur rund zehn Kronen für einen Euro zahlen, vor zehn Jahren reichten sogar nur acht Kronen. 

    Die anhaltend schwache Währung des skandinavischen Königreichs und die damit verbundene schwindende Kaufkraft schlagen inzwischen der Bevölkerung auf das Gemüt. In den Supermärkten mit seinen vielen Importprodukten steigen die Preise. Und durch die Verteuerung der Medikamente steht in Schweden inzwischen jede zehnte Apotheke vor dem Aus. 

    Fast 5500 schwedische Unternehmen meldeten im Zeitraum von Januar bis August 2023 Insolvenz an, ein Anwachsen von 35 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr. 

    Die Immobilienpreise sinken, ein ökonomischer Winter droht

    Durch die sinkenden Immobilienpreise kamen dieses Jahr massenhaft die nicht immer geliebten Dänen und Deutsche ins Land, um rot gestrichene Sommerhäuser zu kaufen. „Ein ökonomischer Winter“ drohe, warnte die Mitte-rechts-Regierung unter Ministerpräsident Ulf Kristersson, die am Mittwoch einen Haushaltsvorschlag für das kommende Jahr präsentierte. 

    In Schweden hat die Bekämpfung der Inflation, sie lag jüngst bei 7,5 Prozent, die höchste Priorität. Am Donnerstag wird Schwedens „Reichsbank“ allen Erwartungen nach die Leitzinsen anheben. 

    Manchen erscheint da der Euro als Rettung, mittlerweile will Umfragen zufolge jeder dritte Befragte in Schweden, dass die Europäische Währung eingeführt wird. 

    Die Schwäche der Krone hat die Reichsbank selbst mit verursacht

    Die Gründe für die Kronen-Schwäche sind vielfältig. Allgemein gilt, dass kleinere Währungen in Krisenzeiten anfälliger sind. Zudem hat die schwedische Reichsbank durch den Kauf von Währungen vor acht Jahren die Inflation künstlich gefördert. Dadurch verloren nämlich schwedische Staatspapiere an Wert, wodurch die Krone schwächer wurde. Auch dass exportierende schwedische Unternehmen vermehrt im Ausland Geld investieren, schwächt nach Experten die Krone. Hinzu kommen die kriselnde chinesische Wirtschaft sowie der Ukrainekrieg, beides dämpft die wirtschaftliche Entwicklung. 

    Das Land mit rund zehn Millionen Einwohnern kann auf der anderen Seite eine hohe Beschäftigungsrate und niedrige Staatsverschuldung vorweisen. 

    Rezepte gegen eine schnelles „Gesunden“ der Krone gebe es nicht, so das Gros der Experten. Doch wäre ein Wechsel zum Euro die Lösung? 

    Die Liberalen machen Druck, die Krone durch den Euro zu ersetzen

    In Schweden, das 1994 der Europäischen Union (damals EG) beitrat, wurde am 14. September 2003 eine Volksabstimmung über den Euro abgehalten, knapp 56 Prozent wollten damals an der Krone und somit an mehr nationaler Souveränität festhalten. Befürworter argumentierten mit einfacheren Handelsbeziehungen zu den Ländern in der Euro-Zone. Mit der Verschuldungskrise um Griechenland 2012 wuchs die Gruppe der Kronen-Befürworter auf bis zu achtzig Prozent. 

    Nun gibt es eine Trendwende. Druck macht in dieser Frage seit Juni Johan Pehrson, Chef der mitregierenden Kleinpartei „Die Liberalen“ und Minister für Beschäftigung und Integration. Er will die Einführung des Euro vorantreiben. „Je länger wir warten, umso ärmer wird Schweden“, so der 55-Jährige angesichts des neuen Kursfalls Anfang dieser Woche.

    Regierungschef Kristersson hält die Frage "nicht für aktuell"

    Regierungschef Ulf Kristersson von der wirtschaftsliberalen Partei „Die Moderaten“ hält die Frage hingegen für „nicht für aktuell“. Zwar waren die Moderaten aufseiten der Euro-Befürworter, doch Pehrson, der einen Teil der schwedischen Wirtschaftsvertreter hinter sich hat, will den Euro ohne Volksabstimmung einführen. Einen solchen Schritt kann sich Kristersson politisch jedoch kaum leisten. 

    Durchgespielt wird die Euro-Übernahme in den schwedischen Medien durchaus. Dabei erfüllt die finanzpolitische Situation des Landes drei von vier Beitrittskriterien. 

    Preisstabilität, keine hohe Verschuldung sowie langfristige Zinssätze sind gegeben, allerdings ist die Schwedische Krone, im Gegensatz zur dänischen Krone, nicht „fix“, das heißt, sie ist nicht an die Leitwährung Euro gebunden. 

    „Fix“ könnte der Beitritt darum nicht vonstattengehen, eine Probezeit von zwei Jahren ist vorgesehen, bei der der Wechselkurs der Währung von Brüssel beobachtet wird. Das Jahr 2026 könnte zu einem „Eurowahljahr“ werden, so die weniger eiligen Befürworter. Dann hätte Schweden die Währung vielleicht 2028. 

    Doch bis dahin kann viel passieren. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden