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Börsen am Tropf des billigen Geldes

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Börsen am Tropf des billigen Geldes

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    Börsen am Tropf des billigen Geldes
    Börsen am Tropf des billigen Geldes

    Der heutige Weltspartag ist eine Erfindung der Sparkassen und geht auf das wirtschaftliche Krisenjahr 1924 zurück. Damals sollte den von Inflation und Massenarbeitslosigkeit betroffenen Menschen das Vertrauen in den Wert des Geldes zurückgegeben werden. Am Ende verfinsterte sich der Himmel vollends im Zuge der Weltwirtschaftskrise. Deutschland stürzte die Welt schließlich in den Abgrund.

    Dagegen muten die heutigen Probleme Europas und der USA als lösbar an. Die Welt geht nicht unter, wenn in Washington auch im kommenden Jahr Demokraten und Republikaner in Haushaltsfragen das Kriegsbeil wieder ausgraben. Und Europa steht immer noch insgesamt wirtschaftlich einigermaßen stabil da, obwohl die Schuldenkrise den Euro-Raum erschüttert hat. Selbst wenn Länder wie Griechenland und Portugal weitere finanzielle Hilfen brauchen, lässt sich das, so ärgerlich es auch ist, stemmen.

    Wer also in Deutschland überlegt, wie er sein Geld investieren soll, bewegt sich auf einem – historisch betrachtet – relativ sicherem Terrain. Die Zinsen sind niedrig. Bei genügend Grundkapital lässt sich der Traum vom Leben in den eigenen vier Wänden verwirklichen. Und das auch, weil die deutsche Wirtschaft 2014 spürbar wachsen soll, getrieben von ausgabefreudigen Bürgern, exportstarken Firmen, eingebettet in einem Umfeld niedriger Arbeitslosigkeit und weiter erträglicher Inflationsraten von wohl unter zwei Prozent.

    All diese positiven Umstände sind bereits im Deutschen Aktienindex eingepreist. Dass der Dax erstmals in seiner Geschichte über 9000 Punkte gestiegen ist, spiegelt auch die im europäischen Vergleich komfortable Lage Deutschlands wider. Für eine Fortsetzung der Börsen-Erfolgsgeschichte spricht einiges. Nicht nur die Experten der Deutschen Bank glauben, der Dax könne 2014 die Marke von 10000 Zählern knacken. Geht der Aktienboom also immer weiter? Sofern die Euro-Krise nicht mächtig zurückkehrt, könnte es zumindest mittelfristig aufwärtsgehen. Denn Deutschland wird vor allem von ausländischen Investoren schon lange als sicherer Hafen angesehen.

    Die Mehrheit der Dax-Anteilsscheine befindet sich längst im Besitz von Investoren, die ihren Sitz außerhalb Deutschlands haben. Vor allem heimische Kleinanleger lassen nach ihren negativen Erfahrungen Aktien oft links liegen, auch wenn sie Sachwerte sind und mit stolzen Dividendenrenditen locken. Ausländische Anleger greifen beherzter zu, was den Dax weiter antreiben könnte.

    Das funktioniert aber nur so lange reibungslos, wie vor allem die Zentralbank in den USA an ihrer faktischen Nullzinspolitik festhält. Im Sommer reichten schon Andeutungen von US-Notenbank-Chef Ben Bernanke, der Billiggeld-Kurs könne zu Ende gehen, um die Börsen zittern zu lassen.

    Wer in Aktien investiert, muss auf die Künste der Geldpolitiker vertrauen. Irgendwann wird die amerikanische Zentralbank umsteuern, zumal, wenn sich der US-Arbeitsmarkt stabilisiert hat. Die dann notwendige Abkehr von der Nullzinspolitik kommt einem in der Geschichte noch nicht vorgekommenen Experiment gleich. Die Finanzmärkte müssen darauf mit sanfter Hand und Engelszungen eingestimmt werden. Davon hängt ab, ob der Dax ein Gipfelstürmer bleibt.

    Sein Schicksal liegt ab 2014 in der Hand einer Frau, wenn Janet Yellen Bernanke ablöst. Was über die kluge und detailbesessene Ökonomin bekannt ist, gibt Anlass zur Zuversicht. Yellen könnte die größte Freundin der Aktionäre werden. Bei ihrer brandgefährlichen Mission ist ein Scheitern natürlich nicht auszuschließen.

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