Die Finanzmärkte scheinen die Unbekümmertheit des deutschen Wirtschaftsministers Rösler zu ignorieren. Während der FDP-Mann unbedarft versicherte, für ihn habe der Euro-Austritt Griechenlands längst seinen Schrecken verloren, ließ sich der deutsche Aktienmarkt nicht von der röslerischen Lockerheit anstecken. Es knirscht bei Euro und Dax vernehmlich im Gebälk. Die Nervosität ist groß.
Das Experiment „Euro“ könnte in eine neue, heikle Phase treten, in der erstmals ein Land von sich aus – etwa nach einem Staatsbankrott – den Währungsverein verlässt.
Dabei käme ein Abgang Griechenlands einem Ende mit erheblichem Schrecken gleich. Das schon in einer katastrophalen wirtschaftlichen Verfassung befindliche Land würde noch viel tiefer sinken. Ein langer, schmerzlicher Anpassungsprozess stünde Athen ins Haus, ehe die Preise sich dank Abwertung der alten, neuen Drachme wieder nach unten bewegen und mehr Touristen in das Land locken. Um die weitere Verarmung breiter Schichten zu verhindern, muss Brüssel auch einem Nicht-Euro-Mitglied Griechenland helfen. Die Gefahr ist zu groß, dass auf dem Humus des Niedergangs radikale Parteien die Macht an sich reißen. Wie auch immer: Die Rettung Griechenlands wird noch teuer für Europa.