Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Gesundheitsversorgung: Noch "Luft nach oben": Deutschland weltweit auf Platz 20

Gesundheitsversorgung

Noch "Luft nach oben": Deutschland weltweit auf Platz 20

    • |
    Deutschland belegt bei einer Studie zur weltweiten Gesundheitsversorgung Platz 20. Außerdem stellen die Forscher fest: Da wäre noch "Luft nach oben".
    Deutschland belegt bei einer Studie zur weltweiten Gesundheitsversorgung Platz 20. Außerdem stellen die Forscher fest: Da wäre noch "Luft nach oben". Foto: Uwe Anspach, dpa

    Die Gesundheitsversorgung hat sich in den allermeisten Ländern der Welt zwischen 1990 und 2015 verbessert. Deutschland liegt auf Platz 20, der Zwergstaat Andorra führt die Liste an. Das ergibt sich aus einer internationalen Studie unter der Leitung von Christopher Murray von der University of Washington in Seattle (US-Bundesstaat Washington, USA).

    Studie zur Gesundheitsversorgung: Andorra auf Platz 1

    Untersucht wurden insgesamt 195 Länder. Davon ist in 167 Fällen der Zugang zur Gesundheitsversorgung und deren Qualität deutlich besser geworden. Auf einer Skala von 0 bis 100 erreichte 2015 Andorra mit 94,6 den höchsten Wert, die Zentralafrikanische Republik mit 28,6 den niedrigsten. Das deutsche Gesundheitswesen landet mit 86,4 Punkten auf dem 20 Platz im weltweiten Vergleich, unter anderem hinter der Schweiz, aber auch hinter Griechenland und Slowenien.

    Im globalen Durchschnitt verbesserte sich die Gesundheitsversorgung zwischen 1990 und 2015 von 40,7 auf 53,7 Punkte. Der Wert liegt jedoch noch erheblich unter dem errechneten möglichen Wert von 73,8. Der Abstand zwischen dem schlechtesten und dem besten Gesundheitswesen im betrachteten Zeitraum ist größer geworden: von 61,6 Punkten im Jahr 1990 zu 66,0 Punkten im Jahr 2015. Die Gesundheitssysteme in Nord- und Westeuropa sowie Kanada, Japan und Australien schnitten am besten ab. Am unteren Ende der Skala finden sich vor allem afrikanische Länder südlich der Sahara und Länder in Ozeanien und anderen Teilen Asiens.  Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht.

    Datenerhebung zur weltweiten Gesundheitsversorgung

    Tuberkulose ist eine  bakterielle Infektionskrankheit, die durch verschiedene Arten von Mykobakterien verursacht wird und beim Menschen am häufigsten die Lungen befällt.
    Icon Galerie
    8 Bilder
    Am 24. März 1882 beschrieb Robert Koch erstmals den von ihm entdeckten Tuberkulose-Erreger. Doch davor und danach gab es noch viele bekannte Fälle - reale wie erfundene.

    Die Untersuchung nimmt nicht das Gesundheitswesen eines Landes als Ganzes unter die Lupe, sondern betrachtet die Todesraten bei ganz bestimmten Krankheiten. Die Forscher nutzten die umfangreiche Studienreihe "Global Burden of Disease" (globale Krankheitslast). Daraus wählten sie Daten zu 32 Krankheiten aus, die mit modernen Therapien gut behandelbar sind und nicht zum Tod führen müssen. Dazu gehören Tuberkulose, Durchfallerkrankungen, Tetanus, aber auch einige Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs oder Hodenkrebs.

    Wie häufig diese Krankheiten in bestimmten Ländern und Regionen doch als Todesursache genannt werden, weist den Forschern zufolge darauf hin, wie gut oder schlecht das Gesundheitswesen dort ist. Daraus erstellten die Wissenschaftler einen Gesundheitswesen-Index (Healthcare Access and Quality Index; HAQ-Index) für insgesamt 195 Länder und Regionen.

    Deutschland auf Platz 20 bei Gesundheitsversorgung - "Luft nach oben"

    Darüber hinaus errechneten Studienleiter Murray und seine Kollegen für jedes Land, welchen HAQ-Index es aufgrund seiner Entwicklungsstufe eigentlich erreichen könnte.

    Zum Beispiel Deutschland: Hier könnte der Gesundheitswesen-Index bei 90,7 liegen, tatsächlich liegt er bei 86,4. Die Lücke von 4,3 Indexpunkten zeigt die "Luft nach oben" für das deutsche Gesundheitssystem an. In Deutschland ist diese Lücke seit 1990 kleiner geworden - damals lag sie bei 10,4 (Indexwert 1990: 73,1). Deutschlands Gesundheitswesen hat sich also im Index nicht nur von 73,1 auf 86,7 verbessert. Die Bundesrepublik hat sich auch dem Wert angenähert, der aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungsstufe möglich wäre.

    So bleiben sie trotz Bürojob fit

    Bewegung im Alltag ist sehr wichtig für die Gesundheit, doch wer im Büro arbeitet, kann es oft nicht ändern: Er sitzt fast den kompletten Arbeitstag vor dem Computer. Doch es gibt ein paar Tricks, trotz der Schreibtischarbeit im Alltag in Bewegung zu kommen:

    Mindestens einmal in der Stunde aufstehen: Hilfreich ist dafür, den Drucker außer Reichweite aufzustellen oder beim Telefonieren etwas auf- und abzugehen.

    Täglich einige Kilometer gehen: Mindestens fünf oder besser zehn Kilometer pro Tag empfehlen Mediziner. Bahnfahrer und Pendler können eine Station früher aussteigen als erforderlich und dann zügig zur Arbeit gehen.

    Es kann auch hilfreich sein, Kollegen in anderen Teilen des Gebäudes zu besuchen, statt sie nur anzurufen.

    Auf die richtige Sitzposition achten: Der Rücken sollte entlastet werden, die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin empfiehlt dynamisches Sitzen. Dabei wippen Sie hin und wieder mit dem Becken vor und zurück oder verlagern das Gewicht von einer Gesäßhälfte auf die andere.

    In der Freizeit einen Ausgleich schaffen: Eine halbe Stunde Bewegung pro Tag sollte das Minimum sein. Es muss nicht immer Sport sein, auch Fahrradfahren oder Spazierengehen reicht aus - wenn man leicht ins Schwitzen gerät. (dpa)

    Doch eine solche Entwicklung gibt es nicht in allen Ländern. Murray wird in einer Mitteilung von "The Lancet" mit den Worten zitiert: "Insgesamt sind unsere Ergebnisse ein Warnsignal, dass eine bessere Gesundheitsversorgung keine unvermeidliche Folge einer höheren Entwicklungsstufe ist."

    Die Forscher hoffen, dass die Indexzahlen auch helfen können, die sogenannten Millenniumsziele zu erreichen. Zu nennen sind hier insbesondere die Verringerung der Kindersterblichkeit (Ziel 4), die Verbesserung der Gesundheit von Müttern (Ziel 5) und die Bekämpfung von Aids, Malaria und anderen Krankheiten (Ziel 6).

    Studie zur Gesundheitsversorgung weist auch Mängel auf

    Das Team um Murray nennt mehrere Einschränkungen seiner Studie, unter anderem, dass keine Krankheiten betrachtet wurden, die unbehandelt nicht tödlich enden, etwa viele chronische Erkrankungen. In einem Kommentar, ebenfalls in "The Lancet" veröffentlicht, zeigen auch Felicity Goodyear-Smith von der University of Auckland (Neuseeland) und Chris van Weel von der Australian National University in Canberra (Australien) einige Mängel der Studie auf. Insgesamt aber sehen sie den Gesundheitswesen-Index positiv: "Wir applaudieren einer Methode, die Einblicke gibt, wie die Gesundheitsversorgung, das Gesundheitswesen und die sozioökonomische Entwicklung zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen."

    Die Ergebnisse der Studie dürften auch für das G20-Treffen der Gesundheitsminister am 19. und 20. Mai in Berlin von Interesse sein. Die Fachminister tauschen sich unter deutscher Präsidentschaft zum Thema "globale Gesundheit" aus. AZ

    Link zur Studie nach Ablauf der Sperrfrist 19. Mai 0.30 Uhr

    Mehr zum Thema:

    Deutschland in der Gesundheitsversorgung an der Spitze

    Experten: Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen sollen steigen

    Könnte jeder dritte Sterbefall in der EU eigentlich verhindert werden? 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden