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Jahrbuch Sucht 2017: Abhängigkeit: Rauchen, Medikamente und Alkohol

Jahrbuch Sucht 2017

Abhängigkeit: Rauchen, Medikamente und Alkohol

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    Medikamenten-Sucht ist weiterhin ein großes Thema in Deutschland. Bis zu 1,9 Millionen Menschen gelten als abhängig.
    Medikamenten-Sucht ist weiterhin ein großes Thema in Deutschland. Bis zu 1,9 Millionen Menschen gelten als abhängig. Foto: Soeren Stache (dpa)

    Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zieht ihre alljährliche Bilanz. Das neue "Jahrbuch Sucht" wurde am Dienstag in Berlin vorgestellt und das Ergebnis ist erstaunlich: In Deutschland sind mehr Menschen von Medikamenten abhängig als von Alkohol. Laut dem Jahrbuch 2017 sind bis zu 1,9 Millionen Menschen süchtig nach Arzneimitteln – knapp 1,8 Millionen sind es beim Alkohol. Damit belegt die Sucht nach Alkohol nur Platz drei aller Abhängigkeiten in Deutschland - hinter Tabak und Medikamenten. Wer am stärksten von der Medikamentensucht betroffen ist und woher sie kommt.

    Medikamenten-Sucht: Besonders Ältere und Frauen sind betroffen

    Am stärksten betroffen von der Sucht nach Medikamenten sind Ältere und Frauen. Die Gründe sind nach Angaben des Gesundheitsexperten Gerd Glaeske vielfältig: Vor allem Frauen seien mit zunehmendem Alter von Depressionen betroffen. Auch Einsamkeit und finanzielle Schwierigkeiten tragen Glaeske zufolge dazu bei, dass diese häufiger Medikamente einnehmen. Die Folgen sind gefährlich. Konzentration und kognitive Fähigkeiten werden gedämpft, dadurch steigt beispielsweise die Gefahr zu stürzen.

    Neue Studien zeigen außerdem, dass das Risiko, an Demenz zu erkranken, womöglich durch Arzneimittel steigt. Das Risiko von Missbrauch und Abhängigkeit geht von immerhin vier bis fünf Prozent aller Medikamente aus, die häufig verschrieben werden. Gefährlich sind vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel wie Valium. Glaeske kritisierte die fehlende Transparenz und nahm insbesondere Ärzte in die Pflicht: Die Arzneimittel seien zwar notwendig, aber sie müssten kritisch und so eingesetzt werden, dass es nicht zu einer Abhängigkeit kommt. Inzwischen werde mehr als die Hälfte solcher Beruhigungsmittel mit Privatrezepten verordnet. Dadurch können die Verschreibungen nicht systematisch ausgewertet werden.

    Zehn Anzeichen für Alzheimer

    Die Initiative Alzheimer Forschung nennt zehn Anzeichen für Alzheimer.

    1. Gedächtnislücken in Alltag und Beruf.

    2. Probleme beim Planen und Problemlösen, zum Beispiel beim Backen altbekannter Rezepte.

    3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten wie Routineaufgaben bei der Arbeit.

    4. Räumliche und zeitliche Desorientierung beim Lesen der Uhr oder Nennen der Jahreszahl.

    5. Wahrnehmungsstörungen beim Erkennen von Farben, Kontrasten oder beim Lesen.

    6. Neue Sprach- oder Schreibschwäche mit Stocken im Satz oder den "Faden verlieren".

    7. Verlegen von Gegenständen - die Brille im Kühlschrank oder der Autoschlüssel im Brotkorb.

    8. Eingeschränktes Urteilsvermögen bei der Wahl der Kleidung oder im Umgang mit Geld.

    9. Rückzug aus dem Leben und aus dem Freundeskreis.

    10. Persönlichkeitsveränderung: starkes Unbehagen außerhalb vertrauter Räume oder plötzliches Misstrauen.

    Auch von Schmerzmitteln, die zu rund 70 Prozent rezeptfrei erhältlich sind, geht ein Sucht- und Missbrauchsrisiko aus. Etwa 150 Millionen Packungen davon werden jährlich in Deutschland verkauft. Die genaue Zahl der Medikamentensüchtigen ist unbekannt, Glaeske und seine Forscherkollegen müssen schätzen. Viele Erhebungen zum Thema Sucht hätten zudem Lücken, kritisiert der Professor. Denn die vom Gesundheitsministerium geförderten Studien zum Arzneimittelkonsum würden nur Menschen erfassen, die höchstens 64 Jahre alt sind. Die Medikamentensucht betrifft oft aber gerade ältere Menschen.

    Deutsche rauchen weniger - dennoch ist Rauchen die häufigste Sucht

    Das Jahrbuch Sucht fasst neben der Medikamentensucht auch weitere Daten und Trends zusammen. Eine Veränderung gibt es bei Deutschlands beliebtestem Suchtmittel: Die Zahl der gerauchten Zigaretten ist im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um knapp acht Prozent gesunken – auf 75 Milliarden Zigaretten. Martina Pötschke-Langer vom Aktionsbündnis Nichtrauchen kritisierte aber die aus ihrer Sicht laxe Gesetzgebung. Die Preise seien vergleichsweise niedrig, Werbung sei in größerem Ausmaß erlaubt als anderswo. In einer EU-weiten Rangliste, die die Gesetzgebung zur Rauchprävention misst, landete Deutschland kürzlich auf dem vorletzten Platz. Nur Österreich schnitt schlechter ab.

    Rauchen in Deutschland: Zahlen und Fakten

    Tabakkonsum: In Deutschland rauchte zuletzt jeder vierte Erwachsene – rund 30 Prozent der Männer und etwa 20 Prozent der Frauen. Das geht aus dem Tabakatlas hervor, den das Deutsche Krebsforschungszentrum herausgibt. Vor 20 Jahren rauchten noch 29 Prozent der Deutschen. Und: Während 1991 täglich noch 401 Millionen Zigaretten in Deutschland in Rauch aufgingen, waren es laut Statistischem Bundesamt zuletzt noch 206 Millionen täglich.

    Alter: Bei Jugendlichen ist der Trend zum Nichtrauchen am deutlichsten. Ende der 90er Jahre rauchten knapp 30 Prozent der 12- bis 17-Jährigen; aktuell sind es rund zehn Prozent. Am höchsten ist der Anteil unter den 18- bis 25-Jährigen. In dieser Altersgruppe rauchte Ende der 90er Jahre etwa jeder Zweite, heute nur fast jeder Dritte.

    Bundesländer: In den südlich gelegenen Bundesländern rauchen weniger Männer und Frauen als im Norden. Am höchsten sind die Quoten in Bremen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, am niedrigsten in Hessen, Baden-Württemberg, im Saarland und in Bayern. Im Freistaat rauchten 27 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen.

    Häufigkeit: Rund 27 Prozent rauchen gelegentlich, etwa 24 Prozent täglich bis zu 10 Zigaretten, rund 21 Prozent elf bis 19 Zigaretten. Bei 29 Prozent sind es 20 Zigaretten am Tag oder mehr.

    Beruf: Wer in Deutschland als Mann dem Beruf des Möbelpackers nachgeht, ist mit ziemlicher Sicherheit Raucher – nämlich zu 85 Prozent. Auch das geht aus dem Tabakatlas hervor. Am unteren Ende der Skala stehen demnach Apothekerinnen, die nur zu sechs Prozent regelmäßig zur Zigarette greifen. sok

    Eine erfreuliche Entwicklung gibt es dennoch: Offenbar greifen inzwischen immer weniger Jüngere zum Glimmstängel. Kaum Veränderungen gebe es hingegen bei Rauchern, die älter als 35 Jahre sind. Daran ändern auch die E-Zigaretten nichts, die Pötschke-Langer kritisch sieht. Diese bewegten kaum einen Raucher zum Aufhören. Die Sucht sei zu stark. E-Zigaretten würden nicht anstatt herkömmlicher Zigaretten konsumiert, sondern oftmals zusätzlich.

    Insgesamt erkennt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen ein konstant hohes Niveau beim Konsum legaler und illegaler Drogen. Im Jahr 2015 trank der Durchschnittsbürger mit immerhin 9,6 Liter reinem Alkohol so viel wie im Jahr davor. Zugenommen hat die Zahl derer, die wegen der weiterhin häufigsten illegalen Droge Cannabis in Konflikt mit dem Gesetz geraten sind. Das liege aber auch daran, dass die Polizei dort inzwischen intensiver ermittelt.

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