Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Kostenübernahme: Künstliche Befruchtung: Kosten, Methoden und Erfolgsquoten - Infos

Kostenübernahme

Künstliche Befruchtung: Kosten, Methoden und Erfolgsquoten - Infos

    • |
    Bis der Schwangerschaftstest Erfolg anzeigt, ist es für viele Paare ein weiter Weg. Die Kosten für künstliche Befruchtung können sehr hoch sein.
    Bis der Schwangerschaftstest Erfolg anzeigt, ist es für viele Paare ein weiter Weg. Die Kosten für künstliche Befruchtung können sehr hoch sein. Foto: Mascha Brichta, dpa (Symbolbild)

    Nach seriösen Schätzungen sind bis zu sechs Millionen Menschen in Deutschland ungewollt kinderlos. Jedes zehnte Paar kann nicht auf natürlichem Weg Kinder bekommen. Die positive Nachricht: Die Kinderwunsch-Medizin bietet mit ihren vielfältigen Verfahren Hilfe für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.

    Diese Methoden der künstlichen Befruchtung gibt es

    Intrauterine (IUI) ist die Methode, bei der die Ärzte am wenigsten in die natürlichen Abläufe eingreifen. Dabei wird das aufbereitete Sperma direkt in die Gebärmutter der Frau injiziert. Im Vorfeld bekommt die Frau eine Hormonbehandlung zur Stimulation des Eisprungs.

    Bei einer In-Vitro-Fertilisation (IVF) werden Samen und Eizelle außerhalb des Körpers zusammengebracht. Bei dieser Methode bekommt die Frau zunächst Hormone, damit mehrere Eizellen heranreifen. Später wird, ebenfalls durch Hormone, der Eisprung ausgelöst. Anschließend entnehmen Ärzte eine oder mehrere Eizellen und bringen sie mit dem Sperma des Mannes zusammen. Das alles passiert im Labor. Die eigentliche Befruchtung findet zwar im Reagenzglas, aber ohne Zutun der Ärzte statt. Erst wenn sicher ist, dass sich Samen und Eizelle gefunden haben, wird die Eizelle in die Gebärmutter eingebracht.

    Wenn die Zeugungsfähigkeit des Mannes stark eingeschränkt ist, raten Experten meistens zu einer Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI). Dabei suchen Ärzte den Samen aus, der die Eizelle befruchten soll. Auch dieser Behandlung geht in der Regel eine wochenlange Hormonbehandlung voraus.

    Das sind die Erfolgschancen bei einer künstlichen Befruchtung

    Auch wenn man sich für eine künstliche Befruchtung entscheidet, wird man nicht automatisch schwanger. Die Erfolgsquote einer IVF-Behandlung liegt nur bei rund 25 Prozent. Bei einer Intrauterine Insemination ist die Chance noch geringer. Die durchschnittliche Quote liegt bei etwa 5 bis 10 Prozent pro Versuch. Nach mehreren Übertragungen tritt in etwa 10 bis 30 Prozent der Fälle eine Schwangerschaft ein. Bei der ICIS-Variante dürfen sich rund 20 Prozent der Paare über Nachwuchs freuen.

    Eine künstliche Befruchtung kostet mehrere tausend Euro

    Eine Insemination kostet ohne hormonelle Stimulation etwa 350 Euro, mit Hormonbehandlung liegt der Aufwand bei rund 800 Euro. Deutlich teurer ist eine IVF-Behandlung. Dafür müssen Paare zwischen 2500 und 3000 Euro aufbringen - pro Versuch. Eine ICSI kostet rund 4000 Euro. Hinzu kommen die Kosten der Kryokonservierung von Keimzellen für kommende Versuche (zwischen 300 und 500 Euro).

    Die meisten Frauen benötigen mehrere Versuche, um schwanger zu werden. Deshalb steigen die Kosten schnell auf deutlich über 10.000 Euro an. Martin Hagen, FDP-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, erzählte in einem Gespräch mit unserer Redaktion, seine Frau und er hätten "den Gegenwert eines Mittelklasse-Autos investiert", um ein Kind zu bekommen.

    Kostenübernahme: Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine künstliche Befruchtung?

    Seit der Gesundheitsreform 2004 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nur noch maximal die Hälfte der Kosten einer künstlichen Befruchtung. Bei maximal drei Versuchen. Allerdings nur unter bestimmten Voraussetzung: Die Frau darf zum Beispiel nicht älter als 40, der Mann nicht älter als 50 Jahre alt sein. Seit 2012 fördert auch der Bund künstliche Befruchtungen – allerdings nur, wenn sich die Länder an den regionalen Kosten beteiligen. In Bayern war das bisher nicht der Fall. 2020 sollen nun 5,8 Millionen bereitgestellt werden. Ein entsprechendes Fördergesetz soll bis zum Frühsommer verabschiedet werden.

    Diese Risiken gibt es bei einer künstlichen Befruchtung

    Bei einer assistierten Reproduktion kann es durch die hormonelle Stimulation zu einer Überfunktion der Eierstöcke und zu einer Zystenbildung kommen. Durch die erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße besteht das Risiko, dass sich Wasser im Bauchraum oder im Gewebe sammelt. Oft kommt es auch zu Atemnot oder zu Problemen mit der Nierenfunktion. Außerdem kann das Blut eindicken und es können sich im schlimmsten Fall Blutgerinnsel bilden. Durch eine regelmäßige Kontrolle kann das Risiko dafür aber auf unter zwei Prozent gesenkt werden.

    Das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft (etwa 20 bis 30 Prozent bei IVF und ICSI) besteht bei der Übertragung mehrerer Embryonen immer. Diese kann zu Frühgeburten oder auch zu Entwicklungsstörungen der Babys führen. Zwillinge oder gar Drillinge auszutragen, ist besonders in Kombination mit dem meist höheren Alter der Mutter ein zusätzliches Risiko. Das Risiko einer Fehlgeburt ist bei Frauen, die durch eine IVF- oder ICSI-Behandlung schwanger wurden, leicht erhöht.

    Ein Punkt, der häufig unterschätzt wird, ist die enorme psychische Belastung der kinderlosen Paare. Körper und Seele der Frauen stehen häufig unter Dauerstress. Sind mehrere Behandlungszyklen notwendig, schwankt man ständig zwischen Hoffnung und Enttäuschung. (AZ)

    Lesen Sie dazu auch: Er hat es selbst durchlebt - nun kämpft ein FDP-Politiker für künstliche Befruchtung

    Hinweis der Redaktion: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Beitrag aus unserem Online-Archiv.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden