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Foto: Alfred Schubert
Foto: Alfred Schubert

Vor vier Wochen ließ sich Marius Bleek noch vor dem Rathaus fotografieren. Nun hat er erklärt, doch nicht Bürgermeister in Pähl werden zu wollen.

Pähl
23.06.2023

Pähler Bürgermeisteramt: Marius Bleek macht Rückzieher

Von Gerald Modlinger

In Pähl überstürzen sich kurz vor der Vereidigung des neuen Bürgermeisters die Ereignisse: Marius Bleek tritt das Amt, in das er am 7. Mai gewählt wurde, nicht an.

Die Pählerinnen und Pähler werden demnächst wieder zu einer Bürgermeisterwahl gerufen: Wenige Stunden nachdem die Verwaltung die Ladung zur Gemeinderatssitzung am 29. Juni verschickt hatte, in der Marius Bleek als neuer Bürgermeister vereidigt werden sollte, meldete sich der 29-Jährige mit einer "Bekanntmachung" in eigener Sache auf der Homepage der Gemeinde: Er werde das Bürgermeisteramt, in das ihn die Pähler Bevölkerung am 7. Mai mit 57,2 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Werner Grünbauer gewählt hatte, nicht annehmen.

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Was den in München tätigen und in Germering lebenden Bundespolizisten zu seinem Rückzieher veranlasste, lässt sich aus seiner Stellungnahme nicht klar herauslesen. Wörtlich schreibt er: "Mit tiefstem Bedauern muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich mich durch nicht vorhersehbare Umstände dazu gezwungen sehe, einen Schritt zurückzutreten und das Amt am 27. Juni 2023 nicht wie geplant zu übernehmen. Diese Entscheidung fällt mir nach all der harten Arbeit in den letzten Monaten, die erfahrene Unterstützung durch viele verschiedene Bürgerinnen und Bürger aus allen Ortsteilen und mit Blick auf die großen Herausforderungen, vor denen die Gemeinde Pähl steht, unheimlich schwer. Mir tut es aufrichtig leid, dass ich mit diesem Schritt insbesondere meine 770 Wählerinnen und Wähler sowie mein aktives Unterstützerumfeld enttäusche. Die Gemeinde Pähl ist mir in den vergangenen Monaten fest ans Herz gewachsen. Es war mir eine Ehre und ein Privileg, Ihr Kandidat gewesen zu sein und Ihnen zugehört haben zu dürfen." 

Weitere Anfragen lässt Marius Bleek unbeantwortet

Weitere Auskünfte erteilte Bleek gegenüber den Medien nicht, eine Anfrage auch unserer Redaktion blieb unbeantwortet.

Nach einer Wahl hat ein gewählter Bürgermeister eine Woche Zeit, die Wahl abzulehnen. Eine solche fristgerechte Ablehnung sei im Fall Bleek nicht erfolgt, so die Einschätzung der Kommunalaufsicht im Weilheimer Landratsamt. Allerdings könne ein kommunaler Wahlbeamter seine Entlassung jederzeit ohne Angabe von Gründen verlangen. Der Dienstherr müsse einen Antrag auf Entlassung stattgeben. Eine Entlassung könne lediglich so lange hinausgeschoben werden, die die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters ordnungsgemäß erledigt sind, längstens jedoch drei Monate. 

Kurz nach dem Versand der Sitzungsladung ruft Marius Bleek im Rathaus an

In Pähl wird demnächst also wieder eine Bürgermeisterwahl anberaumt werden müssen. Bis dahin führt Zweite Bürgermeisterin Ursula Herz von der Wählergemeinschaft "Dorfbewegung" die Amtsgeschäfte. Das tut die Lehrerin bereits seit sieben Wochen, seitdem Bürgermeister Werner Grünbauer aus dem Amt gewählt worden war. Am Donnerstag überstürzten sich die Ereignisse: Am Nachmittag wurde zunächst die Einladung für die Gemeinderatssitzung am 29. Juni versandt. Die Tagesordnung sah zunächst die Vereidigung des neuen Bürgermeisters vor, der dann die Sitzungsleitung übernehmen sollte. Außerdem sollen einige Bauanträge behandelt werden: "Wir haben das extra so gemacht, wir wollten nicht gleich eine Hammer-Tagesordnung machen", sagte Herz dazu.

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Kurz darauf habe sich Marius Bleek zunächst bei der Geschäftsstellenleiterin im Rathaus, Christiane Singer, gemeldet und dann habe er versucht, sie zu erreichen, berichtet Ursula Herz. Als sie ihn zurückrief, habe er ihr in einem längeren Gespräch mitgeteilt, dass er das Amt des Bürgermeisters nicht antreten werde. Anschließend verschickte Bleek eine schriftliche Erklärung, die auch gleich an die Gemeinderatsmitglieder weitergegeben und auf der Gemeinde-Homepage veröffentlicht wurde.

Marius Bleek hatte sich in den vergangenen Wochen schon über die anstehenden Aufgaben informiert

Laut dem Gemeinde- und Landkreiswahlgesetz soll die Neuwahl binnen drei Monaten nach Beendigung der Amtszeit abgehalten werden. Da Grünbauers Amtszeit dieser Tage auslief und Bleek am 22. Juni abgesagt hat, müsste die Neuwahl bis Ende September erfolgen. Sie selber werde für das Amt nicht zur Verfügung stehen, wünsche sich aber, dass sich jemand aus Pähl findet, der das Bürgermeisteramt ausüben wolle, sagt Herz.

Wie Ursula Herz weiter berichtet, hatte sich Bleek in den vergangenen Wochen bereits bei mehreren Terminen in der Gemeinde über die anstehenden Aufgaben informiert und Kontakte geknüpft. Im Gespräch mit unserer Redaktion sprach Bleek vor vier Wochen davon, dass er einen arbeitsintensiven Start in seine neue Tätigkeit erwarte. Sorgen mache ihm das aber nicht, sagte er weiter. Außerdem kündigte Bleek an, im Herbst, wenn seine Freundin ihr Studium abgeschlossen haben werde, auch nach Pähl ziehen zu wollen. 

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