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Foto: Marcus Merk (Archiv)
Foto: Marcus Merk (Archiv)

Ein ehemaliger Manager der Lech-Stahlwerke in Meitingen steht wegen Korruptionsverdacht vor Gericht. Mit ihm sind zwei weitere Männer angeklagt.

Meitingen
24.02.2021

Geschäftsmann fühlt sich von Ex-Lechstahl-Chefs erpresst

Von Philipp Kinne

Plus Ein Angeklagter in der Betrugsaffäre rund um das Meitinger Unternehmen Lech-Stahl packt vor Gericht aus. Er stellt sich als Opfer skrupelloser Geschäftsmänner dar.

Im Korruptionsprozess um einen ehemaligen Manager von Lech-Stahl kommen neue Details ans Licht. Nun meldet sich der Mann zu Wort, der mutmaßlich Schmiergelder bezahlt haben soll. Der 45-Jährige ist einer von drei Angeklagten, die sich in der Affäre vor dem Augsburger Landgericht verantworten müssen. Er sagt aus, dass er sich von Teilen der ehemaligen Führungsriege des Meitinger Stahlproduzenten erpresst gefühlt habe. Es geht um Schmiergelder von mehr als 800.000 Euro.

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Die sollen als monatliches Einkommen auch an einen ehemaligen Manager von Lech-Stahl geflossen sein. Laut Anklage soll der 55-Jährige überhöhte Rechnungen für Aufträge abgenickt haben, die teils nie erbracht wurden. Diese Aufträge gingen an die Unternehmensgruppe des 45-jährigen Angeklagten. Das zu viel bezahlte Geld soll von dort über einen Steuerberater als Bestechungslohn zurück an den Ex-Manager geflossen sein. Dabei geht es laut Anklage um Beträge zwischen 7.500 und 86.000 Euro im Monat.

Betrugsprozess in Augsburg: Angeklagter räumt Bestechung im Korruptionsprozess ein

Schon am ersten Verhandlungstag räumte der 45-jährige Geschäftsmann aus Oberbayern dieses Vorgehen ein. Nun schilderte er, wie es dazu kommen konnte. Aus seiner Sicht habe er keine andere Wahl gehabt, als die geforderten Summen zu zahlen. Man habe ihn erpresst. Eingefädelt haben soll den Deal allerdings nicht der 55-jährige Ex-Manager von Lech-Stahl, sondern ein anderer Mann aus der Führungsetage. Der ist mittlerweile gestorben. Der 45-jährige Geschäftsmann lässt kein gutes Wort an dem ehemaligen Geschäftsführer einer Lech-Stahl-Firmentochter.

Im Laufe der Geschäftsbeziehung sei der Mann auf ihn zugekommen und habe ihn erpresst. "Wenn nächstes Jahr ein anderer Dienstleister übernimmt, wäre das doch schade für dich", habe der inzwischen Verstorbene gedroht. Er habe viel geleistet, werde aber nicht entsprechend bezahlt. Deshalb müsse er selbst schauen, wie er an seine Rente kommt, habe der Mann weiter Druck gemacht. So zumindest die Schilderung des 45-jährigen Angeklagten.

Hätte er das Schmiergeld nicht bezahlt, wäre er bankrott gegangen. Schließlich habe er im Laufe der Geschäftsbeziehung mehrere Millionen Euro in neue Geräte und Personal gesteckt, um die Aufträge stemmen zu können. Das Schmiergeld soll sich der inzwischen Verstorbene laut Anklage mit dem angeklagten Ex-Manager von Lech-Stahl geteilt haben.

Ex-Manager von Lech-Stahl Meitingen äußert sich bislang nicht konkret

Der hat sich vor dem Augsburger Landgericht bislang noch nicht persönlich zu den konkreten Vorwürfen geäußert. Über seine Verteidiger ließ er aber erklären, dass er im Laufe der Verhandlung Stellung beziehen möchte. Laut dem 45-jährigen ehemaligen Geschäftspartner habe auch der Ex-Manager ihm indirekt gedroht. Unter anderem dadurch, dass er auf eine Beteiligung an der Unternehmensgruppe des 45-Jährigen gepocht haben soll.

Dafür habe es laut dem 45-Jährigen eigentlich keinen Grund gegeben, doch er habe das Angebot aus Angst vor den Konsequenzen letztlich nicht ablehnen können. Später habe der Ex-Manager sogar eine Luxusküche im Wert von knapp 60.000 Euro im Namen der Unternehmergruppe gekauft. Die soll der 45-Jährige laut Anklage als Betriebskantine für das Werk in Meitingen verbucht haben. Dadurch sollte verschleiert werden, dass die teure Küche eigentlich für die Augsburger Wohnung des Ex-Managers bestimmt war.

Jahrelange Geschäftsbeziehung zwischen den Angeklagten

Geschäftlich habe der Unternehmer schon seit vielen Jahren für die Max-Aicher-Gruppe, der das Werk in Meitingen gehört, zu tun. Laut eigener Aussage begann die Beziehung vor etwa 11 Jahren mit der Entsorgung von Abfällen. 2017 stieg die oberbayerische Unternehmergruppe schließlich in den Reinigungsbetrieb des Lech-Stahlwerks in Meitingen ein. Ein großer Deal. Dazu seien etwa 200 Mitarbeiter übernommen und eine Menge teures Gerät angeschafft worden. Die Kosten dafür gehen in die Millionen. Etwa zu diesem Zeitpunkt gründete der 45-jährige Unternehmer eine Außenstelle in Meitingen.

Das komplexe Verfahren vor dem Landgericht wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Bis ein Urteil fällt, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Noch bis Mitte Mai sind weitere Verhandlungstage angesetzt.

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