Vor zehn Jahren gewann das Architekturbüro Hess/Talhof/Kusmierz schon einmal den Preis des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt. Nun könnte es sein, dass sich die Münchner den Preis erneut sichern. Denn das Architekturbüro ist für die Gestaltung des Umweltbildungszentrums in Augsburg nominiert, neben 22 weiteren Projekten aus ganz Deutschland.
Riesig gefreut haben sich seine Kollegen und er, sagt Projektleiter Thomas Hess. „Es sind tolle andere Projekte dabei, alle sind auf ihre Art und Weise wirklich beeindruckend. Deswegen ist es ein großes Kompliment, dass wir in dieser Runde dabei sind.“ 2014 erhielten seine Kollegen und er den renommierten DAM-Preis für die Grundschule am Arnulfpark in München.
Das Umweltbildungszentrum besteht vor allem aus Stampflehm und Holz
Näher begründet habe die Jury ihm gegenüber nicht, warum es das Architekturbüro mit seinem Entwurf für Augsburg erneut auf die Auswahlliste geschafft hat. Hess kann es sich allerdings gut vorstellen. Das Umweltbildungszentrum besteht zu großen Teilen aus Stampflehm und Holz, die beteiligten Firmen stammen alle aus der Region. „Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind momentan immer ein Thema“, sagt Hess. „Das Projekt war so konzipiert, dass wir mit vielen natürlichen Materialien arbeiten. Die nicht verarbeitet oder verändert wurden, die recycelbar sind und möglichst vor Ort vorkommen.“ Der ökologische Fußabdruck des Gebäudes sollte so klein wie möglich sein.
Das Umweltbildungszentrum, das im Frühjahr 2023 eingeweiht wurde, grenzt an den Botanischen Garten im Südosten Augsburg. Von außen dominiert bei dem quadratischen Gebäude die vertikal angeordnete Holzfassade, ins Innere führen Eingänge von drei Seiten, vorbei an geschwungenen Wänden aus Stampflehm.
Neben dem ökologischen Aspekt habe auch die Optik eine wichtige Rolle gespielt, erklärt Hess. „Wir wollten das Thema Ökologie mit Ästhetik verbinden. Wir wollten zeigen, dass Gebäude, die nachhaltig und ökologisch sind, nicht unansehnlich sein müssen – sondern auch schön aussehen können.“ Das sei aus seiner Sicht gelungen. Was ihm auch gefällt, ist die Atmosphäre im Gebäude. „Sowohl das Licht, als auch das Raumklima ist wirklich angenehm“, findet Hess. Das würden auch Besucherinnen und Besucher immer wieder sagen. Für das besondere Klima sorgt auch der verarbeitete Stampflehm, der Feuchtigkeit aufnimmt.
Der DAM-Preis wird seit 2007 jedes Jahr verliehen. Eine Jury würdigt damit aus ihrer Sicht herausragende Gebäude in Deutschland. Von einer 100 Bauten umfassenden Liste wurden nun 23 Projekte für die engere Auswahl nominiert. Hinzu kommen zwei Gebäude deutscher Architekten aus dem Ausland, sie laufen allerdings außer Konkurrenz. Neben Neubauten stehen auch sanierte oder umgebaute Gebäude auf der Liste. Die Voraussetzung: Sie mussten zwischen Ende 2022 und Frühjahr 2024 fertiggestellt worden sein.
Auch das Architekturbüro Schrammel hat es in die Auswahl geschafft
Auf die Shortlist 2025 hat es auch das Augsburger Architekturbüro Schrammel geschafft, das die Zentralbibliothek in Mönchengladbach saniert und erweitert hat. Für seine Arbeit erhielt das Architekturbüro bereits mehrere Preise, unter anderem den des Bundes Deutscher Architekten (BDA) in Nordrhein-Westfalen. „Die Beachtung war generell sehr groß“, sagt Projektleiter Stefan Schrammel, der mit seinem Architekturbüro bereits für die Stadtbücherei in Augsburg zuständig war.
Die Zentralbibliothek in Mönchengladbach ist ein Baudenkmal aus den 60er Jahren. Bei den Arbeiten ging es vor allem darum, das Alte mit dem Neuen zu verbinden, möglichst schonend, erklärt Schrammel. An zwei Stellen, findet er, sei das besonders gut gelungen. Zum einen am zentralen Platz, der früher ein Innenhof war und jetzt ein zweistöckiger, überglaster Raum ist, von dem aus man alle Bereiche erreicht. Und dann ist da noch der vorgelagerte Lichthof, über den der öffentliche Fußweg verläuft und der so eine Brücke in den öffentlichen Raum schlägt.
Es sei auch darum gegangen, nicht nur ein Gebäude für Bücher zu schaffen, sondern einen öffentlichen Raum, einen Ort der Begegnung, sagt Schrammel. Ob er und sein Team für ihre Arbeit auch den DAM-Preis bekommen, ist für den Architekten zweitrangig. „Wenn ein Gebäude von den Leuten angenommen wird, ist das viel mehr eine Bestätigung“, sagt er. „Wir arbeiten für die Menschen, nicht fürs Museum.“ Wenn am Ende ein Preis dabei herausspringe, sei das aber natürlich schön.
Der DAM-Preis 2025 wird Ende Januar im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt bekannt gegeben. Dort wird im Anschluss auch eine Ausstellung mit allen Projekten zu sehen sein.
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