Tierkrematorium in Lauingen: Bürgerinitiative wirft Stadt "Salamitaktik" vor
Plus Die Gegner des Tierkrematoriums im Lauinger Osten schließen sich zu einer Bürgerinitiative zusammen. Einer der BI-Sprecher findet deutliche Worte, wenn es um das Projekt geht - und äußert Zweifel an den Erklärungen des Investors.
Die Gegner des geplanten Tierkrematoriums in Lauingen geben nicht auf. 24 Personen haben sich jetzt in einer Bürgerinitiative mit dem Namen „Pro Wohlfühlstadt – Gegen eine Tierverbrennungsanlage in Lauingen“ zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Den Bau des Krematoriums verhindern.
Matthias Kronmüller hat sich gegenüber unserer Redaktion bereits besorgt wegen des Projekts geäußert. Er wohnt einige hundert Meter vom geplanten Standort gegenüber dem Herrgottsruh-Friedhof entfernt. Seit Ende vergangener Woche ist Kronmüller einer der beiden Sprecher der neu gegründeten Bürgerinitiative. Der Name „Pro Wohlfühlstadt“, sagt er, kommt nicht von ungefähr.
Der Stadtrat hat sich vergangenes Jahr dieses Motto zum Ziel gemacht. „Wir unterstützen das und sind bereit, unseren Beitrag dazu zu leisten“, sagt Kronmüller. Ein Tierkrematorium trage in der geplanten Größe aber nicht zur positiven Entwicklung des Lauinger Ostens bei. Er fürchtet, dass das ganze Gebiet zwischen Friedhof und Dillinger Straße für künftige Gewerbeansiedlungen unattraktiv wird, wenn nebenan ein Tierkrematorium steht. Noch sind dort keine Bauten geplant. Aus Sicht des Lauingers sei es aber „nur logisch“, dass dort irgendwann expandiert wird. Er glaube dem Betreiber zwar, dass die Emissionen unterhalb der gesetzlichen Grenzen blieben. „Aber wir wollen das gar nicht.“
Die Bürgerinitiative sammelt Unterschriften gegen das Tierkrematorium in Lauingen
Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte die Bürgerinitiative am Samstag auf dem Marktplatz. Mit Plakat und Klemmbrettern sammelten die Mitglieder Unterschriften. Wenige Meter weiter war auch ein Stand der Firma Rosengarten, die das Krematorium betreiben will. Dort stand wiederum Geschäftsführer Arndt Nietfeld und klärte über sein Vorhaben auf.
Die Bürgerinitiative hat auch einen Faktencheck selbst zusammengestellt. Darin heißt es unter anderem, dass bei 80-prozentiger Auslastung der Öfen bis zu 37 Tonnen Tiere pro Woche verbrannt und dabei verschiedene Emissionen wie Schwermetalle ausgestoßen würden. Der Stadt und dem Investor unterstellt er eine Salamitaktik: Zum einen sei in der Einladung der Stadt zur Infoveranstaltung vor zwei Wochen von einem Haustierkrematorium die Rede gewesen. Tatsächlich sollen aber auch Pferde verbrannt werden.
Zweifel an den Zahlen der Firma Rosengarten
Zum anderen, vermutet Kronmüller, wolle der Investor die tatsächlichen Mengen, die dort verbrannt werden sollen, kleinreden. „Das ist doch nur rentabel, wenn es Vollzeit in Betrieb ist“, so der Co-Sprecher der Bürgerinitiative. Er glaube nicht, dass sich die Investition von mehreren Millionen Euro auf Dauer rechnet, wenn dann lediglich zwei Pferde pro Woche und 35 Kleintiere pro Tag verbrannt werden. Diese Zahlen nannte der Investor bei der Infoveranstaltung in der Stadthalle. Kronmüller befürchtet, dass sich das Verbrennungsvolumen innerhalb der ersten Jahre entsprechend vergrößern wird. „Er baut doch keinen Ofen, der dann die halbe Zeit leer steht.“
Aus der Bevölkerung, so Kronmüller, erhalte die Bürgerinitiative viel Zuspruch. Jetzt wolle man weiter aufklären – unter anderem mit dem selbst zusammengestellten Faktenblatt. Vom Stadtrat erhoffe sich die BI, dass er sich Gedanken darüber mache, „ob die Bürger das wollen“. Aber auch einen Bürgerentscheid oder Klagen könne man sich vorstellen.