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Foto: Ute Krogull (Archiv)
Foto: Ute Krogull (Archiv)

Die Notaufnahme bleibt in Friedberg trotz Engpässen offen. Dafür sind die Intensivbetten belegt.

Friedberg
28.01.2021

Nach Corona-Ausbruch: Wie schlimm steht es um den Krankenhausbetrieb?

Von Sebastian Richly

Plus Die Lage im Friedberger Krankenhaus bleibt angespannt. Die Auslastung liegt nur noch bei knapp über 50 Prozent. Dafür sind kein Intensivbetten mehr frei.

Nach dem erneuten Corona-Ausbruch im Friedberger Krankenhaus sitzt der Schock noch immer tief. Insgesamt wurden 24 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet. Die Situation ist auch einige Tage nach dem Ausbruch weiter angespannt. Am Donnerstag standen nach wie vor zwei Stationen unter Quarantäne - mit 17 Patienten in Einzelisolation. Wie mehrmals berichtet, hatten sich schon im Zeitraum von November bis Mitte Januar rund 40 Mitarbeiter der Klinik infiziert.

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Die Verantwortlichen arbeiten mit Hochdruck an der Eindämmung der Krise. Die Intensivbetten sind sowohl in Aichach (neun) als auch in Friedberg (zehn) komplett ausgelastet, wie Klinik-Geschäftsführer Dr. Hubert Mayer am Donnerstag auf einer Pressekonferenz berichtete.

Mittlerweile befinden sich alle positiv getesteten Patienten im Aichacher Krankenhaus. Davon werden sieben auf der Intensivstation beamtet, weitere 18 befinden sich in Quarantäne. Trotz der angespannten Lage laufe der Klinikbetrieb laut Mayer an beiden Standorten normal weiter. "Derzeit können alle Patienten in Friedberg versorgt werden." Das gilt auch für die Friedberger Notaufnahme. Insgesamt sind am Krankenhaus derzeit 96 Betten belegt - das entspricht einer Auslastung von 54 Prozent. Eine Vollauslastung wäre in der jetzigen Situation laut Mayer ohnehin nicht möglich. Zum Vergleich: In Aichach sind aktuell 75 Betten (89 Prozent) belegt.

So kämpft das Krankenhaus Friedberg gegen den Corona-Ausbruch

Zwischenzeitlich wurde auch eine Abmeldung des Friedberger Krankenhauses von der Rettungsleitstelle in Betracht gezogen, wie Mayer erklärt: "Dieser Schritt muss wohl überlegt sein, schließlich hätte das auch Folgen für die umliegenden Krankenhäuser." Notfallpatienten müssten dann nach Aichach oder ins Augsburger Universitätsklinikum gebracht werden. Mayer: "Das machen wir immer von der aktuellen Lage abhängig."

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Foto: Ute Krogull
Foto: Ute Krogull

Angespannt ist die Lage am Krankenhaus Friedberg nach dem erneuten Corona-Ausbruch.

Um die Situation besser in den Griff zu bekommen, wurde vom Gesundheitsamt Aichach-Friedberg vor anderthalb Wochen die sogenannte Taskforce Infektiologie des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hinzugerufen. Gesundheitsamtsleiterin Dr. Kirsten Höper erklärt: "So bekommen wir ein objektives Bild, das uns sicher hilft." Die Taskforce sei in die täglichen Beratungen involviert.

Mehr als 200 Corona-Tests täglich im Friedberger Krankenhaus

Unabhängig vom erneuten Corona-Ausbruch wurden die Hygienemaßnahmen am Krankenhaus Friedberg erhöht. Für zwei Hygienefachkräfte wurde die Stundenzahl erhöht und der Klinik-Hygieniker ist mittlerweile täglich statt zweimal pro Woche vor Ort. Zusätzlich wurde eine Hygienefachkraft eingestellt, die derzeit in der Notaufnahme eingesetzt wird.

Seit Donnerstag werden Reihentests beim Personal durchgeführt. Seit Beginn des Ausbruchs werden sämtliche Mitarbeiter vor Schichtbeginn ohnehin mit einem Antigen-Schnelltest abgestrichen. Aufenthalts- und Pausenräume dürften nur noch von jeweils einer Person benutzt werden. Keine leichte Aufgabe, wie Mayer betont: "Das sind mehr als 200 Tests täglich und der Aufwand und die Belastung für das Personal sind ohnehin schon riesig. So viel Organisation sorgt manchmal auch für Verwirrungen bei den Mitarbeitern."

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Auch einen personellen Austausch zwischen Friedberg und Aichach gibt es laut Mayer nur noch in Ausnahmesituationen: "Wir versuchen das zu vermeiden, aber manche Abteilungen gibt es an beiden Standorten. Sollte es hier einen Engpass geben, kann das vorkommen." Insgesamt 30 Mitarbeiter der beiden Quarantäne-Stationen befinden sich darüber hinaus in Pendel-Quarantäne. Mayer erklärt: "Sie sind negativ getestet, bleiben aber aus Sicherheitsgründen zu Hause. Sie dürfen nur zur Arbeit kommen, wenn die Leistung der Klinik anders nicht aufrechterhalten werden kann."

So ist die Stimmung im Friedberger Krankenhaus

Schon seit Längerem gibt es ein weitreichendes Besuchsverbot. Nur in Ausnahmefällen dürfen Patienten Besucher empfangen: bei Schwangerschaften und wenn ein Patient im Sterben liegt. Für alle Besucher gilt indes Maskenpflicht. "Das muss eine FFP2- oder OP-Maske sein. Ein Schal reicht nicht aus und wir verteilen auch Masken. Wir verwenden nur zertifizierte Masken und müssen uns auf diese verlassen", so Mayer.

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Foto: Ute Krogull
Foto: Ute Krogull

Die Auslastung des Friedberger Krankenhauses sinkt.

Durch diese Maßnahmen hoffen die Verantwortlichen, die Lage in den Griff zu bekommen. Die Sorgen bei Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern werden aber erst einmal bleiben. Mayer: "Die Stimmung ist nicht gut und es gibt zu Recht viele Fragen. Die Betroffenheit beim Personal ist groß, aber es gibt kaum krankheitsbedingte Ausfälle. Die Mitarbeiter haben Vertrauen und Mut." Laut Landratsamt konnten bislang 453 Mitarbeiter der Kliniken an der Paar bereits mindestens mit einer Impfdosis gegen Covid-19 versorgt werden. 250 Mitarbeiter davon haben auch schon die zweite Impfung erhalten. (mit nsi)

Lesen Sie auch den Kommentar: Hut ab vor dem Einsatz des Personals am Krankenhaus Friedberg

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