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Finanzkolumne: Was Sie beachten sollten, wenn die Kosten der privaten Pflegeversicherung steigen

Finanzkolumne

Was Sie beachten sollten, wenn die Kosten der privaten Pflegeversicherung steigen

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    Steigende Prämien für die private Pflegeversicherung belasten Kundinnen und Kunden.
    Steigende Prämien für die private Pflegeversicherung belasten Kundinnen und Kunden. Foto: Ritta Pedersen, dpa (Symbolbild)

    Die Pflege von Angehörigen, aber auch die eigene Pflege spielt eine immer größere Rolle. Schon vor Corona haben knapp eine halbe Million Menschen in Bayern Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung in Anspruch genommen, darunter 115.200 Personen in stationären Einrichtungen. Etwa noch mal so viel wurden ambulant versorgt. Je 1000 Einwohner waren 37 Personen in Bayern pflegebedürftig. Die Tendenz ist steigend. Damit wächst auch der Bedarf an Pflegeleistungen in der Bevölkerung.

    Eine Herausforderung ist, diese Leistungen in Zeiten von Personalmangel und Pflegenotstand überhaupt zu bekommen, wenn man sie braucht. Die andere, wie man dies am besten finanziert.

    Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung reichen nicht aus

    Denn eines ist sicher: Die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung reichen nicht aus, weil sie im Pflegefall nur einen Teil der Kosten übernimmt. Wie viel hängt vom Pflegegrad sowie der Art der Versorgung ab. Ob Heimpflege oder professionell zu Hause, ab dem Pflegegrad 3 muss man mit monatlichen Selbstkosten zwischen 1000 und 2500 Euro rechnen.

    Um diese Lücke zu schließen, bieten sich private Pflegezusatzversicherungen an. Mit Pflegetagegeld-, Pflegekosten- und Pflegerentenversicherungen gibt es drei verschiedene Produkte mit sehr unterschiedlichen Leistungen und Kosten.

    Das steckt hinter der Pflegetagegeldversicherung

    Die verbreitetste ist die Pflegetagegeldversicherung. Damit vereinbart man im Pflegefall die regelmäßige Auszahlung eines Festbetrages, gestaffelt nach Pflegegraden. Will man ein Tagegeld von beispielsweise 50 Euro in Pflegegrad 5 und gleich hohen Leistungen bei stationärer Pflege in den Graden 2 bis 5 kostete dies für 50-Jährige zwischen 65 Euro und 180 Euro monatlich. Viel Geld, wenn es über Jahre eingezahlt wird.

    Und das ist nicht alles: Weil in der privaten Pflegeversicherung keine Altersrückstellungen gebildet werden und wegen der Kostensteigerungen in der Pflege der gewählte Tagesgeldsatz künftig angehoben werden muss, wird die Versicherungsprämie mit der Zeit deutlich ansteigen. Bereits jetzt schon nehmen die Beschwerden Betroffener bei der Verbraucherzentrale über Beitragssteigerungen zu. Versicherte können dann entweder die versicherte Leistung reduzieren, den Tarif wechseln oder die Beitragserhöhung gerichtlich anfechten. Das verschiebt das Problem meist aber nur, weil nichts davon garantiert, dass die Beiträge nicht auch in Zukunft wieder kräftig steigen werden.

    Kündigung der Pflegetagegeldversicherung sollte wohl überlegt sein

    Insofern wählen immer mehr Versicherungsnehmer die schlechteste Option und kündigen ihre Verträge nach vielen Jahren Laufzeit, weil sie die Beiträge nicht mehr aufbringen können oder wollen. Schlecht, weil bei einer Kündigung der Pflegetagegeldversicherung sämtliche Einzahlungen sowie der Versicherungsschutz verloren sind. Wenn aber private Absicherungslösungen absehbar nicht ausreichen oder gar ungeeignet sind, die Pflegelücke zu schließen, wäre der Gesetzgeber an der Reihe Lösungen zu finden. Eine könnte darin bestehende die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung soweit auszubauen, dass sich nicht mehr alle privat versichern müssen.

    Zum Autor: Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.

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