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Jetzt in den Sommermonaten ist der Freizeitpark Legoland ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Doch das Unternehmen steht immer wieder wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik.

Günzburg
22.08.2014

Schatten über Legoland

Von Berthold Veh

Die Sendung ZDF-Zoom hat über „die dunkle Seite“ des Günzburger Freizeitparks berichtet. Andere wiederum halten die Klötzchenwelt für „einen Segen“ für die Region

Wenn es um Besucherzahlen geht, hüllt sich Legoland in Schweigen. An sonnigen Tagen in den Ferien tummeln sich gewöhnlich bis zu 15000 Gäste im Günzburger Freizeitpark. Für die Macher der Klötzchenwelt hing am Donnerstag aber ein Schatten über dem Arbeitstag. Unter dem Motto „Wo der Spaß aufhört“ hatte das Zweite Deutsche Fernsehen am Mittwochabend in der Sendereihe ZDF-Zoom über „die dunkle Seite von Legoland, Sea Life und Co.“ berichtet. Ergebnis der Recherche: Im Günzburger Klötzchenpark, den die Merlin Entertainments Group betreibt, gibt es immer noch keinen Tarifvertrag, die Löhne seien gering, und Mitarbeiter, die dagegen aufmucken, würden unter Druck gesetzt. Zudem würden Betriebsgewinne ganz legal am deutschen Fiskus vorbeigeschleust.

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Der Aufhänger des Beitrags: Vor gut anderthalb Jahren ist der Streit um einen Tarifvertrag im Legoland eskaliert. Mitarbeiter demonstrierten vor den Toren des Parks. Legoland wollte seinem Betriebsratsvorsitzenden Nikolaus Lauter kündigen. Ende April hatte das Landesarbeitsgericht jedoch die fristlose Kündigung gekippt. Legoland zog zunächst in Erwägung, vor das Bundesarbeitsgericht zu ziehen. Die Anwaltskanzlei des Parks habe jetzt aber mitgeteilt, dass sie dies nicht mehr tun will, sagt der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in der Region Schwaben, Tim Lubecki: „Das Verfahren ist beendet.“

Was den Gewerkschafter und auch den Günzburger DGB-Kreisvorsitzenden Werner Gloning wundert: Im Ur-Legoland im dänischen Billund, das ebenfalls zu Merlin Entertainments gehört, gibt es einen Tarifvertrag. Dort würden 16 bis 17 Euro Stundenlohn bezahlt. In der Günzburger Klötzchenwelt arbeiten etwa 1000 Saisonkräfte und 230 Festangestellte. In dieser Saison wurde der Mindestlohn von 8,50 Euro eingeführt. Damit könnten Beschäftigte kaum auskommen, kritisieren die Gewerkschafter. Auch der Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Erwin Helmer, sagt: „Tarifverträge sollten in Deutschland eine Selbstverständlichkeit sein.“

Legoland-Sprecherin Stefanie Feifel bestätigt, dass die Doku vor Ort für Wirbel gesorgt habe: „Die negative Berichterstattung stößt auf große Verwunderung.“ Es gebe aber überhaupt keinen Skandal. Legoland Deutschland habe in dieser Saison den Mindestlohn für alle Beschäftigten eingeführt. Man könne den Park in Deutschland nicht einfach mit Dänemark vergleichen. Dort gebe es ganz andere gesetzliche Vorgaben und Abgabestrukturen, so Feifel. Legoland zahle Steuern entsprechend den deutschen Steuergesetzen. Betriebsratschef Lauter sagt sogar, dass die ZDF-Doku längst überholt sei: „Betriebsrat und Geschäftsleitung kommunizieren inzwischen wieder hervorragend.“

In der Region Günzburg ist indes die Diskussion neu entfacht worden, ob Legoland ein „Leuchtturmprojekt“ sei. Gewerkschafter Gloning bezweifelt dies, weil Merlin gegen einen Tarifvertrag sei und sich deshalb „nicht an die einfachsten Regeln der sozialen Marktwirtschaft“ halte. Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel sieht dies anders: „Für Günzburg und die ganze Umgebung ist Legoland ein Segen.“ In der Sendung war dem CSU-Politiker vorgehalten worden, den Klötzchenpark in seinen Heimatstimmkreis geholt zu haben. Die Entsorgung der Bomben im einstigen Munitionslager habe viele Millionen Euro mehr gekostet, als der Verkauf des Grundstücks gebracht habe. Waigel betont, dass die Entmunitionierung auch ohne neue Ansiedelung dringend notwendig geworden wäre.

Thomas Köhler aus Neuhausen bei Esslingen kümmert die Debatte nicht. Er gehört zu den tausenden von Touristen, die nach einem Legoland-Besuch einen Bummel in der Günzburger Altstadt genießen. Seine Familie habe den Lego-Tag sichtlich genossen, sagt Köhler: „Es hat richtig viel Spaß gemacht.“

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