Pro: Nichts tun, um Gutes zu tun - besser geht es nicht!
Haben Sie ein Herz für Insekten? Auf die Frage antworten Sie natürlich mit Ja. Man kann zwar etwas gegen lästige Wespen haben, auch über Schnaken schimpfen, aber weil Insekten irre nützlich sind, ist selbstverständlich jeder für Insekten. Wer soll denn sonst alles bestäuben, wer den guten Honig machen? Eben. Überhaupt brummt niemand so schön wie die Hummel, flattert so fein wie der Distelfalter. Als Gartenbesitzer kann man einiges machen, um seine absolute Pro-Insekten-Haltung auch zu zeigen: Insektenhotels bauen, nektarreiche Stauden und Rosen pflanzen, Lehm als Nestbauhilfe in einer Schale bereitstellen und schön feucht halten... Das Schöne aber ist, man kann vor allem etwas nicht machen! Eine wunderbare Art der Unterstützung. Womit man hier schon beim alles entscheidenden Argument ist: Wer nicht mäht im Mai, tut Gutes. Lässt mit Gänseblümchen, Klee, Schlüsselblumen und anderen Wildblumen Futter wachsen, macht Insekten satt und dann in der Folge auch die Vögel, die die vielen satten Insekten fressen. Es handelt sich also um eine klassische Win-Win-Situation. Die von Jahr zu Jahr besser wird, also für die Insekten, weil sich der Anteil an Wildblumen ständig erhöht.
Natürlich, es gibt auch hier ein Wider. Möchte man früh im Jahr mit dem Krocketspiel beginnen, muss man warten. Will man beim Wettbewerb "Mein englischer Rasen" mitmachen, sinken die Gewinnchancen. Gibt es leidenschaftliche Mäher in der Familie, muss man sie irgendwie bis Juni ruhig stellen. Wie aber? In dem man aktiv das Nichtstun vorlebt! Es gibt keinen schöneren Monat dafür als den Mai.
(Stefanie Wirsching)
Contra: Für das Nichtstun büßt man mit Stoppelrasen
Gärten haben die fatale Neigung, ihren Besitzerinnen und Besitzern über den Kopf zu wachsen. Der Regen der letzten Wochen hat diese Tendenz auch nicht gerade ausgebremst. Falls Sie aus aktuellem Anlass am Zustandsbericht der eigenen Scholle interessiert sind, hier bitteschön: Die Traubenhyazinthen haben ihren Territorialanspruch bedenklich ausgeweitet. Der Lerchensporn hat sich dieses Jahr zu einer Spontanansiedlung entschlossen und aus dem wuchernden Giersch ist immer noch kein schicker Wildkräutersalat geworden. Es ist also durchaus viel Wildwuchs vorhanden. Wenn jetzt auch noch der Rasen oder vielmehr das Grün in der Gartenmitte den ganzen Mai, so wie es die Deutsche Gartenbau Gesellschaft wegen der Insekten vorschlägt, vor sich hin wuchert, büßt man dies später mit pieksigem Stoppelgrün und mit mehr Arbeit - und zwar wesentlich länger, als man diesen einen Monat das Nichtstun genossen hat.
Deshalb: Wer einen gepflegten Garten haben möchte, muss seinen Rasen mähen. Schon aus ästhetischen Gründen, weil ein gemähtes Grün einem Garten Struktur schenkt. Auch dem Gras geht es gemäht besser, wenn es zurechtgestutzt wird. Die Seitentriebe sprießen leichter, die den Rasen dichter machen. Wer einen vorbildlich grünen Zauberteppich möchte, müsste sogar einmal täglich mähen. Englische Schlossbesitzer (beziehungsweise deren Gärtner) haben dies über Jahrhunderte hinweg erfolgreich vorgemacht.
Für uns weniger Ambitionierte, die sich noch nicht zur berühmten Chelsea Flower Show angemeldet haben, stellen sich profanere Fragen: Wo soll denn bitte auf einem ungemähten Rasen die Tischtennisplatte stehen?
(Doris Wegner)