Frage der Woche: Rauchverbot auf Festivals?
Die Festivalzeit hat begonnen: Schulter an Schulter in der Menge stehen und Musik genießen, es könnte so schön sein, wäre da nicht der Qualm der rauchenden Fans. Verbieten oder tolerieren?
Pro: Freiwillige Rücksichtnahme klappt nicht
Ja, liebe Raucher, wenn ihr wirklich Rücksicht nehmen und euch freiwillig in irgendwelche Raucherecken verziehen würdet, dann bräuchte es auch keine miesepetrigen Gewitterziegen, die die ganz große Keule schwingen: ein Rauchverbot auf Festivals. Natürlich hört man sie schon, die Mahner vor der Verbotsrepublik und Woodstock-Nostalgiker, die sich ohne rauch- (und meist auch mit anderem) geschwängerte Atmosphäre kein Festival vorstellen können (und nur so nebenbei: Cannabis ist ja trotz Legalisierung auf den meisten Festivals verboten).
Aber es ist wie mit der Frauenquote – mit der freiwilligen Selbstverpflichtung klappt es halt meist nicht. Und so steht man als Nichtraucher in der wogenden, feiernden Menge, will sich an Sound und Lebenslust freuen und kann das nur mit Qualm und Gestank in Augen und Nase. Das macht keinen Spaß. Und im ungünstigsten Fall bringt man nicht nur die Erinnerungen an ein tolles Event, sondern auch noch ein Brandloch im Lieblings-T-Shirt oder eine Brandblase nach Hause, weil der Nebentänzer seine Zigarette nicht unter Kontrolle hatte. Rücksicht sieht anders aus.
Wer unbedingt rauchen will, der soll es tun (und da wollen wir jetzt nicht auch noch mit der Gesundheit kommen), aber nicht dort, wo er andere belästigt oder gar gefährdet. Im Festivalgemenge kann man dem Dunst kaum entkommen. In Restaurants, Bars, Zügen und Büros haben wir uns ja auch alle daran gewöhnt, dass nicht mehr geraucht wird. Und komme nun keiner mit der frischen Luft, in der man das Rauchen doch wirklich nicht verbieten muss, denn frisch ist die bei all dem Qualm ja längst nicht mehr. Genau das hätten wir unfreiwilligen Mitraucher aber gern. (Birgit Müller-Bardorff)
Contra: Wie wäre es stattdessen mit Raucherzonen?
Endlich ist es so weit! Die 486 Euro für das Festival-Ticket haben zwar eine Leere auf dem Bankkonto hinterlassen, aber nichts kann die Vorfreude ernsthaft trüben: Es ist Sommer und das erste Festival steht vor der Tür! Aber Moment mal, Rauchverbot auf dem ganzen Areal? Qualmen nicht erlaubt? Die Sorte der Einweg-E-Zigarette (Elfbar!) schon ausgesucht gehabt, die Packung Marlboro Gold schon in die Bauchtasche gepackt, war das alles umsonst?
Klar, Rauchen ist ungesund und ja, Rauch und Gestank nerven – oftmals auch Raucher selbst! Aber wollen wir wirklich Menschen ausschließen, statt zusammenzubringen? Vor allem bei so schönen Ereignissen wie Festivals, wo alle Schulter an Schulter nebeneinanderstehen, sich ausleben und sorglos zusammen feiern sollten? Es ist vollkommen klar, dass nicht jeder das Gequalme abhaben kann und das Umfeld vom Passiv-Rauchen betroffen ist.
Aber Raucherinnen und Raucher deshalb auszuschließen wäre ein Fehler, auch weil es für die meisten mehr Sucht als freie Entscheidung ist. Könnte man nicht stattdessen das Rauchen auf bestimmte Raucherzonen beschränken? Dann wären Nichtraucher vor dem Qualm in der Menge sicher. Das Rauchverbot umfasst schon so viele Bereiche des öffentlichen Lebens wie Bahnhöfe, Bushaltestellen, Kneipen und Cafés. Da muss man Festivals nicht auch noch miteinschließen. Außerdem ist auf dem Festivalgelände auf jeden Fall genügend Platz, um außerhalb der Raucherzonen nicht mit dem Dunst der Zigaretten in Kontakt zu kommen. Und vielleicht wäre das ja der Kompromiss, um Festivals im Sommer mit und ohne Nikotin genießen zu können? (Jana Völkl)
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Allein die Frage und die Überlegung ist doch schon krank......
Es braucht einfach Verständnis und Rücksichtnahme. Ich habe selbst ein paar Jahre geraucht und fand damals z.B. die Einführung des Rauchverbots in der Gastronomie doof. Wenn man mal wieder in einem Land ist, wo das noch erlaubt ist, merkt man erst was für ein Segen die Rauchfreiheit in manchen Bereichen ist. Generell bin ich überhaupt kein Freund von Verboten, aber dann funktioniert es eben nur mit Rücksichtnahme. Letztes Jahr bei einem Biergartenbesuch habe ich nach einem neuen Tisch gefragt, weil am Nachbartisch massiv geraucht wurde und alles zu uns gezogen ist. Wir saßen dort mit einem einjährigen Kind. Nochmal: Ich hatte für uns (!) nach einem anderen Tisch gefragt, weder verlangt, dass der Nachbartisch sich umsetzen soll oder bitte jemand zum Rauchen aufhören sollte. Reaktion? Wurden pampig angemacht, dass wir doch draußen sitzen und das kein Problem sein sollte. Solange sowas Rücksicht ist, kommt man um Verbote leider nicht rum.
Was soll denn noch alles verboten werden? Und das frage ich als Nichtraucher.
Mich stört es, dass so viele seine Kippen und leere Schachteln auf die Straße wirft, aber lass die Leute doch qualmen, wenns ihnen Spaß macht.
Musk hat das vor einiger Zeit schon gesehen. Zitat: "Je länger eine Gesellschaft besteht, desto mehr Vorschriften sammeln sich an. Irgendwann darf man gar nichts mehr."
Wir gingen damals einfach auf die Festivals und Konzerte. Niemand störte sich an irgendetwas. Auch Nichtraucher hatte ich unter meinen Freunden.
Man kann ja mal versuchen von seinem Platz aus in solche ein Raucherzone und zurück zu kommen, wir haben uns Tetrapacks um den Hals gehängt um den Weg zur Schänke schon nicht machen zu müssen.