i
Foto: Thorsten Jordan
Foto: Thorsten Jordan

Auf dem Grundstück Hauptstraße Ecke Föhrenstraße will in Egling ein Discounter einen Markt bauen. Der Gemeinderat lehnte das Vorhaben ab, woraufhin Bürgerinnen und Bürger 638 Unterschriften für die Ansiedlung sammelten.

Egling
21.11.2021

638 Unterschriften für den Bau eines Supermarktes in Egling

Von Walter Herzog und Christian Mühlhause

Plus Ein Discounter will sich in Egling ansiedeln, der Gemeinderat stimmt dagegen. Befürworter sammeln Unterschriften. Was der Edeka-Betreiber zu den Plänen sagt.

In Egling möchte sich ein Discounter auf dem Grundstück Hauptstraße Ecke Föhrenstraße ansiedeln. Das Thema bietet reichlich Stoff für Diskussionen, wie sich bei der vergangenen Sitzung des Gemeinderats und in der Bürgerversammlung zeigte. Befürworter haben innerhalb weniger Tage 638 Unterschriften gesammelt. Vorausgegangen war eine sehr knappe Entscheidung des Gemeinderats.

Weiterlesen mit dem PLUS+ Paket
Zugriff auf alle PLUS+ Inhalte. Jederzeit kündbar.
JETZT AB 0,99 € TESTEN

Der hat einer Ansiedlung eines Netto-Supermarktes nicht zugestimmt. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung war denkbar knapp, denn Befürworter und Gegner der Ansiedlung des Discounters konnten jeweils sieben Stimmen sammeln. Bei Stimmengleichheit gelten Anträge als abgelehnt. Mit dieser Entscheidung hat der Gemeinderat auch im zweiten Anlauf dem Bau eines Lebensmitteldiscounters nicht zugestimmt. Bereits im Jahr 2017 stand am selben Standort die Ansiedlung eines Penny-Marktes zur Entscheidung an. Vorausgegangen war der namentlichen Stimmabgabe ein Antrag von Gemeinderätin Angelika Kische-Genitheim, die Entscheidung zu vertagen. Das hatte der Gemeinderat aber mit 6:8 Stimmen abgelehnt. Die namentliche Abstimmung hatte dann Zweiter Bürgermeister Michael Bucher beantragt.

Schadet der Discounter dem bestehenden Laden in Egling?

Ratsmitglied Dr. Bernhard Engelschall sah in der Ansiedlung von Netto die Möglichkeit einer langfristigen Versorgungssicherheit. Während Michael Bucher keine „klassische Konkurrenz“ zwischen dem ansässigen Edeka-Markt in der Bäckerei und einem Netto-Markt erkennen konnte, sprach Ratskollege Hanns-Dieter Schlierf davon, dass der Einzelhandel in der Nachbargemeinde Prittriching durch die Ansiedlung eines Supermarktes gelitten habe. „Das Biotop am nahe gelegenen Dünzelbach und der Supermarkt passen nicht zusammen“, meinte Katharina Bals.

Für das Projekt warb im Gemeinderat wie in der Bürgerversammlung Rathauschef Ferdinand Holzer. „Es kursieren zu dem Thema im Internet Fehlinformationen. Das Vorhaben berührt das angrenzende Biotop nicht und die Verkaufsfläche beträgt auch nicht 1500, sondern 800 Quadratmeter.“ Ein Teilnehmer forderte bei der Bürgerversammlung, dass sich Netto an einem anderen Standort niederlassen solle. „Ich halte das Grundstück für ausgesprochen schlecht. Sobald es ein bisschen regnet, steht es unter Wasser. Aus der Fläche sollte man besser auch ein Biotop machen“, sagte er. In der vorherigen Ratssitzung hatte bereits Angelika Kische-Genitheim den Standort kritisiert. Sie brachte den Vorschlag ins Gespräch, das Grundstück mit dem geplanten Pflegeheim jenseits der Bahnlinie zu tauschen.

Für Pendler Richtung München und Augsburg interessant

Dieser Möglichkeit erteilte aber Projektleiter Karl-Heinz Mayerhöfer in der Sitzung dahingehend eine Absage, dass die Standortentscheidung für Egling ausschließlich für das genannte Grundstück im Nordosten der Gemeinde gelte. Er brachte deutlich zum Ausdruck, dass bei einem Nein des Gemeinderats Egling Nachbargemeinden als Standort geprüft würden. Auf Nachfrage des LT sagte Bürgermeister Ferdinand Holzer, dies hänge damit zusammen, dass die Hauptstraße eine Staatsstraße mit entsprechendem Verkehrsaufkommen sei und eine Zubringerfunktion zur Bundesstraße 2 Richtung Augsburg und München habe. Ein Teilnehmer der Bürgerversammlung bezeichnete den Ausschluss anderer Standorte als „erpresserisch“.

Lesen Sie dazu auch

Bei der Versammlung wurde zudem die Sorge geäußert, die Ansiedlung könnte der bestehenden Bäckerei im Ort, die auch einen Edeka beheimatet, schaden. Dazu sagte Ferdinand Holzer, dass die Bäckerei aus seiner Sicht gute Waren anbiete und bestehen könne. Er räumte aber auch ein, dass mit Blick auf die beiden Metzger im Ort auf eine Fleischtheke verzichtet werden solle. Eine Teilnehmerin warf die Frage auf, wie lange es den Edeka überhaupt noch geben werde. „Der Inhaber ist nicht mehr der Jüngste“, sagte sie. Gemeinderat Schlierf regte an, sollte es zur Geschäftsaufgabe kommen, den Edeka in einen Dorfladen umzuwandeln. Das sei mit ihm nicht zu machen, sagte Rathauschef Holzer. „Ich habe keine Lust, mich dann darum zu kümmern, wenn ich jetzt eine Lösung präsentieren kann.“

Geplanter Netto soll rund 5000 Artikel im Angebot haben

Laut Projektleiter sind neben dem Discounter mit rund 5000 Artikeln auch ein Tagescafé und ein Getränkemarkt integriert. Neben der Parkanlage im Außenbereich sollen in drei weiteren Objekten Kleingewerbe wie beispielsweise ein Blumenladen oder Lotto-Annahmestelle Platz finden. Darüber könnten Wohnungen entstehen.

Kritik äußert auf LT-Nachfrage Herbert Schickinger, Geschäftsführer der Bäckerei, zu der auch der Edeka gehört. „Mit mir hat niemand geredet, wie die Situation bei mir ist und wie ich eine Ansiedlung von Netto sehe.“ Er habe einen Interessenten, der über eine Übernahme nachdenke, so der 71-Jährige. Er selbst helfe stundenweise noch in der Bäckerei aus und sei der Geschäftsführer, den Laden am Laufen hielten aber vorrangig seine Beschäftigten. „Der Trend geht in vielen Orten zum Dorfladen. Genau das bieten wir auf 200 Quadratmetern. Wenn ich mir meine Umsätze ansehe und bedenke, was ein großer Laden wie ein Netto entsprechend dazu umsetzen müsste, bezweifle ich, dass sich das in Egling rentiert“, so Schickinger.

Baubeginn könnte in Egling in zwei Jahren sein

Auf die Frage, wie es nun weitergehen soll, äußerte Eglings Bürgermeister Ferdinand Holzer, er hoffe, dass die hohe Zahl an Unterschriften zu einem Umdenken bei einigen Gemeinderäten führen werde. „Ist das nicht der Fall, ist auch ein Ratsbegehren denkbar“, sagte er. Sollte es zu einem Umdenken kommen, sei dennoch etwas Geduld gefragt. Erst müssten die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, meinte der Bürgermeister. Bislang ist in diesem Bereich Eglings nur Wohnen zulässig. „Ich denke, ein Baubeginn in zwei Jahren wäre möglich.“

Facebook Whatsapp Twitter Mail