Polizisten bei "Corona-Spaziergang" geschubst: "Das sind Kriminelle, die da mitlaufen"
Plus Teilnehmende des "Corona-Spaziergangs" provozieren in Neu-Ulm eine Rangelei, zwei Beamte werden leicht verletzt. Die Polizei will Schlussfolgerungen ziehen.
Am Rande des "Spaziergangs" von Gegnerinnen und Gegnern der Corona-Schutzmaßnahmen am Freitag ist es zu Rangeleien zwischen der Polizei und einzelnen Teilnehmenden am Anfang des Protestzugs gekommen. Die Polizei in Neu-Ulm hatte die Augsburger Straße mit einem Großaufgebot so abgesperrt, dass die Menschenmasse sich nicht plötzlich einen anderen Weg über die Seitenstraßen bahnen konnte. Auf Höhe der Maximilianstraße war der Protestzug dann aber plötzlich zum Stehen gekommen, einzelne Teilnehmende machten deutlich, dass sie trotz Polizeibarrikade Richtung Glacis-Galerie marschieren wollten. Dann kam es zu Rangeleien.
Der kommissarische Leiter der Polizeiinspektion Neu-Ulm, Thomas Merk, sieht hinter dieser Provokation eine gezielte Aktion. "Seit Ende Dezember begleiten wir die Versammlung regelmäßig. Wir schützen die Teilnehmer, indem wir Verkehrsmaßnahmen treffen, wie etwa Straßen abzusperren", berichtet Merk. Bisher seien die Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer dankbar über diese Unterstützung vonseiten der Polizei gewesen. "Einmal haben die Leute sogar Süßigkeiten unter den Beamten verteilt", berichtet Merk.
Neu-Ulm: Polizeichef Merk denkt über Folgen für den nächsten "Corona-Spaziergang" nach
Die Atmosphäre jedenfalls sei stets entspannt gewesen – bis zu diesem Freitag. "Der Aufzug war zum Stehen gekommen, aber nicht durch die Polizei. Da war eine Gruppierung in dem Aufzug vertreten, die hier geplant zusammengearbeitet hat und versucht hat, die anderen Leute zu manipulieren. Sie sind aggressiv gegen die Polizei dort vorgegangen, sie haben von sich aus die Provokation mit der Polizei gesucht", schildert Merk die Szene im Nachhinein. Enttäuscht sei er von den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gewesen. Die Masse habe sich nicht gegen die Ärger suchende Gruppierung gestellt, sondern die Stimmung sogar noch angeheizt. "Dann kam es zu einem Schieben und Schubsen, bei dem zwei Kollegen leicht verletzt wurden, eine Person wurde festgenommen", berichtet Thomas Merk. Das Verhalten der einzelnen Teilnehmer bezeichnet er als feige. "Das sind Kriminelle, die da mitlaufen und auf Krawall gebürstet sind. Die Teilnehmer sollten schauen, mit wem sie da unterwegs sind." Die restlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der "Spaziergänge" müssten sich überlegen, ob sie so ein Verhalten unter sich wirklich tolerieren können.
"Da fordert man Freiheit und Demokratie und tritt das Ganze selbst mit Füßen. Dass nicht mehr differenziert betrachtet wird, welches Verhalten okay ist, ist nicht hinnehmbar. Wir ermöglichen den Teilnehmern einen kilometerlangen Aufzug und dann dankt man das einem mit solchen Provokationen. Wie soll das denn weitergehen? Plündern wir morgen Geschäfte?“, fragt sich der kommissarische Dienststellenleiter verärgert über das ganze Geschehen, das sicherlich Konsequenzen haben werde. "Wir werden das Ganze jetzt noch einmal im Nachhinein analysieren und Schlussfolgerungen daraus ziehen. Was das für den nächsten Aufzug bedeutet, lasse ich jetzt noch offen", so Merk.
In Gruppen des sozialen Netzwerks Telegram, wo sich Teilnehmende der "Spaziergänge" zusammenschließen, wurde die Schuld für die Aggressionen in den Tagen danach bei angeblich eingeschleusten V-Männern gesucht, die den "Spaziergang" in ein schlechtes Licht rücken wollten. Andere machten Menschen verantwortlich, die mit den "Spaziergängen" nichts zu tun hätten, aber aus Lust auf Ärger mitgegangen seien.