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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)
Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

Mit Tricks wollen Kriminelle vor allem ältere Bürger um ihre Ersparnisse betrügen.

Ulm
27.03.2018

Mit diesen Maschen locken Betrüger Bürger in die Falle

Von Sebastian Mayr

Falsche Kredite, falsche Liebe, falsche Polizisten. Kriminelle wollen vor allem Älteren Geld abnehmen – immer wieder mit Erfolg. Drei Beispiele aus Ulm.

Am Anfang klingelt das Telefon. Und am Ende ist das Geld weg. Die Tricks, mit denen Betrüger vor allem Älteren das Vermögen abknöpfen wollen, sind vielfältiger und heimtückischer geworden. Sich Geld zu ergaunern, sei einfacher als je zuvor, sagt der Ulmer Leitende Oberstaatsanwalt Christof Lehr. Die Kriminellen können auf moderne Technik zurückgreifen – und auf das Internet.

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Oliver Chama ist Wirtschaftsstaatsanwalt. Er kann viele Geschichten von Menschen aus Ulm und dem Umland erzählen, die auf Betrüger hereingefallen sind. Da ist der altbekannte Enkeltrick: Ein Anrufer gibt sich als Verwandter aus und bittet um Geld, das ein Bote abholen wird. Der Polizistentrick drängt diese Masche in den Hintergrund. Oliver Chama nennt ihn "pestartig" – weil er sich rasant ausbreitet und das Potenzial hat, die Gesellschaft zu vergiften. Die Zahl der Anrufe hat sich seit 2016 verachtfacht, die Täter kommen vor allem aus der Türkei. "Keine andere Masche hat so viel Konjunktur wie diese, keine andere richtet so viel Schaden an", sagt Chama.

Bei Anrufen von Betrügern wird oft die Nummer 110 angezeigt

Ein Anrufer behauptet, Polizist zu sein. Name und Adresse des Angerufenen seien auf einer Liste bei Einbrechern gefunden worden. Geld und Wertsachen müssten sichergestellt werden. Ein Beamter in Zivil hole alles ab. Oder noch perfider: Der Anrufer behauptet, sein Opfer stehe unter Geldwäscheverdacht und müsse die Wertsachen an einen Beamten übergeben. Oft finden die Täter ihre Opfer im Telefonbuch, sie suchen dort nach Vornamen, die aus der Mode gekommen sind. "Eine Jennifer wird unwahrscheinlicher angerufen als eine Elfriede", sagt Chama.

Klingelt das Telefon, wird oft die 110 angezeigt – manchmal kombiniert mit der Ulmer Vorwahl 0731. Dafür nutzen die Betrüger ein technisches Verfahren namens Call-ID-Spoofing. Greifen hinterher echte Polizisten ein, ist das Vertrauen der Betrugsopfer oft so beschädigt, dass die Ermittlungsarbeit erschwert wird. Immerhin sagt Staatsanwalt Chama: "Die weitaus größte Zahl der Taten geht schief – Gott sei Dank." Dennoch haben vor allem Ältere aus der Region durch den Trick viel Geld verloren: zwischen 5000 und 80.000 Euro. Erst im Januar warfen zwei Ulmerinnen Bargeld und Wertsachen in einem Karton und in einer Tüte aus dem Fenster, wo vermeintliche Zivilpolizisten warteten. Festnahmen gibt es selten – wenn die Opfer vorgeben, auf die Forderungen einzugehen und mit der Polizei eine Falle vorbereiten. Doch die Hinterleute bleiben auch dann im Verborgenen.

"Love Scamming": Betrüger geben sich im Internet als Verehrer aus

Andere tappen ohne Anruf in die Falle. Zum Beispiel in eine, die eine Bande der Nigeria-Connection gestellt hat. Organisierte Täter, die vor allem aus dem westafrikanischen Land kommen, bieten zum Beispiel vergünstigte Kredite im Netz an. Ein Ulmer Unternehmer, der in Immobilien investieren wollte, fiel darauf herein. Er wurde mehrmals nach Paris gelockt, um dort Mittelsmännern Gebühren in bar zu überreichen. Erst für die Vermittlung, dann für die Kreditversicherung. Insgesamt waren es 50.000 Euro, die er für das Darlehen in Höhe von einer Million Euro ausgab. Als der Unternehmer zum dritten Mal etwas bezahlen wollte, hatte er nichts mehr – und wandte sich an die Polizei. Mittelsmänner der Bande wurden nach Ulm gelockt und festgenommen. Einen Fahrer ließen die Ermittler wieder frei, weil er wohl nichts von den Verbrechen wusste. Der Bote steht bald vor Gericht.

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Auf einen anderen Schwindel ist eine 70-jährige Frau aus Ulm hereingefallen, "Love Scamming" genannt. Die Frau war einsam, suchte im Internet nach einem neuen Partner – und fand ihn, vermeintlich. Ihr Chat-Partner gab sich als US-Soldat aus, der in Afghanistan stationiert ist. Er kündigte an, ihr mit der Post eine Millionensumme für die gemeinsame Zukunft zu schicken. Doch dazu müsse die Frau 15.000 Euro als Kaution überweisen. Der Angestellte in der Bank weigerte sich, diese Überweisung auszuführen. Wütend wandte sich die Frau wieder an den vermeintlichen Soldaten. Der kündigte an, er werde einen Boten schicken, der die Summe in bar entgegennehme. Die 70-Jährige gab dem Fremden ihr Geld. Der Chatpartner forderte mehr. Weil die Seniorin nichts mehr hatte, wandte sie sich an einen Verwandten. Der schaltete die Polizei ein. Auch hier wurde der Bote in eine Falle gelockt und festgenommen. An die Hinterleute kamen die Ermittler abermals nicht heran.

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