Ein eigenes Theater hat die Stadt Nördlingen zwar nicht, jedoch ein durchaus anspruchsvolles Theaterprogramm. Just an diesem Mittwoch etwa wird „Die Verwandlung“ nach Franz Kafka im Klösterle gegeben, mit dem bekannten Schauspieler Thomas Loibl in der Hauptrolle. Am Dienstagmittag gibt es im Online-Buchungssystem der Stadt sogar noch ein paar Tickets dafür zu ergattern. Dieses System hat Dr. Franziska Emmerling mit ihrem Team im vergangenen Jahr neu eingeführt. Was in der kommenden Saison im Klösterle zu sehen sein wird, präsentierte sie am Montagabend. Und eines der Stücke war erst 2023, dank einer oscarprämierten Filmadaption, in aller Munde.
Emmerling stellte das Programm im Haupt- und Finanzausschuss des Nördlinger Stadtrates vor. Das hat folgenden Hintergrund: Die Einnahmen aus Eintrittspreisen und Abos decken beim Theaterprogramm bei weitem nicht die Ausgaben für Gagen oder Technik ab. Konkret hat die Leiterin des Kulturbüros für das Programm rund 60.000 Euro Budget zur Verfügung, auf der anderen Seite rechnet sie mit Einnahmen von rund 32.000 Euro. Weshalb es nun an den anwesenden Stadträtinnen und Stadträten lag, dem Programm zuzustimmen. Emmerling machte es ihnen allerdings einfach, denn sie zählte zunächst auf, welchen Vorteil Kultur für eine Stadt und eine Gesellschaft habe.
Oper und Theater im Stadtsaal Klösterle in Nördlingen
Emmerling zitierte zunächst den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der einst gesagt habe: „Denn Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder nach Belieben streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert.“ Hätten Menschen Zugang zu Kultur, dann wirke sich das positiv auf deren Gesundheit, auf ihre Bildung und die Gesellschaft im Allgemeinen aus, erklärte Emmerling und unterfütterte das mit zahlreichen Beispielen. So hätten diese Menschen beispielsweise bessere kognitive sowie Lese- und Schreibfähigkeiten. Anschließend blickte sie zunächst zurück auf das im Jahr 2024 Erreichte - etwa die Veranstaltungen zum Jubiläum des Grundgesetzes oder das 24-Stunden-Festival Rund um Kultur - um dann auf das erste Halbjahr 2025 zu verweisen. Unter anderem stehen die Ateliertage in Nördlingen an.
In der kommenden Theatersaison sollen die Besucherinnen und Besucher folgende Stücke zu sehen bekommen: Am 7. Oktober 2025 beginnt die Saison mit „1984“ von George Orwell, im gleichen Monat, am 29. Oktober, folgt „Knef“, ein biografischer Chansonabend. 2023 wurde die Filmadaption von „Im Westen nichts Neues“, geschrieben von Erich Maria Remarque, mit vier Oscars prämiert. Das Theaterstück wird in Nördlingen am 3. Dezember 2025 aufgeführt. Ein Opernabend folgt am 9. Februar 2026 mit „Tamtam“. Danach kommt eine Komödie ins Ries, „Jugendliebe“ am 18. März 2026. Shakespeares Hamlet als Musical ist am 15. April 2026 im Klösterle zu hören und zu sehen, am 10. Mai können Familien „Die kleine Zauberflöte“ erleben.

Emmerling berichtete, dass in der laufenden Saison im Schnitt 391 Tickets pro Aufführung verkauft worden seien. Was deutlich mehr verkaufte Karten sind als in den vergangenen Jahren. Nur zum Vergleich: 2023/2024 waren es 242. Man muss schon bis in die Saison 2007/2008 zurückblicken, um einen Schnitt von 396 und damit mehr zu finden. Im Ausschuss ging es dennoch um die Frage, warum generell immer weniger Menschen ins Theater gehen. Steffen Höhn, CSU-Fraktionsvorsitzender, überlegte erst, ob mehr Komödien mehr Menschen anziehen würden, sagte aber dann: „Ich bin selbst ratlos.“ Seine Fraktionskollegin Maximiliane Böckh dagegen unterstützte das vorgestellte Programm, weil Schüler so die Möglichkeit hätten, ihre Lektüre auch auf der Bühne zu erleben. Oberbürgermeister David Wittner sagte zum Erreichten im Bereich Kultur 2024: „Die Erfolge sprechen für sich.“ SPD-Fraktionsvorsitzende Gabriele Fograscher sprach von einer beeindruckenden Bilanz.
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