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Foto: Friso Gentsch, dpa
Foto: Friso Gentsch, dpa

In der Nacht zu Sonntag wird die Zeit umgestellt. EU-Parlamentarier Markus Ferber möchte dies abschaffen.

Zeitumstellung 2018
24.03.2018

Warum ist es so schwer, die Sommerzeit abzuschaffen?

Von Norbert Staub, Niklas Molter

Am Wochenende wird wieder die Zeit umgestellt. Markus Ferber möchte die Zeitumstellung schnellstmöglich abschaffen. Wir sprachen mit dem EU-Abgeordneten.

Wie ist der aktuelle Stand in Sachen mögliche Abschaffung der Zeitumstellung?

Ferber: Die EU-Kommission wurde vom Parlament aufgefordert, eine Studie zu erstellen über die Vor- und Nachteile der Zeitumstellung. Wenn ich mir die vorhandenen Studien anschaue, kann das Ergebnis eigentlich nur lauten, dass sie abgeschafft wird. Die Nachteile überwiegen die Vorteile bei weitem.

Warum treten Sie für die Abschaffung der Zeitumstellung ein?

Ferber: Ich leide selbst unter der Zeitumstellung, insbesondere im Frühjahr, wenn die Uhren vorgestellt werden. Ich habe gelernt, dass ich nicht der einzige Mensch bin, dem es so geht, sondern dass viele darunter leiden. Die Zahl der Verkehrsunfälle beispielsweise nimmt im ersten Monat nach der Zeitumstellung zu. Und an einem lauen Sommerabend kann man auch noch mit Normalzeit den Abend wunderbar genießen. Es gibt also eine Reihe von Punkten, die dafür sprechen, sich das zu ersparen.

Also war es auch der eigene Antrieb, der mit hereingespielt hat?

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Ferber: Ich will deutlich sagen, dass wir Studien haben, die belegen, dass es Gesundheitsbeeinträchtigungen gibt. Ich habe zudem sehr viele E-Mails erhalten, eine Umfrage auf Facebook gestartet und ein klares Meinungsbild bekommen. 80 Prozent derer, die sich bei mir gemeldet haben, waren für die Abschaffung der Zeitumstellung. Es geht hier also nicht um mich, sondern um das, was von den Wählern an mich herangetragen wurde.

Wann könnte es zur Abschaffung der Zeitumstellung kommen?

Ferber: Um die Wahrheit zu sagen, 2018 sicher noch nicht. Wenn die Kommission willens ist und die Mitgliedsstaaten bereit sind mitzumachen, könnte das schon im nächsten Jahr greifen. Wenn keiner mitmacht, wird es auch im nächsten Jahr eine Zeitumstellung geben. Das EU-Parlament hat jedenfalls eine klare Willensbekundung für die Abschaffung abgegeben.

Wenn die Zeitumstellung abgeschafft wird: Sollte dann Sommer- oder Winterzeit gelten?

Ferber: Das sollen und müssen die Mitgliedsstaaten selber festlegen. Ich persönlich bin eher für die Normalzeit, wie sie in den Wintermonaten gilt.

Warum?

Ferber: Wenn die Sommerzeit im Winter gelten würde, würden die Schüler ihre erste Pause noch in der Dunkelheit verbringen. Außerdem steht im Sommer beim Feierabendverkehr die Sonne höher, so dass es zu verstärkter Ozonbildung kommen kann. Und die Normalzeit entspricht dem Sonnenverlauf.

Aber man will doch im Sommer gerne etwas länger am Abend das Tageslicht genießen?

Ferber: Ob man an einem lauen Sommerabend länger draußen sitzt, hat meiner Wahrnehmung nach eher mit den Temperaturen als mit dem Tageslicht zu tun.

 

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Foto: Bernhard Weizenegger
Foto: Bernhard Weizenegger

Könnten einzelne EU-Staaten sagen, sie schaffen die Zeitumstellung ab und andere tun das nicht?

Ferber: Das könnte jedes Land selbst entscheiden. Da gab es Diskussionen, aber das ist alles machbar. Da geht es etwa um Flugpläne und Zugfahrpläne. Die Südeuropäer kennen immer schon die Zeitumstellung und würden sie gerne behalten. Ich glaube, das kann man alles, wie es so schön heißt, in der Subsidiarität lösen.

Also wäre es kein Problem, wenn beispielsweise Deutschland und Italien andere Zeiten hätten?

Ferber: Überhaupt kein Problem. Zeitunterschiede hatten wir in der Vergangenheit schon, da ist die Welt auch nicht untergegangen.

Zur Person: Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber ist Vize-Chef des Wirtschafts- und Währungsausschuss im EU-Parlament. Der 53-Jährige ist Vorsitzender der CSU-Schwaben.

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