Das Mickhauser Schloss bekommt ein goldenes Dachl
Plus Er wird ohne Zweifel ein Blickfang: Das Schloss Mickhausen erhält einen neuen Turm mit einem besonderen Dach. So kommt die Sanierung des Schlosses voran.
Mehrere Meter wird der neue Turm den östlichen Flügel des alten Schlosses, das seit fast vier Jahren saniert wird, überragen. Die Zwiebelhaube erhält eine besondere Dacheindeckung: Kupferschindeln sind vorgesehen. Mit ihnen kommt es in Mickhausen zu einer besonderen Begegnung, hinter der Kaiser Maximilian steht.
Kaiser Maximilian und Innsbruck
Das Staudenschloss, das Mitte des 15. Jahrhunderts als Burg gebaut worden war, ging im Jahr 1498 von den Grafen von Freyberg an Kaiser Maximilian. Er ließ die Burg zu einem Jagdschloss umbauen. Damals war bereits ein anderes Projekt des einflussreichen Kaisers am Laufen: Maximilian ließ in Innsbruck das Goldene Dachl errichten. Der spätgotische Erker an der Residenz sollte Macht und Reichtum verkörpern. Er hatte auch Strahlkraft: Denn die über 2500 im Licht strahlenden vergoldeten Schindeln waren schon von Weitem zu sehen. So wird es auch in Mickhausen sein. Dazu trägt in naher Zukunft auch das Erscheinungsbild des vierflügeligen Schlosses bei. Beinahe wäre es verfallen, wenn nicht die Kulturerbe-Stiftung um Mäzen Hermann Messerschmidt eingeschritten wäre. Sie kaufte die Anlage und begann im November 2019 mit der Sanierung. Das Schloss soll mit seiner neuen Orangerie und einem Renaissance-Garten einmal ein kulturelles Zentrum werden.
Ein Dieb im Schloss
In den vergangenen Wochen wurde ein Aufzugschacht im Schloss eingebaut. Außerdem wurde das sanierte Glockentürmchen auf der Westseite wieder aufgebaut. Er trägt bereits die glänzenden Kupferschindeln. Die Glocken fehlen noch. Zur Krönung wird die alte Spitze wieder aufgesetzt. Sie hat allerdings einen Makel: Denn die große Kugel der Spitze wurde nach dem Abbau im Schloss heimlich aufgeschnitten. Der Inhalt, der vermutlich in der Kugel von früheren Bauherren deponiert worden war, ist verschwunden. Der Diebstahl hat den Stiftungsvorsitzenden Wolfgang Knabe mit seiner Frau Edith schwer getroffen. "Jemand muss gewusst haben, was er sucht", sagt Knabe, der Anzeige bei der Polizei erstattet hat. Über den Inhalt der Kugel lässt sich freilich nur spekulieren.
Putz wird wie früher hergestellt
Die Sanierung des Schlosses geht weiter: Am Dach des Ostflügels wurde das gesamte Sims ausgebessert. Auch der Putz der Südfassade. Das Wetter entscheidet, wann die dem neuen Renaissancegarten zugewandte Seite die letzte Putzschicht erhält. "Das passiert wie im Mittelalter", erklärt Architekt Matthias Götz. Auch die Herstellung des Putzes ist historisch. Er besteht nicht aus Zement, sondern wie früher aus Brandkalk, der zuerst gelöscht werden muss. „Gelöschter Kalk“ entsteht aus gebranntem Kalk durch Reaktion mit Wasser. Der Kalk wird als Bindemittel in Putz und Mörtel verwendet. Mit den entsprechenden Farbpigmenten wird der Putz erst einmal angesetzt. "Das alles ist langlebiger", sagt Götz. Die Farbe bleibt lange erhalten - sie ist durch das Verfahren im Putz verhaftet.
Demnächst werden auch die neuen, lichtgrauen Fenster eingebaut. Sie sind der Formsprache des Barock angepasst. Über allen Fenstern mussten Stürze eingebaut werden. In drei Räumen im Schloss wurden die Decken restauriert. Auch viele Gesimse kommen jetzt wieder zur Geltung. In einigen Decken im Schloss gab es bis zur Sanierung große Löcher. Der Putz hatte sich gelöst und war auf den Boden gefallen. Die Ursache für den maroden Zustand fand sich im Dach. Es war über die Jahre undicht geworden, die Deckenbalkenköpfe faulten vor sich hin. Immer mehr Wasser drang ins Schloss ein und sorgte für zum Teil faustgroße Löcher in den Decken. Edith Knabe erinnert sich an einen Schloss-Besuch während eines Sommergewitters: Damals sei ein Wasserstrahl durch die Decke gerauscht. "Es war so, als ob jemand einen Feuerwehrschlauch angeschlossen hat." Damit ist bald Schluss: Der Dachstuhl ist an drei Seiten komplett restauriert und neu eingedeckt.