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Foto: Christian Charisius/dpa
Foto: Christian Charisius/dpa

Tim Meyer, Chefmediziner des DFB, hat mit einer Task Force ein Corona-Konzept für Geisterspiele erarbeitet.

Corona-Krise
15.05.2020

DFL-Konzept: 20.000 Tests und doch keine 100 Prozent Sicherheit

Von Florian Eisele

Wie die Deutsche Fußball-Liag den Spielbetrieb in der Corona-Pandemie fortführen will – und wie schnell alles doch scheitern kann.

Wann genau die Bundesliga wieder an den Start geht, ist derzeit nicht sicher: Vieles spricht gegen den zunächst anvisierten Termin am 9. Mai. Der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist es aber enorm wichtig, jetzt schon darauf hinzuweisen, dass das Sicherheitskonzept für die Bundesliga in der Corona-Pandemie steht – und der Bevölkerung zuzumuten ist.

So wichtig, dass Tim Meyer, Arzt der Nationalmannschaft und Leiter der "Task Force Sonderspielbetrieb" der DFL, sich am Donnerstag eine knappe Stunde Zeit nahm, um via Videokonferenz Fragen zu beantworten.

Ziel der DFL ist ein hohes Maß an Sicherheit

Die wohl wichtigste Information, die Meyer und Barbara Gärtner als Mitglied der Kommission herausgaben, war die: Trotz der Vielzahl von rund 20.000 Tests, die für den Profifußball veranschlagt sind, und trotz aller Sicherheitsmaßnahmen ist die Gefahr, dass am Ende nicht doch eine mit dem Coronavirus infizierte Person einen Bundesligarasen betreten wird, immer noch da. Gärtner sagte: "Wir testen die Spieler einen Tag vor dem Spiel – einen kürzeren Zeitrahmen gibt es nicht. Wir kommen zu einem hohen Maß an Sicherheit, aber zu keiner hundertprozentigen Sicherheit."

Wie Meyer betonte, kommt vor allem den Spielern und Trainern eine große Bedeutung bei: Diese sollen am Spieltag, vor allem aber im Privatleben Regeln einhalten, um für sich selbst das Infektionsrisiko zu minimieren. "Wir können die schönsten Konzepte machen. Aber wenn diejenigen, um die es geht, nicht mitspielen – dann haben wir ein Problem. Die Disziplin ist extrem bedeutsam", betonte Meyer.

Einlaufkinder wird es vorerst nicht mehr geben

Innerhalb des Spieltags sind viele Verhaltensregeln streng reglementiert: Einlaufkinder wird es demnach ebenso wenig geben wie eine normale Anreise für Auswärtsteams. Die Hotelzimmer der Mannschaften werden etwa nicht gereinigt, solange die Profis sich darin aufhalten – alles ist darauf angelegt, das Infektionsrisiko zu senken.

Das Paradoxe daran: Sobald das Spiel läuft, soll alles möglichst normal laufen. Deswegen seien Atemschutzmasken oder andere Schutzmaßnahmen kein Thema gewesen. "Außerhalb des Platzes soll alles unternommen werden, damit es auf dem Platz wie immer ist", sagt Meyer. "Ich kann mir aber vorstellen, dass sich Verhaltensweisen von Spielern ändern." Ob beim Torjubel etwa alle Spieler in einer Jubeltraube aufeinander liegen, die sich in den Tagen zuvor im Social Distancing geübt haben, sei fraglich.

Wird ein Spieler positiv gestestet, würde das keine Quarantäne der Mannschaft bedeutet

Sollte ein Spieler oder ein anderes Mitglied des Funktionsteams übrigens doch positiv auf Corona getestet werden, würde das nicht automatisch bedeuten, dass die komplette Mannschaft zwei Wochen aus dem Spielbetrieb genommen werden muss. In Absprache mit dem örtlichen Gesundheitsamt sollen dann Kontaktketten nachverfolgt und der Infizierte isoliert werden. Meyer glaubt, dass es neue Routinen geben wird: "Für Trainer wird es ungewohnt sein, dass sie am Spieltag nach dem Aufstehen nicht wissen ob sie alle Spieler einsetzen können."

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