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Foto: Tom Weller, dpa
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FCA-Trainer Enrico Maaßen hat seiner Mannschaft einen neuen Stil verordnet: Maaßen-Ball sozusagen.

FC Augsburg
20.10.2022

Giftig, mutig, offensiv: Der FCA spielt jetzt Maaßen-Ball

Von Florian Eisele

Plus Gegen den FC Bayern überrascht der FCA mit einer mutigen Herangehensweise. Trotz der 2:5-Pleite ist das Publikum begeistert – und der Trainer sagt weitere Spektakel voraus.

Den Stimmbändern von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann war es auf der Pressekonferenz nach dem Pokalsieg in Augsburg anzumerken, dass sie während der 90 Spielminuten (vielleicht auch während der 15 Minuten in der Halbzeitpause) beansprucht worden waren. Das reine Ergebnis von 5:2 für den Favoriten drückte nur unzureichend aus, wie sich der FC Augsburg in dieser Partie verkauft hatte. Vor allem die Startphase war spektakulär: Von den zehn Feldspielern lauerten bei Anpfiff neun direkt oder in der Nähe der Mittellinie, um in der Bayern-Hälfte Alarm zu verbreiten. Tatsächlich fiel nach neun Minuten die Führung für Augsburg.

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Später erlangte der FC Bayern zwar mehr und mehr die Kontrolle und drehte das Spiel, doch das Prinzip war das gleiche wie beim 1:0-Sieg gegen den FCB vor einem Monat: Der FCA suchte die Zweikämpfe, setzte die Bayern früh unter Druck und verteidigte auf einer Linie gegen die Angreifer der Bayern – ein Ritt auf der Rasierklinge, schließlich bedeutet dort jeder verlorene Zweikampf eine Torchance für die Münchner.

FCA-Podcast

Beim wilden Hin und Her fehlt dem FCA eine ganze Elf

Maaßen über den neuen FCA-Stil: "Dafür gehen die Leute ins Stadion"

Mutig nach vorne verteidigen, jeden Zweikampf suchen – gegen die qua Selbstverständnis offensiv auftretenden Bayern gab es die Extremvariante des Spielsystems zu sehen, das Trainer Enrico Maaßen seiner Mannschaft verpasst hat. Vor einem Monat mündete das in der bis jetzt einzigen Saisonniederlage der Bayern. Trotz der 2:5-Pleite diente die Art und Weise aber dazu, das Publikum nach Jahren der dürftigen Auftritte wieder für den FCA zu begeistern. Das sah auch Maaßen selbst so: "Dafür gehen die Leute ins Stadion. Wir sind auch bis zuletzt volles Risiko gegangen, im Pokal spielt das Torverhältnis ja keine Rolle."

Mit der Höhe der Niederlage kann Maaßen leben: "Du musst so gegen die Bayern spielen, sonst hast du keine Chance." Ein Lehrstück dafür lieferte das 0:5 des SC Freiburg gegen den FCB. Nach dem SC-Trainer Christian Streich sarkastisch anmerkte: "Man hätte schon mal in einen Zweikampf gehen können."

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Thomas Müller würdigte die Leistung des FC Augsburg.

Thomas Müller über den FCA: "Dann hat Augsburg mehr Qualität als wir"

Warum der FC Bayern in der Startphase vom Spiel des FC Augsburg überrumpelt wirkte, erklärte Thomas Müller nach Spielende so: "Wenn Augsburg diese Art von Spiel spielt, haben die mit dem Stil von Fußball mehr Qualität als wir." Sah auch sein Trainer Nagelsmann so: "Wir sind nicht auf allen Positionen gleich besetzt, was die Körperlichkeit angeht." Als Beispiel führte er das Duell des überragenden, aber immer noch relativ schmächtig wirkenden Jamal Musiala gegen FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw an.

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Es ist ein rauer und kraftvoller Stil, den Maaßen nach den Wochen des Suchens nach einer Formation seiner Mannschaft verordnet hat. Man könnte auch sagen: Der FC Augsburg spielt jetzt Maaßen-Ball. Es ist ein Prinzip, mit dem Augsburg zuletzt vier Spiele ohne Niederlage erreicht hat – und das auch dann zum Tragen kommt, wenn wie gegen die Bayern nahezu eine komplette Elf verletzt fehlt. Florian Niederlechner beschreibt das so: "Wir mussten bis an die Grenzen gehen und leiden, aber es hat riesig Spaß gemacht." Der Funke sei nach der bittersten Saisonniederlage, dem 0:2 gegen Hertha Anfang September, übergesprungen. Danach stellte Maaßen von Dreier- auf Viererkette um, aber vor allem die Dynamik innerhalb des Teams sei seither eine andere, so Niederlechner: "Seit dem Hertha-Spiel ist es der Wahnsinn. Es ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen." Daran ändern auch die vielen Ausfälle nichts: "Wir müssen viel kompensieren, aber da merkt man, was für ein geiler Haufen wir sind. So müssen wir weitermachen."

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Spektakulärer Start: Der FCA ging durch Mads Pedersen gegen die Bayern in Führung.

Die Gelben Karten stören FCA-Trainer Enrico Maaßen noch

Diese positive Grundstimmung ist auch nach zwei Pflichtspielniederlagen in Folge nicht verloren gegangen. Lediglich eine Problematik stört Maaßen derzeit noch: Mit 32 Gelben Karten ist der FC Augsburg unangefochtener Spitzenreiter im Kartensammeln. Zweiter ist der VfB Stuttgart mit 25 Verwarnungen. Es ist eine Konsequenz der zweikampfintensiven Spielweise, zugleich aber auch eine Gefahr. Denn in Köln fehlten beide Innenverteidiger infolge von Gelbsperren. Diese Karten künftig zu vermeiden, sei ebenso Teil eines Lernprozesses, befindet Maaßen. "Wir spielen giftig, aber nicht unfair. Man sieht von uns keine unfairen Fouls, finde ich."

Am Samstag soll es die nächste Runde Maaßen-Ball geben. Gegner ist mit RB Leipzig ein weiterer Champions-League-Teilnehmer. Was dabei wichtig werden wird? So wie gegen Bayern spielen, sagt Maaßen selbst "sonst haben wir keine Chance". Defensiv gut zu stehen und auf Konterchancen zu lauern, wie es lange das Spiel des FCA war, wird es also nicht geben. Maaßen glaubt an den Weg, den er mit der Mannschaft eingeschlagen hat: "Wenn wir so spielen, werden wir auch mal ein Spiel höher verlieren. Aber wir werden auch viele Spiele gewinnen."

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