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Finanzen: Digitaler Euro: Das sind die Pläne der EU

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Digitaler Euro: Das sind die Pläne der EU

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    Bargeld soll es laut EZB auch in Zukunft noch geben.
    Bargeld soll es laut EZB auch in Zukunft noch geben. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa (Symbolbild)

    Die Arbeiten an der Zukunft haben längst begonnen. „Wir werden einen digitalen Euro haben“, bekräftigte Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), vor wenigen Tagen. Da hatte die Euro-Bank gerade die ersten Ergebnisse ihrer öffentlichen Konsultation vorgestellt, mit der sie Vor- und Nachteile eines virtuellen Geschwisterchens für die Gemeinschaftswährung sammeln wollte – und regelrecht überrollt wurde.

    Mehr als 8000 Experten, Verbände, Banken und Verbraucher beteiligten sich. Ergebnis: Es ist noch viel zu tun, aber Lagarde rechnet innerhalb der nächsten fünf Jahre mit dem digitalen Euro als Online-Währung. Die EU-Kommission unterstützt die Pläne. Mit der EZB hat man eine Übereinkunft zur technischen Vorbereitung geschlossen. Man will weder Bitcoin noch Diem, wie das von Facebook initiierte Internet-Geld nach seiner Umbenennung von Libra inzwischen heißt, das Feld überlassen.

    Digitaler Euro für Konzerne und Betriebe

    Für den Verbraucher wird die Einführung des digitalen Euro kaum Veränderungen bringen. An Ersatz für das bisherige Bargeld denkt man weder in Frankfurt noch in Brüssel. Große Konzerne und Betriebe, die auf schnelle Finanzflüsse in alle Teile der Welt angewiesen sind, versprechen sich dagegen von einem virtuellen Zahlungsmittel viel. Experten zitieren dieses Beispiel: Eine Firma fordert für ihre Herstellung in China Komponenten an, die via Luftfracht innerhalb eines Tages nach Deutschland versandt werden. Der hierfür fällige Rechnungsbetrag ist bisher mehrere Tage, mitunter sogar Wochen unterwegs. Mit einem digitalen Euro würde die Zahlung prompt erfolgen – ohne die heutigen Gebühren.

    „Es gibt gravierende Vorteile bei grenzüberschreitenden Zahlungen, vor allem in den Nicht-Euro-Raum“, sagte der CSU-Europaabgeordnete und Währungsexperte der christdemokratischen EU-Parlamentsfraktion, Markus Ferber (CSU), gegenüber unserer Redaktion. „Wir müssen dafür sorgen, dass digitale Währungen die gleiche Sicherheit haben wie der Geldschein im Portemonnaie. Da traue ich der Europäischen Zentralbank mehr zu als Facebook-Chef Mark Zuckerberg“.

    Markus Ferber, CSU: "Nötig ist die gleiche Sicherheit wir beim Geldschein im Portemonnaie"

    Tatsächlich steht die Sicherheit einer Kryptowährung auch auf Platz Eins der Erwartungen, die bei der Umfrage der EZB genannt wurden. Fast genauso wichtig ist vielen, dass ein digitaler Euro anonym nutzbar ist wie Bargeld. „An der Gestaltung der Vision eines digitalen Euros“ gebe es großes Interesse, erklärte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta. Und auch beim Bundesverband der deutschen Banken hieß es in dem schon Mitte 2020 erschienenen Positionspapier „Europas Antwort auf Libra“, ein „entschlossenes Handeln“ sei nötig. Europa befinde sich bei der Digitalwährung „im Rückstand“.

    Markus Ferber sitzt seit 1994 für die CSU im Europäischen Parlament.
    Markus Ferber sitzt seit 1994 für die CSU im Europäischen Parlament. Foto: Verena Rotter

    Doch noch sind viele Probleme ungeklärt, die vor allem den Banken und Sparkassen Sorgen bereiten dürften. Ein digitaler Euro würde bei der EZB als Bank „eingezahlt“, nicht mehr bei den bisherigen Geldinstituten vor Ort. Ferber: „Denen wird dadurch ein wichtiger Hebel zur Wertschöpfung genommen, was bisher ungeahnte Konsequenzen, beispielsweise für die Kreditvergabe für Privatkunden und Betrieben haben wird.“

    An eine rasche Realisierung ist nicht zu denken

    Zwar braucht man die Europäische Zentralbank einerseits, um eine strenge Aufsicht zu garantieren – ein gravierender Unterschied zu den Plänen aus dem Haus Facebook. Auf der anderen Seite aber könnte die Zentralisierung der digitalen Währung die bisherige dezentrale Struktur des Geldmarktes gefährden. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht.

    In Frankfurt will man nun die Umfrage im Detail auswerten und bis Mitte 2021 eine Grundsatzentscheidung für oder gegen einen digitalen Euro treffen. Die Bundesregierung hält sich bisher zurück und betonte lediglich, „aufgrund von Erfahrungen des Eurosystems mit zahlreichen Projekten im Zahlungsverkehr dürfte für ein solches Großprojekt ein mehrjähriger Zeitraum zu veranschlagen sein“. Mit anderen Worten: An eine rasche Realisierung ist nicht zu denken.

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