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Kommentar: Augsburger Aktienbank: Ein fairer Abschied

Kommentar

Augsburger Aktienbank: Ein fairer Abschied

Michael Kerler
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    Ende einer rund 60-jährigen Tradition: Die Muttergesellschaft LVM hat entschieden, dass die Augsburger Aktienbank ihren Betrieb einstellt.
    Ende einer rund 60-jährigen Tradition: Die Muttergesellschaft LVM hat entschieden, dass die Augsburger Aktienbank ihren Betrieb einstellt. Foto: Ulrich Wagner

    Dass die Augsburger Aktienbank am Ende des Jahres schließt, ist ein Verlust auch für diese Region. Die Bank hatte als Direktbank zwar bundesweit Kunden. Mit ihrem Hauptsitz in Augsburg war sie aber auch in Bayerisch-Schwaben stark verwurzelt. Die Bank war eine Anlaufstelle für Kundinnen und Kunden, sie hat sich als Förderer von Sport und Kultur engagiert und interessante Gäste nach Augsburg geholt.

    Die Schließung der Bank ist sicher keine Glanzleistung der letzten Eigentümerin, der LVM Versicherung in Münster. Ja, das Bankgeschäft hatte in den letzten Jahren der Niedrigzinsphase schwierige Zeiten erlebt. Und ja, es ist sicher nicht das Kerngeschäft einer großen Versicherung, eine Bank zu betreiben. Ein Institut zu schließen, einen Standort aufzugeben, ist aber immer das letzte, äußerste Mittel und zeugt nicht gerade von Fantasie.

    Kämpferischer Betriebsrat ist in Krisenphasen entscheidend

    Gut, dass es den Beteiligten gelungen ist, zumindest für große Teile der Bank verschiedene Käufer zu finden. Gut vor allem, dass sich die Augsburger Aktienbank am Ende fair von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verabschiedet hat. Sicher, Verletzungen werden bleiben. Einige betroffene Mitarbeiter werden manche Entscheidungen auch als ungerecht empfinden. Auf jeden Fall aber können sich die Beschäftigten für die Zeit nach dem Jobwechsel oder Jobverlust auf die gezahlten Abfindungen stützen. Die Bank hat zudem die Suche nach neuen Arbeitsplätzen mit Kräften unterstützt.

    Dieser faire Umgang erinnert an die Schließung des Fujitsu-Werks in Augsburg bis zum September 2020. Die japanischen Eigentümer hatten sich damals mit Anstand von der Fertigung am Lech verabschiedet, inklusive Jobbörsen, einer Kooperation mit der Allianz für Arbeit und einer Beschäftigungsgesellschaft.

    Ein Chef, der bis zum Ende blieb

    Im Fall der Augsburger Aktienbank berichten Arbeitnehmervertreter ebenfalls von einem anständigen Umgang. Zu verdanken ist dies auch einem entschlossenen Betriebsrat, der sich für die Belange der Beschäftigten eingesetzt hat. Die Schließung der Bank zeigt, wie wichtig es für Belegschaften ist, gerade in kritischen Phasen von Unternehmen eine Vertretung für ihre Interessen an ihrer Seite zu haben.

    Respekt hat zudem verdient, dass der Chef des Instituts – Lothar Behrens – die Bank nicht nur durch gute Wachstumsjahre führte, sondern auch in den letzten, schwierigen Jahren an Bord blieb. Bis zum Schluss.

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