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Nockherberg 2021: Maxi Schafroth derbleckt aus Schaltzentrale am Nockherberg

Nockherberg 2021

Maxi Schafroth derbleckt aus Schaltzentrale am Nockherberg

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    Maxi Schafroth derbleckt aus Schaltzentrale am Nockherberg
    Maxi Schafroth derbleckt aus Schaltzentrale am Nockherberg

    Die Frage war: Wie schlumpfig grinst wer? Und: Wie ist ein Derblecken ohne Derbleckte? Genauer: Wie ist es, wenn der Unterallgäuer Kabarettist Maxi Schafroth die Fastenpredigt zur Starkbierprobe der Paulanerbrauerei auf dem Nockherberg rein digital hält? Wenn er in einen leeren Saal hinein predigt und die Großen, Nicht-ganz-so-Großen und Gernegroße der Landes- und Bundespolitik, der Corona-Krise geschuldet, via Videokonferenz abwatscht?

    Am Freitagabend gibt er live im BR-Fernsehen Antworten darauf – in einer zunehmend fulminanten, teils bitterbösen Rede. Weniger Derblecken denn Stand-up-Comedy.

    "Ohne Bierdunst, ohne Spezlwirtschaft": Der erste digitale Nockherberg

    Da steht er also der Schafroth Maximilian, dieses Mal in Mönchskutte, beim „ersten Distanz-Nockherberg in der bayerischen Geschichte“. Ohne Live-Publikum, ohne Bierdunst, ohne Spezlwirtschaft, wie er sagt. Ohne Promiauflauf und Singspiel übrigens auch. Dafür mit den Derbleckten auf Monitoren neben und vor sich. Und dann zelebriert er ein „Kanzlerduell“, wie es die Welt so noch nicht gesehen hat. Zugeschaltet haben sich nicht nur Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder aus der Staatskanzlei, sondern auch der CDU-Vorsitzende und Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, Armin Laschet, aus dem Aachener Rathaus. Von dort schickt er gleich einmal Liebesgrüße: Er verstehe, dass Söder unbedingt in Bayern bleiben wolle. Auch dabei ist SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz – mit Schlumpf-Figur, klar.

    CDU-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn habe zu- und wieder abgesagt, sagt Schafroth, der Spahn mit am heftigsten kritisiert. „Schnelltests für alle! Nein, doch nicht. Aufdrehen und röhren wie ein Orang-Utan im Fiat Panda, und bei Grün stirbt ihm der Karren ab“, tadelt er. „Jens, so wird man kein Kanzler.“ Auch für Scholz und die Sozialdemokraten sieht er schwarz. Die SPD komme ihm vor „wie a Bauarbeiter, der über die A 96 lauft ohne Warnweste und denkt: Jaja, die werden mich schon sehen.“ Man brauche leuchtende Themen!“ Die Grünen? Die drehe „der Markus“ ungewürzt durch den Tofu-Wolf.

    Armin Laschet verfolgte den digitalen Nockherberg aus dem Aachener Rathaus.
    Armin Laschet verfolgte den digitalen Nockherberg aus dem Aachener Rathaus. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Eine strahlende Erscheinung ist er in den Augen des Fastenpredigers: der Söder Markus. Von Söder könnten alle lernen: „Streichle Lebewesen mit Fell. Wenn es zu einer Mehrheit nicht reicht, können das natürlich auch die Grünen sein.“ Und: „Gute Nachrichten, egal aus welchem Ressort, immer selber verkünden!“ Ja, der Söder Markus – dieser „Don Juan de Corona“ – überstrahlt den Abend. Meint Schafroth bereits zu Beginn: „Markus Söder in Full HD, und der Hubert schaut verpixelt in die Röhre. Wie im richtigen Leben.“

    Maxi Schafroth stellt Kultusminister Michael Piazolo ein deutliches Zeugnis aus

    Genau, auch Landespolitiker bekommen ihr Fett weg. Vor allem Freie Wähler-Chef und Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger und Kultusminister Michael Piazolo aus derselben Partei. Piazolo, der „Feingeist als Krisenmanager“, wird wegen des stets vom Absturz bedrohten digitalen Unterrichts verspottet; Aiwanger als der ewige Zweite hinter Söder. Der Hubert aber, immerhin, sei „der einzige, der dem Markus noch neigrätscht“. Aiwanger hätte sich kaum ein schöneres Lob aus dem Munde des Fastenpredigers wünschen können. Und der hat sogar ein noch besseres: Der Hubert sei „wie das Ohrenstäbchen, das sich im Saug-Rohr“ von Söders „Dyson-Turbo-Wireless-Ideen-Sauger“ verkante.

    Unterstützung bekam Maxi Schafroth bei seiner Rede am Nockherberg von Blasmusik und Chor. Ansonsten blieb der Saal in diesem Jahr leer.
    Unterstützung bekam Maxi Schafroth bei seiner Rede am Nockherberg von Blasmusik und Chor. Ansonsten blieb der Saal in diesem Jahr leer. Foto: Paulaner

    Am Schluss bedenkt er den Scheuer Andi, dem er beim letzten Mal die Hälfte seiner Rede gewidmet habe, mit ein paar deftigen Sätzen. Der ebenso skandalgeplagte wie Rücktrittsforderungen ignorierende CSU-Bundesverkehrsminister solle doch die Gelegenheit wahrnehmen und mal Entschuldigung sagen. Scheuer habe 580 Millionen Euro versenkt, Stichwort: Mautdebakel, „und schaut unschuldig wie ein Kälbchen kurz vorm Bolzenschuss“.

    Bleibt die Frage nach der Schlumpfigkeit. Während des Bund-Länder-Corona-Gipfels hatte Söder Scholz gerügt: „Da brauchen Sie nicht so schlumpfig zu grinsen.“ Seine Tonalität gefalle ihm auch gar nicht. Schafroth findet am Freitagabend, Scholz schaue wirklich schlumpfig. Scholz lächelt gequält.

    Ein ernster, aufrichtiger Schluss - Maxi Schafroth bleibt sich treu

    Und, fast schon ein Markenzeichen des Fastenpredigers Schafroth: der ernste, aufrichtige Schluss. So lobt er das Biontech-Unternehmerpaar Özlem Türeci und Ugur Sahin für dessen Corona-Impfstoff und bedankt sich bei den Volksvertretern, dass sie uns durch die Pandemie steuern. „Ich glaub’, keiner möchte grad in eurer Haut stecken“, sagt Schafroth.

    Schade eigentlich, dass bei diesem Distanz-Nockherberg nicht gleich auch noch der Kanzlerkandidat der Union, ach was, der neue Bundeskanzler gekürt worden ist. Jetzt, da man in der zurückliegenden Ministerpräsidentenkonferenz und in Talkshows einen Vorgeschmack auf den Bundestagswahlkampf bekommen hat. Maxi Schafroth hätte uns allen vielleicht einiges erspart, auf dem kurzen digitalen Dienstweg auf dem Nockherberg. Denn: „Eine Hand desinfiziert die andere.“ Oder, wie er es nennt: „Beer-Based-Solution-Finding“. Auf der Grundlage von Biergenuss eine Lösung finden. Prosit!

    Die Reaktionen der Derbleckten fielen danach parteiübergreifend fast schon überschwänglich aus. Ministerpräsident Markus Söder fand’s super, Kollege Armin Laschet auch – und Kanzlerkandidat Olaf Scholz habe alles verstanden, sagte er.

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