Augsburger Allgemeine
Richard Mayr
Leitender Redakteur Kultur und Journal
Richard Mayr stammt aus Kaufbeuren. Er studierte an der Goethe Universität in Frankfurt am Main Germanistik, Philosophie und Geschichte. Nach einem Volontariat bei der Allgäuer Zeitung arbeitet er seit 2008 für die Kultur- und Journal-Redaktion der Augsburger Allgemeinen.
Artikel von Richard Mayr
Leise im allerbesten Sinne
Es ist der Alltag, den Max Sessner mit Worten zu Lyrik verdichtet. Es sind Beobachtungen, die ihm, dem Augsburger Buchhändler zufallen. Es sind manchmal auch Gemälde, die dem visuellen Menschen (wie er von sich sagt) im Kopf herumgeistern. Das hat zur Folge, dass Sessners Gedichte gänzlich frei vom hohen Ton sind. In Sessners Lyrik kommen die Augenblicke höchster Erregung nicht vor. Seine Gedichte sind leise im allerbesten Sinn.
Der Brunnen des Anstoßes
Dem Augsburger Bildhauer Klaus Goth (54) ist das bis jetzt sein Künstlerleben lang noch nicht passiert: plötzlich einsetzende vehemente Kritik aus der Bevölkerung an einem Werk von ihm. Die Steine des Anstoßes stehen auf dem Marktplatz von Höchstädt - ein Brunnen aus Kalkstein mit strenger geometrischer Form, der ein wenig an die Formensprache des Barock erinnert. Ein modernes Kunstwerk, das bestimmt nicht auf Provokation angelegt ist.
Ewig häutet sich der Künstler
Künstlerisch lässt sich Michael Victor Jackson nur schwer fassen. Mal malt er realistisch und schießt dabei, bewusst provozierend, weit über die Kitschgrenze hinaus, dann ziehen sich die Arbeiten in reine Abstraktion zurück, steht Malerei und sonst nichts im Vordergrund, dann wieder lehnt sich die Ausgestaltung der Motive stark an naive Malerei an. Darauf angesprochen sagt der 35-jährige Künstler Michael Victor Jackson nur lapidar, dass der Stil mit den Themen komme.
Gott als Hobby?
Religionskritik auf 191 Seiten: Herbert Schnädelbach legt die Glaubensferne unserer Gesellschaft offen. Seine Bestandsanalyse fällt schonungslos aus: "Wir leben jenseits des Christentums." Von Richard Mayr
Zwei Mal Märchen modern - federleicht und wuchtig schwer
So sieht produktiver Kulturaustausch aus: Das Pittsburgh-Augsburg-Projekt, die Zusammenarbeit der Augsburger Studententheatergruppe "Panoptikum" mit der Oyster Theater Company zerstäubte von der ersten Minute an alle Befürchtungen, dass Unpassendes unter dem Modewort "Interkulturell" zu etwas Beliebigem vermengt wird.
Vor dem Paradies
Manchmal muss die Gelegenheit beim Schopf gepackt werden. Als nun im Schaezlerpalais einige der Bilder als Leihgaben für die Ausstellung in Moskau abgehängt wurden, begannen gleichzeitig die Vorarbeiten für die kommende Großveranstaltung in Augsburg: Das komplette erste Stockwerk, in dem sonst die Barockgalerie untergebracht ist, wurde leer geräumt, um Platz für die 110 Meisterwerke der amerikanischen Kasser Art Foundation zu schaffen. Unter dem Ausstellungstitel "Irdische Paradiese" werden die Werke am 25. Juli zum ersten Mal in einem Museum zu sehen sein.
Das geht unter die Haut
Tier und Tod, Blütenduft und die aasigen Ausdünstungen von 600 Schweineblasen bringt die Augsburger Künstlerin Esther Irina Pschibul zusammen. Die Arbeiten, die sie im Kunstverein Bobingen (Galerie im Unteren Schlösschen) zeigt, wirken mit Wucht.
Der Auftakt des popkulturellen Moduls B-Sides hinterlässt Ratlosigkeit
Am Anfang müsste ein Satzzeichen stehen, nur aus optischen Gründen kommt es erst jetzt: ? - Ratlos lässt einen der erste der drei B-Sides-Abende zurück. Was hat da nicht gepasst, wo knirschte der Sand im Getriebe? War die Idee zu verkopft, für Brecht Ständchen zu komponieren? Von Richard Mayr
Selbstbefreiung in der Männer-WG
Stefan Kowalsky, Martin Sterneck und Peter Steiner sind das männliche Gegenereignis zu "Sex and the City". Hochglanzmagazine spielen in ihrer Wohngemeinschaft keine Rolle, dafür kreisen auch bei ihnen mindestens die Hälfte aller Gedanken um das andere Geschlecht. Gabriel Barylli schrieb die Komödie "Das Butterbrot", die im S'ensemble Theater unter der Regie von Sebastian Seidel Premiere feierte.
Die Sintflut muss kommen
Das Theater Augsburg hat im Hoffmannkeller "Die Kaperer" inszeniert. Dem Stück und den Schauspielern wurde freier Lauf gelassen. Von Richard Mayr