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Foto: Boris Roessler, dpa (Symbolbild)
Foto: Boris Roessler, dpa (Symbolbild)

Bei der Entscheidung zwischen dem Neubau oder dem Erwerb einer Immobilie gibt es viele Faktoren zu beachten.

Immobilien
18.03.2022

Kaufen oder bauen? Eine Expertin gibt Tipps, was sich für wen mehr lohnt

Von Quirin Hönig

Plus Wer in die eigenen vier Wände einziehen will, steht schnell vor der Frage: Selbst bauen oder kaufen? Beides hat Vor- und Nachteile, die man vor der Entscheidung kennen sollte.

Wer in einem eigenen Haus oder in einer eigenen Wohnung leben will, hat zwei Möglichkeiten: eine bestehende Immobilie zu kaufen oder eine neue zu bauen. Beides hat Vor- und Nachteile – weshalb sich zukünftige Immobilienbesitzerinnen und -besitzer gut überlegen müssen, welchen Weg sie gehen.

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Ulrike Kirchhoff, Vorsitzende von Haus und Grund Bayern, erläutert, worauf sie achten müssen. "Der erste Gedanke sollte sein, wo die Immobilie liegen soll und was genau man braucht", sagt die Expertin. Schon dadurch könne meist eine der beiden Optionen ausgeschlossen werden. Denn in zentraler Lage in Ballungsräumen sei Bauland rar und teuer oder gar nicht vorhanden. Wer dort suche, habe meist nur die Option, eine schon bestehende Immobilie zu kaufen. Wer selbst bauen will, hat dagegen die Möglichkeit, die eigenen vier Wände ganz nach den Wünschen zu gestalten – ist aber an eigens ausgewiesene Baugebiete gebunden.

Die Lage und die eigenen Ansprüche an die Immobilie sind wichtige Faktoren

Lage: Bei der Ortswahl müssen sich zukünftige Immobilienbesitzerinnen und -besitzer die Frage stellen: Welche Läden und Orte braucht man regelmäßig im täglichen Leben und wofür kann man weitere Wege auf sich nehmen? Sind Supermärkte in der Nähe? Wie weit ist es zur nächsten Bushaltestelle oder zum nächsten Bahnhof? Viele dieser Anforderungen an die Umgebung hängen dabei auch von den eigenen Lebensumständen ab, erklärt Kirchhoff. Wer auf ein Auto verzichtet, interessiert sich nicht für Parkplätze. Eltern oder Menschen, die eine Familie gründen möchten, müssen sich Gedanken über Kindergartenplätze und Schulen in der Nähe machen. Für älterer Menschen kann der Zugang zu medizinischer Versorgung ein Faktor sein.

Gestaltung: Bei den Ansprüchen an die Immobilie selbst sollte man sich fragen, wie viele Räume man benötigt und wie diese ausgestattet sein sollen, erklärt Kirchhoff. Braucht man ein ganzes Haus oder reicht eine Wohnung? Kann es auch ein Reihenhaus sein oder soll die Immobilie frei stehen? Will ich einen Garten oder einen Balkon und wenn ja, wie groß soll dieser sein? Wenn die Ansprüche mit denen der Allgemeinheit übereinstimmen, kann man gut aus den vorhandenen Immobilien auswählen. Wer spezielle Wünsche habe, auf die er nicht verzichten wolle, müsse selbst bauen, erläutert Kirchhoff.

Auch bei einer Bestandsimmobilie können Baumaßnahmen auf einen zukommen

Kosten: "Ein Haus heutzutage zu bauen oder zu kaufen ist teuer", sagt Kirchhoff. Bei Neubauten steigen die Kosten unter anderem wegen einer Knappheit an Baumaterialien, strengeren Bauvorschriften und hohen Grundstückspreisen. Weil deswegen weniger Immobilien gebaut werden, steigt auch die Nachfrage nach Bestandsimmobilien, was höhere Kaufpreise zur Folge hat. In der Regel ist es aber bei gleicher Lage meistens günstiger, ein Haus zu kaufen, als eines zu bauen.

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Die meisten Menschen nehmen für eine Immobilie einen Kredit auf. Diese Darlehen sind meist so ausgelegt, dass sie bis zum Lebensende abbezahlt werden. Für ältere Personen kann es deshalb schwieriger sein, einen Immobilienkredit zu bekommen, weil Banken befürchten, dass das Geld nicht zurückgezahlt wird.

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Zeitaufwand: Ebenfalls zu bedenken ist, bis wann man die Immobilie braucht. Ein Neubau ist sowohl zeitlich als auch vom persönlichen Aufwand ein größeres Unterfangen als ein Kauf. "In der Regel wird man Bestandsimmobilien schneller beziehen können", sagt Kirchhoff. Bauen ist langwieriger und als Bauherrin oder Bauherr müsse man sich viel mehr mit seinem Projekt beschäftigen, als wenn man nur kauft. Aber nicht jedes Bestandsgebäude ist sofort bewohnbar. Ältere Immobilien müssen oft saniert oder modernisiert werden, bevor sie bezogen werden können. Manche fallen sogar unter den Denkmal- oder den Ensembleschutz. Dadurch gibt es besondere Auflagen für Baumaßnahmen, was das Herrichten einer solchen Immobilie erheblich zeitintensiver und teurer machen kann.

Beim Immobilien-Erwerb sollte man auch auf die zukünftigen Lebensumstände achten

Zukunftsplanung: Wichtig sei auch der Blick in die Zukunft, sagt Kirchhoff. Wer eine Immobilie selbst nutzen will, plant meist, länger vor Ort zu bleiben. Deshalb sollten Besitzerinnen und Besitzer nach Ansicht der Expertin darauf achten, ob die Immobilie auch wandelnden Lebensumständen entspricht. Ist genug Platz vorhanden, wenn man eine Familie gründen will? Und wie barrierefrei ist die Immobilie? "Barrierefreiheit ist nicht nur etwas für Ältere", sagt Kirchhoff. Als junger Mensch mache man sich oft keine Gedanken darüber. Dabei sei es wichtig, das mitzudenken. Zum einen, falls man wegen einer Verletzung oder im Alter darauf angewiesen ist. Zum anderen sei die Barrierefreiheit auch für neue Käufer ein gutes Argument, sollte die Immobilie wieder verkauft werden.

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Im Idealfall lässt man sich mit dem Bau oder dem Kauf einer Immobilie für den Rest seines Lebens nieder. Jedoch kann ein Umzug etwa aus beruflichen Gründen nie vollständig ausgeschlossen werden. Bei einem zu erwartenden Ortswechsel sollte man sich die Anschaffung von Wohneigentum gut überlegen, sagt Kirchhoff. In Ballungsgebieten kann eine Immobilie auch als Geldanlage betrachtet werden. Diese könne dann vermietet oder wieder veräußert werden. In nicht so gefragten Regionen sei es allerdings fraglich, ob es sich lohnt, Wohnungseigentum zu erwerben, das man in Zukunft möglicherweise nicht selbst bewohnt.

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