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Foto: Florian Sanktjohanser, dpa
Foto: Florian Sanktjohanser, dpa

Wie wahrscheinlich ist es heuer, dass Skifahrer überhaupt in den Winterurlaub fahren können?

Ski-Tourismus
27.11.2020

Corona-Beschränkungen in Bayern: Das müssen Sie zum Skifahren wissen

Von Maria Heinrich

Wo kann man in diesem Winter Skifahren gehen? Und wie gefährlich ist Skifahren während der Corona-Pandemie überhaupt? Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ende November, Anfang Dezember. Es ist die Zeit, in der viele Menschen in Bayern auf den ersten Schnee, gar auf weiße Weihnachten hoffen. Und wenn dann die ersten Flocken fallen, beginnen auch die Skifahrer damit, sich den nächsten Wintersporturlaub in den Bergen auszumalen. Doch mit Abfahrten, Buckelpiste und Co. hat es sich erstmal ausgeträumt. Denn die verlängerten und verschärften Corona-Maßnahmen im Freistaat machen einen Skiurlaub heuer praktisch unmöglich. Lesen Sie hier die wichtigsten Fragen und Antworten, was Skifahrer beachten müssen:

Welche Corona-Regeln in Sachen Skifahren gelten jetzt in Bayern?

Es war eine Hiobsbotschaft für Hunderttausende Skisportler im Freistaat, als die bayerische Landesregierung die Verlängerung und Verschärfung der Corona-Maßnahmen bekannt gab: Skitourismus wird - sofern er auf Liftbetrieb baut - wegen der Corona-Pandemie für Urlauber wie für Tagesausflügler bis in den Januar hinein praktisch nicht möglich sein. In Bayern dürfen Skilifte, Seilbahnen und die dazugehörige Gastronomie während des Lockdowns bis 20. Dezember nicht öffnen.

Was gilt, wenn ich für einen Tagesausflug in ein Skigebiet im Ausland reise?

Die bayerische Staatsregierung kann einen Skiausflug nach Österreich oder in die Schweiz nicht verbieten. Denn die Entscheidung, die Grenzen zu schließen, liegt beim Bund. Jedoch macht der Freistaat Skireisen nun möglichst unattraktiv - und zwar mit einer erweiterten Quarantänepflicht. Das bedeutet: Wer in ein Risikogebiet reist, als das gegenwärtig unter anderem die Alpenländer Österreich, Schweiz und Liechtenstein eingestuft sind, muss bei der Rückkehr nach Bayern zehn Tage in Quarantäne. Das gilt ab Dezember auch für Tagestouristen. "Halb Europa ist im Frühjahr von Ischgl aus mit infiziert worden", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit Blick auf den österreichischen Skiort, der für Massentourismus im Schnee steht. Im vorigen Winter waren von einer Après-Ski Bar in Ischgl zahlreiche Infektionen in vielen Ländern Europas ausgegangen.

Gibt es Ausnahmen von den Beschränkungen des Skitourismus?

Ja, die gibt es. Wie Söder erklärte, seien von den neuen Einschränkungen Skiwandern, Skitourengehen oder Skilanglauf in Bayern nicht betroffen, solange sie nicht auf einen Liftbetrieb bauten. Gegen die reine Bewegung in der freien Natur sei nichts einzuwenden, sagte Söder.

Wie wird das Thema Skifahren in anderen Ländern gehandhabt?

Die Schweiz und Österreich, die Hauptdestinationen für deutsche Skitouristen, wollen ihre Skigebiete - anders als Bayern - bislang nicht schließen. "Wenn jemand einen Lift verwendet, dann ist das ähnlich, wie wenn er ein öffentliches Verkehrsmittel verwendet. Anhand dieser Gesichtspunkte muss man Entscheidungen treffen", hatte Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz gesagt.

Was gilt, wenn ich bereits einen Skiurlaub gebucht habe?

Kann ein Hotelier oder Vermieter seine Unterkunft aus behördlichen Gründen nicht anbieten, muss der Gast nach deutschem Recht nichts dafür bezahlen. Das heißt: Ein in Deutschland bereits gebuchter Urlaub kann kostenlos storniert werden. Der Gast muss sich dabei auf die sogenannte "Unmöglichkeit der Leistung" berufen, wie die Verbraucherzentrale Bundesverband erklärt. Dann darf er kostenlos von der Buchung zurücktreten und Anzahlungen zurückfordern. Bei einem Urlaub im Ausland kann es anders aussehen. Viele Wintersportgebiete haben ihre Stornierungsbedingungen angepasst.

Wie soll es für Skifahrer im neuen Jahr weitergehen?

Was nach dem bis 20. Dezember verlängerten Teil-Lockdown in Bayern passieren wird, ist zwar noch nicht klar. Doch Ministerpräsident Söder machte bereits deutlich, dass die Staatsregierung jegliche Art von Skizirkus bis auf Weiteres für unverantwortlich hält. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, dessen Partei Freie Wähler eine moderatere Linie beim Skitourismus befürwortet hatte, hofft auf eine einheitliche Regelung, sobald die Infektionszahlen dies erlauben. Bis dahin müssten für die Unternehmen wie Seilbahnbetreiber und Gastronomen die Einnahmeausfälle mit Geld ausgeglichen werden.

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Wie hart würde ein Ausfall der Skisaison die Branche treffen?

Die Liftbetreiber in Deutschland lehnen eine Schließung aller Skigebiete ab. Ein Wintersportverbot wäre für die betroffenen Regionen katastrophal und zudem unverständlich, sagte Matthias Stauch, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Deutscher Seilbahnen (VDS). Bewegung an der frischen Luft sei gesund. Das Infektionsgeschehen in Ischgl in der vergangenen Wintersport-Saison sei nicht vom Skibetrieb ausgegangen. "Es kommt nicht vom Skisport. Wir wollen bei uns kein Halligalli", betonte er.

Ein Wintersportverbot würde viele Betreiber an ihre Grenzen bringen. "Das ist für unsere Betriebe existenzbedrohend", sagte Stauch. "Wenn uns jetzt zwischen den Weihnachtsfeiertagen und dem 10. Januar das Geschäft wegbricht, ist das katastrophal." Die vorzeitig beendete Wintersaison 2019/2020 habe die Bilanzen belastet, sagte Vorstandsvize Christine Kury. Rund 27 Prozent der Einnahmen seien weggebrochen. Der Sommer sei mit einem Plus von 16,5 Prozent zum Vorjahr "sehr gut" ausgefallen. Der Winter sei aber das stärkere Geschäft.

Wie riskant ist es, sich beim Skifahren mit Corona zu infizieren?

Es gibt einige Virologen, die dem Skitourismus momentan skeptisch gegenüberstehen - aus verschiedenen Gründen. Zum einen geben sie zu bedenken, dass es nicht klug wäre, viele Menschen gleichzeitig in den Skigebieten zusammenkommen zu lassen. Zum anderen sollten die Krankenhäuser vor Ort entlastet werden. Sorge bereitet den Experten oft nicht das eigentliche Skifahren, sondern vielmehr die Situation an und in den Liften. Man könne zwar die Besucherzahlen reduzieren. Doch die Betreiber seien von einer bestimmten Besucherzahl anhängig, damit sich der Betrieb überhaupt wirtschaftlich lohne. In irgendeiner Weise müssten die Menschen sich außerdem aufwärmen und würden sich dann unausweichlich in Innenräumen treffen. Realistisch betrachtet sei Skifahren also wahrscheinlich nicht besonders sicher, so Virologen. (mit dpa)

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